Das abseits.at-Team der Herbstsaison der tipico Bundesliga 2015/2016
Bundesliga 14.Dezember.2015 Alexander Semeliker 0
Traditionell wird nach jeder Herbst- und Frühjahrssaison gerne Bilanz gezogen. Besonders beliebt dabei ist es, einzelne Spieler zu einem Team zusammenzuwürfeln. Auch abseits.at will da um nichts nachstehen und präsentiert in diesem Artikel sein Team der Herbstsaison 2014/2015. Allerdings wollen wir uns dabei in gewisse Richtungen einschränken.
Der erste wesentliche Faktor dabei ist, dass jedes Team genau zwei Spieler stellen darf. Dementsprechend kann es vorkommen, dass man auf der einen oder anderen Position einen Spieler findet, bei dem man der Meinung ist, dass es dort isoliert betrachtet auffälligere bzw. bessere Alternativen geben würde. Der zweite Aspekt, nachdem nominiert wurde, ist die Balance.
Michael Esser (Sturm Graz)
Der SK Sturm Graz ging als Geheimfavorit auf den Meistertitel in die Saison, was vor allem an den Sommertransfers lag. Potenziell verstärkten sich die Steirer nämlich auf mehreren Positionen, die meisten Neuzugänge blieben aber unter den Erwartungen. Am meisten überzeugte Keeper Michael Esser. Der 28-jährige Deutsche ist zwar in keinem Bereich herausragend, dafür zeigte er jedoch eine beeindruckende Konstanz und spielte öfter zu Null als jeder andere Bundesligatormann.
Jörg Siebenhandl (Admira Wacker)
Die Admira erwischte einen unglaublichen Start, stand zwischenzeitlich sogar an der Tabellenspitze. Gerade in dieser Phase gewannen die Südtstädter die eine oder andere „Schnittpartie“, was auch an den starken Leistungen von Jörg Siebenhandl lag. Das ist wohl mit ein Grund dafür, dass er von Trainer Ernst Baumeister vor kurzem in den EM-Kader reklamiert wurde.
Fabian Koch (Austria Wien)
Auf der rechten defensiven Außenbahn war die Auswahl am schwierigsten. So richtig auffallend war kein Spieler, sodass die Wahl auf Fabian Koch fiel. Eine besondere Stärke hat der 26-jährige Tiroler nicht, aber mit seinen sachlichen Leistungen passt er zum Spiel von Thorsten Fink. Er variiert seine Läufe, kombiniert solide und hat akzeptable Defensivwerte.
Tobias Kainz (SV Grödig)
Hinter Koch gibt es mit Tobias Kainz jemanden, der bereits im Frühjahrsteam dabei war. Taktisch ist er ein äußerst interessanter Spieler, der immer wieder gute Bewegungen zeigt. Als gelernter zentraler Mittelfeldspieler verfügt Kainz für einen Außenverteidiger über sehr gute kombinative Fähigkeiten. Jedoch spielt er in vielen Partien unter dem Radar, was wohl ein Grund dafür war, dass sich größere Teams um ihn im Sommer nicht rissen, obwohl er ablösefrei war.
Michael Madl (Sturm Graz)
Dass Sturm nach Red Bull Salzburg die wenigsten Gegentreffer in der Bundesliga erhalten haben, lag neben Esser in der Defensive auch an Michael Madl. Der Kapitän der Grazer steigerte sich in den letzten Jahren kontinuierlich, darf sich sogar Hoffnungen auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr machen.
Christoph Schösswendter (Admira Wacker)
Der Höhenflug der Admira erinnerte ein wenig an jenen des WAC im Vorjahr – einerseits aufgrund der Punkteausbeute, andererseits aufgrund der Spielweise. Neben einer unglaublichen Effektivität in der Offensive, hatten sie eine starke Strafraumverteidigung. Kapitän Christoph Schösswendter war hier ein ganz wichtiger Baustein. Der 27-jährige Ex-Rapidler reifte zum Führungsspieler und ist aufgrund seiner Größe bei Standards brandgefährlich. Er führt nicht nur die mannschaftsinterne Torschützenliste an, sondern ist auch der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga.
Cesar Ortiz (SCR Altach)
Ein ähnlicher Spielertyp wie Schösswendter ist Cesar Oritz vom SCR Altach. Auch er dominiert eher in den klassischen Disziplinen und hält aktuell bei zwei Saisontoren sowie zwei Vorlagen.
