Das dürfen sich die Austria-Fans von Neuzugang Frans Krätzig erwarten
Bundesliga 7.Februar.2024 Stefan Karger
Die Wiener Austria verpflichtete gestern einen interessanten Spieler leihweise vom FC Bayern München. Mit Frans Krätzig kommt ein vielseitig einsetzbares junges Talent nach Favoriten, der seinem neuen Trainer Michael Wimmer einige interessante Optionen bietet. In diesem Artikel wollen wir kurz den bisherigen Karrierelauf des Spielers skizzieren und euch verraten, was man sich in taktischer und spielerischer Hinsicht von der Bayern-Leihgabe erwarten darf.
Frans Krätzigs bisherige Laufbahn
Seine ersten Schritte absolvierte Frans Krätzig beim Kreisligisten Post SV Nürnberg, ehe er im Sommer 2012 als Neunjähriger zum 1. FC Nürnberg wechselte. Bayerns damaliger Chefscout Timon Pauls lockte den Nachwuchsspieler fünf Jahre später zum FC Bayern München. Auf kicker.at gibt es zu dieser Zeit einige interessante Zitate zu finden. Frans galt schon damals als guter Fußballer, doch aufgrund seiner schmächtigen physischen Statur gab es immer wieder Zweifel, ob es für den Profifußball reichen würde.
Krätzig kam in den Nachwuchsmannschaften des FC Bayern München zum Zug und musste in der Saison 2021/22 seinen ersten Rückschlag hinnehmen, als er wegen einer Schambeinentzündung rund sieben Monate ausfiel. In dieser Zeit begann er auch Sportmanagement zu studieren, um im Notfall einen Plan B in der Tasche zu haben.
Er erholte sich allerdings gut von dieser Verletzung und absolvierte im darauffolgenden Jahr 32 Partien in der Regionalliga. Schon anhand dieser Spielzeit lässt sich sehen, dass er ein sehr vielseitig einsetzbarer Spieler ist, der sowohl auf dem linken Flügel, vorwiegend als linker Verteidiger, als auch im zentralen Mittelfeld zum Zug kommen kann. Er bestritt in dieser Saison 13 Spiele als Linksverteidiger und wurde 13 Mal im zentralen Mittelfeld eingesetzt – mal offensiver, mal defensiver. Einmal half er auf dem rechten Flügel aus. Interessant ist, dass er vier seiner fünf Scorerpunkte in dieser Saison als Linksverteidiger erzielte, was seine offensive Denkweise auf dieser Position unterstreicht.
Wenig Spielpraxis in der aktuellen Saison
Beim FC Bayern München spielte er in dieser Saison im DFB-Cup zwei Mal im zentralen Mittelfeld. Ansonsten wäre er beim deutschen Rekordmeister dennoch eher für die linke Abwehrseite vorgesehen, wo vor ihm mit Alphonso Davies und Raphaël Guerreiro zwei Spieler im Kader stehen, die im Normalfall nicht aus der Mannschaft zu spielen sind.
Da der FC Bayern aber große Verletzungsprobleme hatte und Guerreiro sogar einmal auf dem ungewohnten rechten Flügel aushelfen musste, war für Krätzig in dieser Saison stets ein Kaderplatz in der Mannschaft frei. In den ersten 20 Runden wurde er in der Liga vier Mal eingewechselt, stand dabei aber nur 52 Minuten auf dem Platz. Dazu kommen weiters zwei Partien im DFB-Pokal, ein Kurzeinsatz in der Champions League und drei Spiele in der Regionalliga Bayern.
Einerseits konnte Krätzig im Training auf diesem hohen Niveau von der Kampfmannschaft viel lernen, andererseits braucht er aber dringend Spielpraxis, um den nächsten Schritt zu machen. Deshalb stand bereits vergangenen Sommer die Idee einer Leihe im Raum, die nun mit dem Transfer zur Wiener Austria sechs Monate später verwirklicht wurde.
Drei Problemzonen bei der Wiener Austria
Die Wiener Austria hat aktuell wohl am ehesten drei Problemzonen. Im Angriff fehlt es nach der Verletzung von Fisnik Asllani an Durchschlagskraft und die Anhänger hofften auf die Verpflichtung eines physisch starken Stürmers. Laut Medienberichten stand die Austria kurz vor einer Leihe des ehemaligen WAC-Angreifers Maurice Malone, der beim FC Basel nicht glücklich wurde und auch an einer Meniskusverletzung laboriert. Das Leihgeschäft zerschlug sich jedoch kurz vor Abschluss.
Auf der linken Abwehrseite gibt es mit Manuel Polster einen sehr offensiven Akteur, der in der Defensive jedoch fehleranfällig ist. Mit Hakim Guenouche wurde von der Austria Lustenau eine konservativere Option verpflichtet. Der Franzose absolvierte heuer aber lediglich 476 Minuten in der Liga und scheint nicht Michael Wimmers Ideallösung zu sein. Talent Ziad El Sheiwi zog sich Ende Mai seinen dritten Kreuzbandriss zu und wird noch Zeit für sein Comeback brauchen. Krätzig wäre auf der linken Abwehrseite ein guter Kompromiss zwischen dem offensiven Polster und dem eher zurückhaltenden Guenouche. Krätzig legt die Rolle des Linksverteidigers durchaus offensiv an, ist aber auch in der Defensive sehr umtriebig und engagiert.
Noch wertvoller wäre er jedoch wahrscheinlich im Austria-Mittelfeld, wo es nach dem unrühmlichen Weggang von Aleksandar Jukic und dem Transfer von Matthias Braunöder sehr großen Handlungsbedarf gibt. Potzmann, der selbst zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert wurde, wird voraussichtlich gesetzt sein, doch dann werden die Optionen schon dünn. Manfred Fischer kann seine Stärken etwas besser weiter vorne ausspielen, der junge Florian Wustinger ist noch verletzt, sodass eigentlich nur noch der 34-jährige Routinier James Holland eine Option ist. Der Australier absolvierte heuer in der Liga allerdings erst 362 Minuten und wird nicht die Wunschlösung von Michael Wimmer sein. Frans Krätzig könnte im defensiven Mittelfeld den Part auf der linken Seite neben Potzmann einnehmen und mehr Dynamik und Kreativität ins Spiel der Wiener bringen.
Krätzig, der in seiner Jugend im zentralen Mittelfeld agierte, sieht sich am ehesten als Linksverteidiger, schätzt sich allerdings selbst als Allrounder ein und spielt ohne Murren dort, wo es sein Trainer anordnet.
Stärken und Schwächen
Frans Krätzig ist ein Fußballer, der immer spielerische Lösungen sucht und diese aufgrund seiner starken Technik auch meistens gut umsetzt. Er bewegt sich geschickt in den Räumen, ist dadurch oft anspielbar und behält auch bei gegnerischem Pressing die Ruhe. Er verfügt über eine tolle Übersicht und fiel schon in seiner Jugend durch seine Spielintelligenz auf, mit der er seine körperlichen Schwächen kaschieren konnte.
Krätzig ist insbesondere als Linksverteidiger ein Spieler der sehr progressiv denkt. Er versucht vertikal schnell nach vorne zu kommen, scheut sich dabei keineswegs in Eins-gegen-Eins-Situationen per Dribbling zu gehen, bevorzugt aber spielerische Lösungen. Im letzten Drittel zieht es ihn mit dem Ball am Fuß oftmals Richtung Zentrum, wo er mit Schlüsselpässen seine Mitspieler einsetzen möchte. Er würde auf der linken Abwehrseite demnach anders als Reinhold Ranftl auf dem rechten Flügel agieren und weniger Flanken schlagen. Das ist sicherlich seit dem Ende der Tabakovic-Ära bei der Wiener Austria kein Nachteil.
Quelle: Wyscout S.p.a.
Die weißen Pfeile stellen Krätzigs Pässe dar, die schwarzen seine Läufe mit dem Ball am Fuß. Man sieht anhand dieser Grafik doch deutlich, dass der Austria-Neuzugang eher seltener bis zur Grundlinie läuft um eine Flanke zu schlagen, sondern schon davor einen zentraler positionierten Mitspieler einsetzen will.
Obwohl Krätzig ein relativ kleiner Spieler ist und gegen physisch starke Akteure manchmal das Nachsehen hat, ist er sehr fleißig im Spiel gegen den Ball und gewinnt durchaus Zweikämpfe in der Defensive, solange sie nicht in der Luft stattfinden. Durch seine lauffreudige und proaktive Spielweise wies er aber zumindest in der Regionalliga Bayern gute Werte im Spiel gegen den Ball auf. Sollte er vorwiegend im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden, dann ist seine Ruhe am Ball und sein gutes Passspiel die größte Waffe der Austria-Leihgabe.
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Stefan Karger
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