Bereits vor den brisanten Ereignissen und zum Teil ernüchternden Ergebnissen der letzten Wochen sprachen wir mit der „Stimme Rapids“ Andy Marek, der uns in... Das große Fan-Interview mit Andy Marek (3) – „Am Weg nach Groß-Siegharts hat Ivanov sechsmal gezahlt“

Bereits vor den brisanten Ereignissen und zum Teil ernüchternden Ergebnissen der letzten Wochen sprachen wir mit der „Stimme Rapids“ Andy Marek, der uns in einem langen Interview einen tiefen Einblick in die Fanszene, Marketing- und Merchandising-Arbeit aber auch in sein eigenes Leben gab. In dieser dreiteiligen Interview-Serie möchten wir euch die sympathischen Antworten des Andy Marek präsentieren. Im dritten und letzten Teil lernt ihr Andy Marek privat etwas besser kennen und bekommt auch das eine oder andere Schmankerl aufgetischt!

Flanders: „Gibt es Momente deiner Rapid Laufbahn an die du dich besonders gern zurückerinnerst? Irgendwelche Schmankerln auf Lager?“

Andy Marek: „Schmankerl… Typisches Beispiel: Rapid wird österreichischer Meister 1996. Groß-Siegharts, meine Heimat, wird Meister 1996. Ich gehe danach zum Ernst Dokupil und frage ihn, ob wir nicht ein Testspiel Groß-Siegharts gegen Rapid machen können. Dokupil meinte „Ja, aber das kostet sehr viel Geld“ – meine Antwort darauf war, dass Groß-Siegharts das schon reinbringen wird, weil sehr viele Leute kommen werden. Im Endeffekt waren über 3.000 Zuschauer vor Ort, es war eine Supergeschichte. Und am Tag des Spiels sagt Dokupil, dass der komplette Kader  mitgenommen wird, aber jeder Spieler kann mit seinem Privat-PKW fahren. Die Strecke von Wien nach Groß-Siegharts beträgt, je nachdem wie man fährt, zwischen 120 und 150 Kilometer. Und der Herr Tifon Ivanov ist mit seinem Ferrari gefahren – und wurde sechsmal von der Polizei aufgehalten! Als er angekommen war, kam er zu mir und sagte: „Bist deppert, sechsmal gezahlt“ und ich meinte nur „naja, dann fahr‘ halt langsamer“. Aber Trifon hat die Strafen immer gleich gezahlt.

Eines der schönsten und emotionalsten Erlebnisse für mich war gar nicht unbedingt ein Meistertitel oder irgendein Europacuperlebnis, sondern das Zustandekommen, Umsetzen, Genießen und nach dem Schlusspfiff nach Hause gehen von Rapid gegen Liverpool. Wir hatten zum 110 Jahre Jubiläum bereits einen Vertrag mit Schalke abgeschlossen, obwohl wir eigentlich lieber gegen Liverpool  gespielt hätten.  Aber es war recht schnell klar: Liverpool wird nichts, das können wir finanziell nicht erstemmen, da haben wir keine Chance. Wir sind glücklich über Schalke, planen bereits und plötzlich steht Liverpool da und die Verantwortlichen sagten uns, dass sie sich vorstellen könnten im „Vorbeifliegen“, bevor es zur Asientournee geht, gegen uns zu spielen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mit dem Agenturverantwortlichen zusammensitze und verhandle und ich dachte mir: „Der glaubt jetzt, dass er das Mörderg‘schäft machen wird“. Und im Hintergrund wusste ich aber, dass wir ins Happelstadion gehen werden, weil ich hundertprozentig sicher war, dass wir das Stadion voll machen. Das war eine Kamikaze-Aktion, das war im Juli und wir reden über 50.000 Plätze, die du voll kriegen musst. Und als ich dann den Vertrag unterschrieb, wusste ich  ganz genau, dass das eine Supergeschichte für Rapid wird. Wir unterschreiben also und eine knappe Woche später sehe ich den Herren von der Agentur, er war Schweizer, wieder und er deutet auf den Vertrag und meint: „Sie haben mir da Ernst-Happel-Stadion hineingeschrieben“ – darauf ich: „Ja, dort spielen wir“ und er: „Ich habe geglaubt in Hütteldorf! Wie viele Zuschauer gehen da rein?“ – „50.000“ – und dann kam ein ungläubiger und überraschter Blick des Herrn von der Agentur. Das war also die erste Hürde und dann ging’s weiter. Es war toll mit anzusehen, dass die Karten tatsächlich alle weggehen, dann haben wir einen tollen Spieltag, an dem alles passte: Wir gewinnen, es war ein schöner Tag, die Legenden fahren in Cabrios auf der Laufbahn im Kreis… das war also wirklich eines der allertollsten Erlebnisse für mich. Und vor allem wusste man danach unterm Strich, dass diese Sache für den Verein einen so großen Imagemehrwert und finanziellen Mehrwert hatte – an dem Tag war einfach alles leiwand!“

