Das ist der WAC/St. Andrä – Herzlich willkommen in der Bundesliga
Bundesliga 16.Mai.2012 Georg Sander 0
Die österreichische Fußballbundesliga wird in den Süden erweitert. Der Wolfsberger AC, der seit 2007 in Spielgemeinschaft mit dem SC St. Andrä antritt, ist der siebte Fußballverein aus Kärnten, der an der höchsten Spielklasse teilnimmt.
DATEN & FAKTEN
Name: RZ Pellets WAC / St. Andrä
Kompletter Name: Riegler & Zechmeister Pellets Wolfsberger Athletik Club in Spielgemeinschaft mit dem Sportklub Sr. Andrä
Gegründet: 1931
Alter: 81
Vereinsfarben: Schwarz-Weiß
Stadion: Lavanttal-Arena
Kapazität: 4.100
Präsident: Dietmar Riegler
Trainer: Nenad Bjelica
ERFOLGE
• 1946 und 1952 Aufstieg in die Kärntner Liga
• 1955 Aufstieg in die zweitklassige Tauernliga
• 1968 Meister Kärntner Liga und Aufstieg in die zweitklassige Regionalliga Mitte
• 1978 sofortiger Wiederaufstieg in die 2. Division
• 1988 und 1990 Aufstieg in die 2. Division
• 1994 Gründungsmitglied der drittklassigen Regionalliga Mitte (Abstieg 2002)
• 2007 durch Kooperation mit SK St. Andrä Antritt in Regionalliga Mitte
• 2010 zweiter Platz Regionalliga Mitte, Antritt in der Relegation (Punkteabzug für Meister Pasching) und Sieg gegen den SC/ESV Parndorf
• 2011/12 Meister der Heute für Morgen-Erste Liga
FRÜHE GESCHICHTE DES WAC
Der Verein Wolfsberger AC, wie der Klub in der Bundesliga heißen wird, wurde 1931 gegründet und spielte fortan im Kärntner Unterhaus. 1946 gelang erstmals der Aufstieg in die Kärntner Liga, aus der man allerdings ein Jahr später ohne Punktegewinn abstieg. 1952 gelang wieder der Aufstieg in die Kärntner Liga, von wo als Zweiter der Aufstieg in die damals zweitklassige Tauernliga, die damals noch gemeinsam von Kärnten und Salzburg ausgetragen wurde. In der ersten Spielzeit 1955/56 wurde in der Tauernliga Süd (Kärnten) gespielt. Die Wolfsberger scheiterten allerdings an der Qualifikation zu A-Liga (zweite Spielklasse) 1956/57 an der WSG Radenthein und stiegen schließlich ab. Bis zum Meistertitel in der Kärntner Liga 1968 vergingen zehn Jahre. Dann trat der WAC in der zweitklassigen Regionalliga Mitte an, verblieb auch 1974 dort, als diese in Nationalliga umbenannt wurde. Nach neun Jahren in der 2. Division folgte 1977 der Abstieg in die Landesliga. Nur zwei Niederlagen mussten in der Folgesaison eingesteckt werden und der WAC kehrte 1978 wieder in die zweithöchste Liga zurück. 1985 folgte dann der wieder der Abstieg, dem noch zwei Jahre (1988/89, 1990/91) in der zweiten Division, ehe es endgültig in die Drittklassigkeit ging. Zunächst in die Kärntner Liga, dann ab 1994 trat man in der Regionalliga Mitte an. Nach mehreren missglückten Anläufen zum Aufstieg in die zweite Spielklasse folgte 2002 der bittere Gang in die Viertklassigkeit.
FÜNF JAHRE KOOPERATION MIT DEM SK ST. ANDRÄ
Zwischen Wolfsberg und St. Andrä sind keine zehn Kilometer entfernt. St. Andrä ist die kleinere der beiden Städte und hat mit 10.000 Einwohnern gut 15.000 weniger als Wolfsberg. Der Sportklub St. Andrä wurde 1946 gegründet und spielte lange Jahre im Kärntner Unterhaus. 1990 wurde ein Trainingszentrum errichtet und der Sportplatz ausgebaut. 2002/03 konnten die Lavanttaler erstmals in die Regionalliga Mitte aufsteigen. Dort spielte der SK recht gut mit. 2007 wurde dann die Kooperation mit der Nachbarstadt Wolfsberg beschlossen. Die erste Mannschaft spielte als WAC/St. Andrä in der Regionalliga Mitte, St. Andrä/WAC – eigentlich die Wolfsberger – in der Kärntner Liga. „Zentrale Bereiche beider Vereine wie Administration, Verwaltung, Wirtschaft, Marketing, Gastronomie sowie der sportliche Bereich als Herzstück (Kampfmannschaften und Nachwuchszentrum) werden zentral von der ebenfalls neu geschaffenen Geschäftsstelle des WAC/St. Andrä von Wolfsberg aus geleitet“, wird die Zusammenarbeit auf der Homepage beschrieben. 2010 wurde die Spielgemeinschaft sportlich gesehen Zweiter, der FC Pasching verzichtete allerdings auf ein Antreten in der Relegation gegen den Meister der Regionalliga Ost. Aus zwei Punkten Rückstand auf die Oberösterreicher wurden elf Punkte Vorsprung, da die Liga dem FC 13 Zähler abzog. In der Relegation setzte sich der WAC/St. Andrä nach einem 0:1 auswärts daheim mit 4:1 gegen den SC/ESV Parndorf durch.
In der ersten Zweitligasaison der Lavanttaler seit 1990/91 verkauften sich die Wölfe teuer. Unter dem Coach Nenad Bjelica, der als Spieler unter anderem für Betis Sevilla und den 1. FC Kaiserslautern aktiv war, der das Traineramt 2010 übernahm, konnte der vierte Platz in der Aufstiegssaison erreicht werden. Der ehemalige kroatische Nationalspieler, der 2004 bei der EM in Portugal zwei Mal auflief und von 2006 bis 2008 seine Karriere beim FC Kärnten ausklingen ließ, wurde schöner, aber harter Fußball geboten. Die Bilanz mit 15 Siegen, sieben Unentschieden und 14 Niederlagen fiel recht gut aus. In der ablaufenden Spielzeit setzten sich die Wolfsberger gleich am ersten Spieltag auf Platz eins fest, standen dort insgesamt 26 Runden und waren nie schlechter als Zweiter. Am vorletzten Spieltag fixierte der WAC mit einem 3:1-Auswärtssieg bei der Vienna auf der Hohen Warte dank eines 1:1-Unentschieden des Konkurrenten LASK gegen Grödig den Aufstieg in die Bundesliga.
STADIONAUSBAU, AUFLÖSUNG DER SPIELGEMEINSCHAFT
Die Lavanttal-Arena fasst derzeit 4.100 Zuschauer, davon 1.100 Sitzplätze und verfügt schon jetzt über Bundesliga-taugliche VIP-Räumlichkeiten. Mäzen Dietmar Riegler, Präsident des Pelletsherstellers Riegler und Zechmeister, der auch Haupt- und Namenssponsor ist, möchte das Stadion aber auf eine Kapazität von 6.000 Fans ausbauen. Dazu soll eine überdachte Tribüne gebaut werden und der Auswärtssektor adaptiert werden. Dazu soll noch der etwas sperrige Name WAC/St. Andrä „entrümpelt“ werden. Die Wolfsberger werden wohl noch im Mai die Kooperation auflösen und eine eigene Amateurmannschaft bilden. Der SK St. Andrä wird dem Vernehmen nach unter diesem Namen in der Kärntner Liga antreten. Das wichtige Wort des Präsidenten und Geldgebers hat also aus einem Landesligisten ohne Aufstieg in die Regionalliga Mitte einen Bundesligisten gemacht. Diesen Zwischenschritt hat man sich mit der Kooperation mit den Nachbarn erspart, was dem Bundesligisten Wolfsberger AC als kleiner Makel anlastet.
HERZLICH WILLKOMMEN, KÄRNTEN!
Den Vorwürfen, die Bundesliga verkomme zu einer Dorfliga, muss vehement widersprochen werden. