Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (65):  Lieber Deni Alar!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an einen Stürmer, der gerade zu Rapid Wien zurückgekehrt ist …

Lieber Deni Alar!

Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, als ich Freitagnachmittag gelesen habe, dass du auf eine neue Chance beim SK Rapid Wien hoffst. Ich habe dich gar nicht mehr mit den Grün-Weißen in Verbindung gebracht. Ehrlich gesagt, musste ich sogar nachschauen bei welchem Klub du zuletzt gekickt hast, denn du warst komplett von meinem Fußballradar verschwunden.

Dabei weiß ich es noch ganz genau, wie es war, als du 2011 den Sprung von Kapfenberg in die Bundeshauptstadt gewagt hast: Damals war Werner Gregoritsch Trainer der Obersteirer und du galtst als eine der heißesten Stürmer-Transferaktien Österreichs. Rapid hat das Rennen um dich gemacht und schnell wurde kolportiert, dass du dem Klub auch persönlich positiv zugetan seist. Ein effizienter, mentalstarker Stürmer, der bescheiden und bodenständig wirkt – das passte zu einem Verein, der sich stets bemühte als sympathischer Traditionsklub zu gelten. Anfangs schien die Rechnung aufzugehen: Du warst erst 22 Jahre jung, hast dir aber trotzdem im Spiel um den Aufstieg in der Europa-League-Qualifikation in der Nachspielzeit einfach den Ball geschnappt und zum erlösenden Tor verwertet. Schon im Hinspiel hast du damals in der 96. Minute keine Nerven gezeigt und getan, was ein Stürmer eben tun muss. Unbekümmert aber trotzdem fokussiert – das ist eine Kombination, die gar nicht so häufig auftritt. Du warst verlässlich, allerdings haben dich Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. 2016/17 bist du schließlich zu Sturm gewechselt, nachdem du nur mehr sporadisch als Joker zum Zug gekommen bist. In Graz hast du dich bewährt und in 70 Spielen 36 Treffer für die Blackies erzielt. Rapid wollte dich nur zwei Saisonen später wieder zurückhaben und luchste dem Konkurrenten aus der Steiermark somit gleich den Kapitän ab.

Lieber Deni, man hat den Eindruck Rapid ist eine Herzensangelegenheit für dich. Dabei hast du wirkliche Wertschätzung eigentlich nur von den Fans erfahren. Den Grazer Anhängern hast du mit deinem Wechsel das Herz gebrochen – Spieler mit deinem Charakter sieht man nämlich überall gern. Einst hat man dich in Hütteldorf (mehr oder weniger) durch die Hintertür verabschiedet und doch kamst du frohen Mutes zurück. Und jetzt? Auch Didi Kühbauer hat dir letzten Sommer gesagt, dass er nicht mehr mit dir plant. Das hält dich aber nicht davon ab nochmal alles reinzuwerfen. Vielleicht spürst du ‑ genauso wie viele Fans ‑, dass du der „Neuner“ bist, den dieser Verein braucht. Du bist jemand, der nie aufgibt und keine Aufregung kennt. Schade, dass es sportlich auf Dauer nicht geklappt hat, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Egal wie es kommt, du wirst nicht weglaufen, sondern dich der Situation stellen. Und daran können sich viele ein Beispiel nehmen.

Einen schönen Urlaub und guten Trainingsstart wünscht dir

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag