Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (31): Lieber Roland Schmid, lieber Martin Bruckner!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag wenden wir uns erstmals an zwei Adressaten …

Lieber Roland Schmid!

Lieber Martin Bruckner!

Das nenne ich Wahlkampf! Die (Sport-)Presse überschlägt sich schon wochenlang mit Berichten über die kommende Präsidentschaftswahl des SK Rapid Wien. Jeden Tag gibt es neue Updates aus Hütteldorf und jetzt beginnt die heiße Phase: Ihr und eure Mitstreiter werbt nun nicht mehr nur für euch selbst, sondern legt euch auch proaktiv mit dem Programm des Gegners an. Jetzt geht’s los – wie man in der Fußballsprache sagt. Lobenswert muss aber erwähnt bleiben, dass persönliche Angriffe bisher ausgeblieben und – sollte man euren Worten Glauben schenken – auch nicht für die Schlussoffensive geplant sind.

Die Intensität dieses Wahlkampfes ist jedenfalls aus mehreren Gründen bemerkenswert: Zunächst dürfen wir nicht vergessen, dass es darum geht das höchste Ehrenamt eines Sportklubs in einem winzigen (weltpolitisch vollkommen unbedeutenden) Land, das auf einem durchschnittlichen Planeten in einer Galaxie die Milliarden Schwestern und Brüder hat liegt, zu wählen. Für den Weitergang des Universums ist der oberste Grün-Weiße also eher semi-bedeutend. Oder anders ausgedrückt: Es ist vollkommen blunzn, wer von euch beiden das Rennen macht.

Weiters sind die Versprechen und die Hoffnung, die – auf Veränderung von dir, Roland, und auf baldigen Erfolg durch Weitermachen von dir, Martin, – geschürt werden, zweifelhaft. Der amtierende Präsident Krammer hat es klar gesagt: „Man darf doch nicht glauben, man geht hin und dreht den Knopf um und alles wird super!“ Rapid ist Rapid. Die Eingefleischtesten unter den Fans stilisieren den Verein zur Religion hoch, am anderen Ende des Spektrums lässt der Klub kaum einen Fußballinteressierten kalt. Und genau das ist das Problem: Die Hysterie, die Rapid in die sportliche Misere gebracht hat, ist dritter Protagonist der Abstimmung. Spätestens seit sich Ex-Präsi Edlinger, der vor sechs Jahren Stein und Bein schwor nie öffentlich am „Balkon der Muppets“ mitzukommentieren, zu Wort meldete, wird die Angelegenheit rapidwürdig (Nein, das meine ich nicht positiv) diskutiert. Das Gefühl nun eine Grundsatzentscheidung treffen zu müssen, wird vielen Mitglieder wohl schlaflose Nächte bereiten und das obwohl der Klub in seiner satzungsmäßigen Ausgestaltung als Mitgliederverein wohl kaum Gefahr läuft, dem Teufel anheimzufallen.

Vermutlich geht der heiße Tanz am 25. November erst richtig los, aber – liebe Kandidaten – einer von euch wird am Ende der Versammlung seine Sternstunde erleben. Frei nach Oscar Wilde: Wir liegen alle in der rue de la gack, aber manche von uns betrachten den Himmel.

Alles Gute für den Endspurt wünscht euch

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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