John McClane: „Gibt es für dich eine Deadline in Sachen Stadionsprecher? (z.B. ab 60 möchte ich aufhören) – Oder möchtest du einfach den Job solange machen bis es dir keinen Spaß mehr macht?“

Andy Marek: „Ich habe mir darüber noch nicht den Kopf zerbrochen. Es macht mir unglaublich viel Spaß und ich möchte einfach, dass es bei den Leuten gut ankommt. So lange es gut ankommt und ich gesund bin, möchte ich es machen. Ich bin dabei auch immer sehr demütig – es ist etwas Besonderes bei Rapid diese Funktion ausüben zu dürfen.

John McClane: „Andy Marek hat ja angeblich auch noch etwas Freizeit. Was macht er denn so gerne in dieser Freizeit? Gibt es etwas das du gerne machst um mal abzuschalten?“

Andy Marek: „Das letzte Wort ist das Entscheidende: Abschalten. Meine Frau sagt schon immer zu mir, dass ich ein Workaholic bin und nicht wirklich abschalten will. Aber was mich unglaublich ausgleicht, zu dem was ich bei Rapid viele Stunden mache, sind meine Moderationen. Das ist für mich sehr wichtig. Ich habe sehr viele Moderatoren kennengelernt, die das Mikro einschalten und in ihren Augen laufen die Euro-Zeichen durch, bis sie das Mikro wieder ausschalten. Natürlich möchte ich auch was verdienen, ohne Geld können wir alle nicht leben, ABER: Ich hab‘ so viel Spaß am Moderieren – das ist eigentlich das, was ich als meinen Ausgleich bezeichne. Und sonst nütze ich natürlich jede Minute um mit meiner Familie zusammen zu sein. Man wird mich also ganz, ganz selten in einem Lokal antreffen, etwas trinken, mit Leuten unterwegs sein – eigentlich gar nicht. Außer ich moderiere dort und es ist mein Job! J

Zahi: „Haben sie die Sommergespräche im ORF gesehen und wenn ja, welcher Politiker hat ihnen im Rahmen dieser Serie am besten und welcher am wenigsten zugesagt?“

Andy Marek: „Ja, habe ich gesehen. Am Besten hat mir der Herr Wolf gefallen.“

Zahi: „Für welche Randsportarten (Kegeln, Billard, Darts, Bowling, …) können sie sich im TV begeistern, bzw. üben sie selbst aus?“

Andy Marek: „Ich bin grundsätzlich nicht der große Fernsehkonsument. Ich schau schon Fußball, aber nicht übertrieben. Mit den Randsportarten ist es so, dass ich beim Moderieren des „ Tag des Sports“ immer überrascht bin, welch unglaubliche Sportler und Sportlerinnen unser Land hat.In vielen Randsportarten sind wir Weltmeister.  Ich selbst spiele ein bisschen Tennis, fahre ein bisschen Ski.“

MoBaY1: „Was waren deine bisher schönsten Rapid-Momente? Damit meine ich jetzt nicht nur Spiele, sondern auch positive Fanerfahrungen.“

Andy Marek: „Für viele Menschen werde ich immer der Stadionsprecher sein und für viele Menschen immer der Fanbetreuer. Ich kann nur als Gesamtes sagen, was das Schönste war: Das Schönste war, dass ich dabei sein konnte – vielleicht auch als treibendes Rädchen – dass wir aus leeren Stadien volle gemacht haben. Und dass wir aus 600, 700 Mitgliedern 7.000 gemacht haben und aus 1.000 Abonnenten mehr als 10.000. Das Schönste ist also sicher, dass ich zu dieser Entwicklung meinen Teil leisten konnte. Hamburg, Aston Villa – klar, war alles schön. Aber ich sehe das Gesamte als positivste Erfahrung und stehe dem auch demütig gegenüber, weil ich genau weiß, wie schnell es wieder vorbei sein kann.“

Pat the Rat: „Ich habe nur eine Frage bez. des Nationalteams die mir wirklich am Herzen liegt: Leider Gottes wird das Fair Play bei gegnerischen Nationalhymnen in Wien mit den Füßen getreten. Wieso mahnen sie nicht provisorisch den Respekt ein? Durch das Zuwarten werden die Hymnen doppelt gestört: Zum einen durch das Pfeifkonzert, zum andern durch ihre Mahnung. Könnte man diese Problematik nicht offensiv angehen, auch um zu zeigen, dass man von offizieller Seite ein guter Gastgeber ist?“

