Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (35): Lieber Yusuf Demir!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an einen jungen Offensivkünstler…

Lieber Yusuf Demir!

Seit gestern bist du der jüngste Rapidler aller Zeiten und hast den von Veli Kavlak aufgestellten Altersrekord geknackt. In der 82. Minute wurdest du beim Spiel Admira gegen Rapid für Thomas Murg eingewechselt. Didi Kühbauer sprach nach dem Spiel von deinem unglaublichen technischen Potential und davon, dass man einen so hochtalentierten Spieler in diesem Alter nur ausnahmsweise einsetzt. Talentemanager Steffen Hofmann hat gesagt, dass Rapid eine gute Perspektive bietet und man dich aus diesen Gründen überzeugen konnte, drei Jahre bei den Hütteldorfern zu unterschreiben.

Es ist nicht immer leicht für einen Jungen plötzlich in der Kampfmannschaft zu sein. Da gelten andere Maßstäbe, da sind manche doppelt so alt und viel erfahrener. Als Juwel wird man im Nachwuchs mit Samthandschuhen angefasst, gerade in Österreich gehen wir oft überschwänglich mit jungen Talenten um. Da kann es schon mal krachen, wenn man in die große Fußballwelt kommt. So ist es wahrscheinlich bei deinem Teamkollegen Christoph Knasmüllner gelaufen. Eine gute Basis ergibt nicht immer automatisch eine große Zukunft. Da gehört viel mehr dazu und oft ist auch niemand „schuld“, dass es letztendlich nicht funktioniert hat.

Lieber Yusuf, hoffentlich bleibst du am Boden. Damit meine ich nicht, dass du es schaffst, dich nicht für den größten Kicker aller Zeiten zu halten, Starallüren zu entwickeln und viele Begleitumstände wichtiger werden als die Arbeit am Platz. Ich meine viel mehr, dass auch du weißt, dass es nicht zwingend mit der großen Karriere klappen muss. Natürlich müssen die Weichen früh gestellt werden, um später die Früchte des Erfolges zu ernten. Aber die sicheren Triumphe zu erwarten ist einfach falsch. Entwicklung ist Poker und keine Rechnung. Es ist toll als 16-Jähriger in der Ersten zu spielen, daran zu arbeiten und zu glauben, dass es weitergehen wird. Aber bitte immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass der Weg auch zu Ende sein kann, ohne dass er zu höheren Weihen geführt hat.

Alles Gute für die Zukunft wünscht dir

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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