Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (44): Lieber Ferdinand Feldhofer!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an den Neo-Coach des WAC…

Lieber Ferdinand Feldhofer!

Du bist einer der Sonnyboys des österreichischen Fußballs: Frisch, saftig, steirisch. Der zweite Bundesligaspieler aus dem rund 5.000 Einwohner starken Vorau. Der andere Kicker ist übrigens – du weißt es ohnehin – der immer noch aktive Mario Sonnleitner. Er spielt (wie einst du) für Rapid Wien und für genau diesen Verein hast du eines der wichtigsten Tore der 2000er-Jahre geschossen: Das Kopf-Oberarm-Eins-zu-Null gegen die Admira, das entscheidend für den Meistertitel 2005 wurde. Damals brachen beim Rekordmeister alle Dämme und du bist – nicht nur wegen diesem „Golden Goal“ – Publikumsliebling im Westen der österreichischen Hauptstadt.

Lieber Ferdl, du hast eine tolle Karriere als Spieler hingelegt, warst in deiner 15-jährigen Bundesligalaufbahn nicht nur bei Rapid, sondern auch bei Sturm und Wacker Innsbruck engagiert. Du hast stets deinen Mann gestanden – als verlässlicher Verteidiger, der die Knochen hinhält. Spöttern, die dich nur als holzgeschnitzten Antitechniker abtun, sei gesagt, dass kein Badkicker bei solchen Bundesligavereinen sein ganzes Profisportlerleben verbringen kann. Du warst kein Mitläufer, sondern bist immer als ehrliche Haut mit Führungsfähigkeiten rübergekommen. Hätte es Steffen Hofmann nicht gegeben, wärst du wohl ein passender Kapitänskandidat für Rapid gewesen.

Jetzt bist du in einer Position, in der du nur gewinnen kannst: Alles ist möglich, aber nix ist fix. Erst 2015 hast du deine Karriere als Cheftrainer in deiner Heimat beim SV Lafnitz begonnen und schnell Erfolg gehabt. Mit den Oststeirern wurdest du 2017/18 Meister und bist in die Zweite Liga aufgestiegen. Erst danach hast du UEFA-Pro-Lizenz erhalten. Learning by doing quasi. Vielleicht hattest du nur Glück, einen guten Lauf. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht bist du einfach am richtigen Platz. Lafnitz stand jedenfalls auf Platz 4, als dich der Ruf des Wolfsberger AC ereilt hat. Du hast selbst gesagt: „Das heißt aber nicht, dass im Frühjahr nicht mehr gegangen wäre. Wir haben im Herbst schon auch noch einige Punkte hergeschenkt. Wir hatten im Schnitt ein Drittel mehr Chancen als unsere Gegner, haben uns in der Chancenauswertung aber oft nicht belohnt.“

Jetzt, als Bundesliganeuling, fehlt es dir natürlich an Erfahrung, aber nicht an einer klaren Linie. Leicht wird es nicht, schließlich sind dem WAC gleich drei Stammkräfte abhandengekommen. Das wird dich aber nicht davon abhalten „giftig“ (O-Ton) und intensiv spielen zu lassen und keinen Angsthasen-Fußball zu betreiben. Tugenden wie Beharrlichkeit, Motivation und Ehrgeiz kannst du gut vermitteln, denn dafür steht auch deine Karriere. Du verfügst über eine Persönlichkeit, die gut zur Mentalität „kleinerer“ Klubs passt: Du kannst einem Jungspund oder einfachem „Fußwerker“ glaubwürdig begreiflich machen, was man alles erreichen kann, wenn man Herz, Verstand und Tatkraft in die Waagschale wirft: Was dann rauskommt, wird man sehen.

Viel Erfolg wünscht dir

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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