Stefan Stangl (Rapid Wien)
Einer der Aufsteiger des Herbsts ist Stefan Stangl. Nach der Verletzung von Thomas Schrammel hatten manche Rapid-Fans Bedenken, doch der 24-jährige Rechtsverteidiger überzeugte nicht nur in der Liga, sondern auch im Europacup. Mit 1,85m ist er für einen Außenverteidiger recht groß, dennoch fügte er sich sehr gut ins Ballbesitzspiel der Hütteldorfer ein. Von ihm sieht man nicht ausschließlich eindimensionales Hinterlaufen, sondern er rückt bei Bedarf auch in kombinationswichtige Räume ein.
Raphael Holzhauser (Austria Wien)
Wenn ein Spieler die Spielweise der Wiener Austria aktuell beschreiben kann, dann ist das Raphael Holzhauser. Der defensive Mittelfeldspieler ist der Ballmagnet der Veilchen und soll den Rhythmus bestimmen. Er kann das Spiel mit seinen Verlagerungen beruhigen, aber auch beschleunigend nach vorne spielen. Gerade nach Finks Umstellungen harmonierte er mit Alexander Grünwald und Roi Kehat sehr gut. Außerdem waren seine gut getretenen Standardsituationen vor allem zu Saisonbeginn außerordentlich wichtig. Obwohl es spielerische Probleme gab, konnte die Austria so nämlich trotzdem einige Siege einfahren.
Jano (SV Mattersburg)
Was Holzhauser für die Austria ist, ist Jano für den SV Mattersburg. Der Spanier fällt in den Spielen der Burgenländer zwar nicht so stark auf wie sein Pendant beim FAK, weil er weniger Offensivaktionen hat, ist aber der Stabilisator im Spiel der Burgenländer. Mit seiner herausragenden Antizipation und seinem außerordentlich starken Stellungsspiel erobert er enorm viele Bälle ohne in Zweikämpfe verwickelt zu werden. Pro 90 Minuten Einsatzzeit fängt Jano mehr als zwei Bälle mehr als der zweitbeste Mittelfeldspieler in dieser Wertung ab.
Christoph Rabitsch (Wolfsberger AC)
Letztes Jahr noch das Überraschungsteams des Herbsts, muss der Wolfsberger AC heuer als Tabellenletzter überwintern. Gerade zu Saisonbeginn hatten die Kärntner Probleme. Der Aufschwung setzte dann ab ca. der elften Runde ein – genau jener Zeitpunkt, zu dem Christoph Rabitsch das erste Mal in der Startelf stand. Seit damals holten nur Salzburg und die Austria mehr Punkte als die Wolfsberger. Der 19-Jährige gehört mit 3,4 abgefangenen Bällen und 2,8 Tackles pro 90 Minuten zu den besten Balleroberern der Liga.
Gernot Trauner (SV Ried)
Ein Musterbeispiel an Konstanz ist Rieds Gernot Trauner. Im Herbst kam nun eine weitere wichtige Facette dazu, er bewies nämlich taktische Flexibilität. Nachdem er letztes Jahr als Innenverteidiger spielte und davor im defensiven Mittelfeld als Sechser agierte, nimmt er unter Paul Gludovatz eine weiträumigere Rolle ein. Vier Tore und zwei Vorlagen gelangen ihm im Herbst. Nachdem sich mit Marcel Ziegl der Stabilisator im Mittelfeldzentrum schwer verletzte, übernahm er in den letzten Spielen auch das Kommando im Spiel gegen den Ball.
Karim Onisiwo (SV Mattersburg)
Ein Spieler, über den es im Winter wohl einige Wechselgerüchte geben wird, ist Karim Onisiwo. Sein Vertrag endet im kommenden Sommer und er spielte sich im Herbst ins Rampenlicht. Der 23-Jährige zeigte mit seiner Schnelligkeit, seiner Explosivität und seinen technischen Fertigkeiten im Eins-gegen-Eins auf und erreichte damit sogar eine Nominierung für den Kader des ÖFB-Teams. Nachdem der SVM gruppentaktisch schwächer ist als die Aufsteiger in den letzten beiden Jahren, würde der Verlust des Flügelspielers wohl extrem schwer wiegen.
