In einer spannenden Sonntag-Partie mühen sich starke Salzburger zum Sieg. Bei Sturm hakt man die Niederlage ab und blickt im Kampf um einen Champions-League-Startplatz... Brutalofoul leitet Wende ein: RB Salzburg kämpft Sturm Graz mit 2:1 nieder

Franco FodaIn einer spannenden Sonntag-Partie mühen sich starke Salzburger zum Sieg. Bei Sturm hakt man die Niederlage ab und blickt im Kampf um einen Champions-League-Startplatz auf das Duell gegen Tabellenschlusslicht Admira.

Manche haben Red Bull Salzburg bereits vor der Saison als Meister gesehen. Im Laufe der Meisterschaft spielte man sich einen respektablen Vorsprung heraus. Allerdings erstarkte die Konkurrenz in den ersten Spielen nach der Winterpause. So war die Ausgangsposition vor dem Spiel eine spannende für die gesamte Liga. Gewinnt Sturm Graz das dritte Mal in Serie in Wals-Siezenheim, wird die Saison noch einmal spannend. Somit gäbe es bei einem Sturm-Erfolg gleich drei Verfolger, die den Bullen zwar nicht unmittelbar, aber doch mit kleinerem Abstand, als man es erwartet hätte, im Nacken sitzen.

Der amtierende Meister ist es aber, der die erste Chance der Partie hat. Soriano setzt sich auf links durch, flankt zur Mitte und Sabitzer köpft in die Hände von Christian Gratzei. Die Gäste aus Graz kommen indes nur selten nach vorne, legen ihr Spiel von Beginn weg auf Konter an. Für ein konsequentes Defensivverhalten wirkt man aber zu unsicher. Nach einer ersten Abstimmungsschwierigkeit zwischen Gratzei und Madl gleich zu Beginn, führt ein weiterer Schnitzer zehn Minuten später zur Führung für die Bullen. Hadzic versucht einen hohen Ball volley zu klären, trifft diesen aber nicht richtig, Djuricin spritzt dazwischen. Der kann gar nicht anders, als allein vor dem Tor stehend, gegen seinen Ex-Klub zu treffen. Und das sehenswert mit dem Außenrist – à la bonne heure.

Weiter sind es nur die Bullen, die spielen. Die Grazer Offensivbemühungen ersticken bereits im Keim. Beim Spielaufbau über die Flügel werden die Außenspieler der Grazer zumeist von zwei Spielern attackiert. Und hinten klappt gar nichts. Einem Missverständnis folgt ein Fehler im Spielaufbau und umgekehrt. Plötzlich aber wird es ruhig auf den Heimtribünen. Mit dem ersten Eckball gelingt Sturm der Ausgleich. Es ist der Mann der Stunde bei den Blackys – Simon Piesinger. Nachdem Gulacsi zunächst noch einen Madl-Kopfball abwehren kann, netzt die Nummer 13 der Schwarz-Weißen per Dropkick in Zidane-Manier ein, wie ein Kollege auf der Tribüne augenzwinkernd meint. Von Teilen der Anhängerschaft im Sommer noch als Fehlkauf tituliert, ist der Oberösterreicher nun der Star der Rückrunde. Einen kleinen Makel hat der Treffer aber: Den Eckball zuvor hätte es nicht geben dürfen.

Die Hausherren wirken überrascht, Sturm gewinnt an Selbstbewusstsein. So hätte Kienast beinahe einen Rückpass von Djuricin zur Führung genützt – doch Gulacsi kann den Fehler noch ausbessern. Im Gegenzug scheitert dann Sabitzer im Solo gegen Sturm-Schlussmann Gratzei. 9.200 Zuseher dürfen nun einer spannenden Partie folgen, die jetzt wieder nur eine Richtung kennt. Denn nur wenig später ist es Soriano, der den Ball nach Minamino-Assist über die Querlatte haut. Die Salzburger haben sich gefangen, kommen weiter zu guten Chancen über die Schaltzentralen Soriano und Keita. Im Strafraum der Gäste brennt es lichterloh. Innerhalb von zehn Sekunden scheitern zunächst Minamino an Gratzei und dann Keita im Nachschuss. Die Salzburger drücken auf die Führung. Hinteregger probiert es aus gut 30 Metern mit einem Freistoß, Gratzei kann aber klären. Pausenpfiff.

Fazit einer spannenden ersten Hälfte: Salzburg macht das Spiel, Sturm verlagert sich aufs Kontern. Die Hausherren hätten locker drei oder vier Tore erzielen können, während Sturm effizient ist und die erste Torchance zum Ausgleich nützt. Einzig an Tormann Christian Gratzei liegt es, dass die Blackys nicht erneut in Rückstand geraten. Im Spielaufbau hapert es, die Gastgeber fangen die Bälle meist schon in der Hälfte von Sturm ab. Franco Foda aber ändert in der Halbzeit zunächst nichts an seiner Formation. Auch Salzburg-Coach Hütter bleibt zunächst noch geduldig.

Für den ersten Aufreger sorgt dieses Mal aber keine Torchance. Sturms Offenbacher springt Sabitzer mit Anlauf an den Knöchel – kassiert dafür gelb. Der eine oder andere Schiedsrichter hat in solchen Situationen auch schon einen Platzverweis ausgesprochen und das weiß Offenbacher, wie seinem Gesichtsausdruck nur unschwer zu entnehmen ist. Das Foul scheint der Startschuss für die Salzburger Offensive zu sein. Innerhalb weniger Minuten kommen die Mozartstädter mehrmals zum Abschluss. Dieses Mal scheinen sich die Schwarz-Weißen aber gewappnet zu haben. Hier sieht man nämlich nun dasselbe Schauspiel auf der Gegenseite. Die Teams liefern sich einen packenden Schlagabtausch.

Wieder geht ein Raunen durch die Menge: Keita – Minamino, der wiederum im Doppelpass mit Soriano – Schuss, doch daraus wird eine Pflichtübung für Schlussmann Gratzei. Zwei Minuten danach wieder Minamino, der sich gegen die Sturm- Innenverteidigung durchsetzt und den Ball an die Stange setzt. Salzburger Chancen, wohin das Auge reicht. Minute für Minute kombinierten sich die Rot-Weißen mit sehenswertem Kurzpassspiel in den Grazer Strafraum, scheitern letztendlich nur an der Chancenauswertung. Einstweilen bringt Franco Foda Schalke-Leihgabe Avdijaj für Schick, Adi Hütter nimmt den starken Minamino für Pires aus dem Spiel.

75. Minute: Torjubel in Wals-Siezenheim. Die Heimfans jubeln bereits, ehe sie erkennen, dass Soriano sein Solo nur mit einem Schuss ins Außennetz abschließt. Eine Minute später klingelt es dann doch. Der Spanier krönt seine starke Leistung dann doch mit einem Tor, nachdem er einen Keita-Weitschuss unhaltbar für Goalie Gratzei per Stange ins Tor abfälscht. Beide Trainer stellen nun ihr System um: Während Sturm-Trainer Foda mit Edomwonyi einen weiteren Offensivmann bringt, wechselt Adi Hütter Ramalho ein, um die Defensive zu verstärken. Gibt er sich mit dem verdienten 2:1 zufrieden? Seine Mannschaft zumindest schaltet einen Gang zurück.

Sturm versucht sich noch einmal aufzubäumen, Salzburg steht hinten aber felsenfest. Zu Chancen kommen nur mehr die Rot-Weißen. Aber auch vier Minuten Nachspielzeit verhelfen den Bullen nicht zum dritten Treffer. 2:1 heißt es am Ende im Stadion zu Kleßheim. Salzburg klar dominierend, während Sturm sich während der ganzen Partie auf Absicherung der Defensive mit Konterspiel konzentrierte. Leicht haben es die Schwarz-Weißen der Mateschitz-Elf aber nicht gemacht. Dementsprechend spät fiel der Siegestreffer. Bei drei Mal so vielen Torschüssen wie auf der Gegenseite darf man aber getrost von einem verdienten Sieg sprechen. Somit behält der amtierende Meister seine Favoritenrolle und den großen Vorsprung, kann die Konkurrenz weiterhin auf Distanz halten.

Salzburg-Coach Hütter war nach dem Spiel froh, die 5er-Abwehr von Sturm geknackt zu haben, ärgerte sich allerdings über den Gegentreffer durch eine Standardsituation, da man meinte, sich darauf ausreichend eingestellt zu haben. Franco Foda, der dem einen verschmitzten Lächler beimaß, machte seiner Mannschaft keine Vorwürfe, da man das Spiel über einen langen Zeitraum offen hielt. Stürmer Roman Kienast sprach davon, möglichst schnell wieder nach vorne zu schauen, und sich an jenen Partien aufzurichten, die man zuletzt gewonnen hat. Das Ziel, vorne mitzuspielen, sei trotz der Niederlage nach wie vor aufrecht. Auf der anderen Seite freute sich Marco Djuricin über seinen ersten Torerfolg für die Bullen in der Liga, erklärte aber auch, aus Respekt gegenüber seinem Ex-Klub, nicht gejubelt zu haben.

Patrick Weißenbacher, abseits.at

Patrick Weißenbacher

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