Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (76): Lieber Lukas Spendlhofer!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an einen (Noch)‑Grazer…

Lieber Lukas Spendlhofer!

Es liegt wahrscheinlich wirklich daran, dass ich Nostalgikerin bin, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, als dich ein österreichisches Fußballportal gemeinsam mit Christoph Knasmüllner in Mailand besucht hat. Du warst erst 17 Jahre alt, als du in die Akademie des renommierten italienischen Klubs gewechselt bist. Bei den „Nerazzurri“ hast du bald zusammen mit Stars wie Eto’o oder Sneijder trainiert, grundsätzlich aber in der „Primavera“ gespielt. Und wie du gekickt hast. Als Stammspieler bist du sogar Meister geworden. Für einen Verteidiger gab es bei Inter besonders viel zu lernen: Schließlich legt der italienische Fußball traditionellerweise viel Wert auf Defensivarbeit und Taktik. Es war eine Lebensschule, die dich stark geprägt haben muss, was man denken könnte, wenn man weiß, dass dein Sohn einen italienischen Vornamen hat.

Aber natürlich ist es besonders hart in der Serie A seinen Durchbruch zu schaffen, deswegen war klar, dass für dich Leihgeschäfte folgen würden: Sturm Graz hat dich schließlich fest verpflichtet, seit 2014 bist du in der Steiermark zuhause. Hier hast du dich auch zum festen Teil der Mannschaft gemausert, warst zeitweise Kapitän und Rückhalt der „Blackies“. Doch jetzt?! Im Sommer wurdest du aussortiert, trainierst nicht mehr mit der Mannschaft mit, man munkelt, Sturm wolle dich loswerden. Ich frage mich: Warum? Es gibt jede Menge Gerüchte: Disziplinprobleme, Streit mit dem Trainer, Preis vs. Leistung im Missverhältnis, usw.

Lieber Lukas, das kann ich fast nicht glauben. Ja, als du Ende 2019 einen großartigen Dreijahresvertrag unterschrieben hast, setzte man die Hoffnung in dich, dass du ein wichtiger Führungsspieler bleibst und den nächsten Schritt machst. Damals haben dich zahlreiche deutsche Zweitligisten umworben und du hast dir deine Vereinstreue dementsprechend bezahlen lassen. Und jetzt? Nicht einmal ein Jahr später wollen die Sturm-Verantwortlichen deinen Vertrag auflösen. Ich finde das schade. Ich halte dich für einen intelligenten jungen Mann, der ein guter Kicker ist. Du hast gut zu Sturm gepasst, die ja schon seit einer Weile den Weg mit Eigenbauspielern und jungen Österreichern beschreiten. Ich dachte, auch du würdest eine Legende in schwarzweiß werden. Tja, aber nachdem dein Wechsel nach Griechenland geplatzt ist, gebe ich jedenfalls die Hoffnung noch nicht auf, dass es vielleicht doch noch etwas wird. Hast du sie schon aufgegeben?

Das fragt dich

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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