Naby Keita (Red Bull Salzburg)
Einer der stärksten Spieler im Herbst war ohne Frage Naby Keita von Red Bull Salzburg. Schon im Frühjahr zeigte die Entwicklungskurve des 20-Jährigen steil nach oben. Unter Peter Zeidler machte er den nächsten Schritt. Er ist nun nicht nur in der Balleroberung verdammt stark, sondern verstärkte seinen Fokus auf die Offensivaktionen. Er sorgt mit seinen kurzen Pässen und dem sofortigen Freilaufen sowie seinen Vertikaldribblings für eine enorme Dynamik, in der er stets Herr der Lage ist. Ausbeute: acht Tore, sechs Assists.
Florian Kainz (Rapid Wien)
Aus rot-weiß-roter Sicht einen erfreulichen Schritt setzte Florian Kainz. Der Rapid-Flügelspieler bestätigte nicht nur, dass er seine Leistungen mit einer mustergültigen Konstanz abrufen kann, sondern tut dies nun auf einem sehr hohen Niveau. Vom Bewegungsprofil gleicht er zwar eher einem klassischen Flügelläufer, er zeigte im Herbst aber immer wieder auch nadelstichartige tororientierte Aktionen. Mit elf Assists ist er der beste Vorbereiter der Liga.
Lucas Venuto (SV Grödig)
Der herausragende Spieler beim SV Grödig im Herbst war Lucas Venuto. Der 20-jährige Brasilianer ist zwar der kleinste Spieler der Liga, verfügt aber über eine sehr starke Technik, bewegt sich in engen Räumen gut und verliert auch in dynamischen Aktionen nicht den Ball. Ab und an wirkt er noch zu wenig zielgerichtet, dennoch könnte für den Ex-Bullen bald der nächste Schritt folgen.
Dieter Elsneg (SV Ried)
Die SV Ried schien sich nach dem katastrophalen Saisonstart relativ schnell gefangen zu haben, hatte aber Probleme dabei, sich klar vom Tabellenende abzusetzen. Im finalen Herbstspiel konnte man die rote Laterne aber wieder an den WAC abgeben. Ein wichtiger Spieler bei diesem Endspurt war Dieter Elsneg, der in den letzten sieben Spielen an neun Toren direkt beteiligt war. Als Stürmer bewegte er sich viel und unterstützte seine Mitspieler oft im Kombinationsspiel.
Dominik Hofbauer (SCR Altach)
Der SCR Altach vermisste in vielen Spielphasen einen Stabilisator im defensiven Mittelfeld und auch die Effektivität in der Gefahrenzone konnte nicht beibehalten werden, sodass taktisch gute Ansätze bzw. Anpassungen ohne bleibende Wirkung blieben. Dominik Hofbauer stellte sich – neben Ismael Tajouri – in diesen Phasen noch als verlässlichster Akteur im Canadi-Team heraus.
Jonatan Soriano (Red Bull Salzburg)
Ein Fixpunkt in Auswahlteams ist Jonatan Soriano, der einzige verbliebene Offensivspieler von Roger Schmidts beeindruckender Pressingmaschine. Die gruppentaktischen Abläufe wurden unter den Nachfolgern des Deutschen zusehends schlechter, sodass die Bullen noch stärker abhängig vom Spanier sind. Besonders in der Phase, in der er verletzt fehlte, lief bei den Mozartstädtern wenig zusammen und sie schieden aus dem Europacup aus. Mit 14 Toren ist er aktuell auf dem Weg zum dritten Mal in Folge Torschützenkönig zu werden.
Issiaka Ouedraogo (Wolfsberger AC)
Dass Issiaka Ouedraogo im Sommer zum WAC wechselte, passte sehr gut, immerhin spielte er bereits bei der Admira unter Didi Kühbauer. Mit seiner Schnelligkeit und hohen Arbeitsrate war er prädestiniert für die Spielphilosophie des Burgenländers. Immerhin fünf Tore in zehn Spielen erzielte der 27-Jährige unter ihm – mehr als letzte Saison für die Admira. Doch auch unter Neo-Coach Heimo Pfeifenberger zeigte Ouedraogo gute Ansätze, insbesondere im Zusammenspiel mit Silvio. Nicht nur deshalb wird das Frühjahr in der tipico Bundesliga interessant.
Alexander Semeliker, abseits.at
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