Andy Marek: „Das ist eine sehr gute Frage. In diesen 19 Jahren und fast 100 Länderspielen habe ich alles miterlebt. Wir haben in Irland gespielt und wurden dort mit Applaus empfangen. Die Medien haben das aufgenommen und die Iren dafür gelobt, dass sie bei unserer Ankunft und nach der Hymne klatschten. Und diese Symbolik habe ich sofort in meine Moderation aufgenommen und es funktionierte. Aber es kann auch in die andere Richtung gehen. Wenn ich mich an der Outlinie vor der Partie „wichtig mache“ und Fairplay von den Fans einfordere – und da ist es dann egal, ob da unten der Marek, der Huber oder der Schmidt steht – kann dieser Versuch ein Thema zu sensibilisieren den Gegeneffekt zur Folge haben. Klassisches Beispiel, wenn dir deine Eltern als junger Bub sagen, du sollst etwas nicht machen – du wirst es wahrscheinlich machen, um zu entdecken, warum du etwas nicht machen solltest. Mir wäre es natürlich am allerliebsten, wenn das Thema kein Problem wäre, ganz ohne meinen Beitrag. Aber gerade gegen Deutschland ist sowas natürlich ein Wandern auf der Rasierklinge, weil Deutschland eben sehr polarisiert. Ich kann natürlich vor dem Deutschland-Spiel sagen: „Meine Damen und Herren, begrüßen wir unsere Gäste, die jetzt zum Aufwärmen kommen“… aber da ist es wahrscheinlich besser, wenn ich gar nichts sage. Es kommt hier immer auf den Gegner an. Es wird (oder würde) hie und da im Vorfeld gelingen das abzustellen, aber gerade bei den vermeintlich unbeliebten oder polarisierenden Gegnern hast du keine Chance.“

GRENDEL: „Strebt dein Sohn eine Karriere bei Rapid an oder schnuppert er nur bzw. macht er beim Verein ein Praktikum?“

Andy Marek: „Ich habe ihn in den Ferien eingeladen, dass er ohne Bezahlung mithilft. Das war jetzt mal sowas wie seine Taufe. Jetzt darf er am Spieltag mithelfen und ich möchte betonen, dass er das ehrenamtlich macht. Er würde auch barfuß die 140 Kilometer von Groß-Siegharts nach Wien gehen, um dabei sein zu dürfen. Er strebt schon eine Karriere bei Rapid an, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn er ist erst 15 Jahre alt, hat noch drei Jahre Gymnasium vor sich, danach Bundesheer (oder was auch immer es dann geben wird). Es ist also noch ein weiter Weg, aber es ist unglaublich, wie er Rapid lebt und er ist ein guter, fleißiger Bursch. Wenn er mit mir unterwegs ist, hört er natürlich über viele hundert Kilometer meine Telefonate mit allen Emotionen und kennt sich daher auch besser aus, als viele vermuten. Er hört wenn ich mit Fans telefoniere, wenn ich mit dem Präsidenten telefoniere oder mit jemand anderem. Und manchmal weist er mich dann schon darauf hin: ‚Papa, das hast du das letzte Mal so und so gesagt, das musst du jetzt schon auch wieder so machen‘. Er ist also wirklich komplett vom Rapid-Virus infiziert, aber jetzt muss er mal schauen, dass er das Gymnasium fertig macht und dann schauen wir weiter.“

Word-Rap von valderama:

Um ein bisserl Niveau in die Fragerunde zu bringen, stell ich dem hochgeschätzten Andy Marek jetzt die wirklich wichtigen Fragen:

Ambros oder Fendrich? Fendrich

Schnitzerl oder Tafelspitz? Schnitzerl

Wien oder Waldviertel? Jetzt hau‘ ich so viel zam: Waldviertel J

Stadionsprecher oder Schlagerstar? Stadionmoderator

1996-er oder 2008-er Rapid? 2008, weil viel mehr Verantwortung

Deutschland oder Italien (Nationalteamfußball)? Bist deppert! Und jetzt hängen’s mich auf: Deutschland! J

Bier oder Achterl? Gar nichts.

Barcelona oder Real? Barcelona

Champions-League-Gruppenphase oder Europa-League-Viertelfinale für Rapid (rein sportlich, nicht monetär)? Europa-League-Viertelfinale

Tramperurlaub oder alles inklusive? Jetzt oute ich mich ganz. Eigentlich habe ich die Zeit für einen Tramperurlaub nicht. Deshalb buche ich immer ganz schnell All-Inclusive, aber ich hätte lieber einen Tramperurlaub. Also Tramperurlaub!

Vorstadtbeisl oder Innenstadtcocktailbar? Vorstadtbeisl.

Mundl oder amerikanische Sitcom? Ganz klar Mundl.

 

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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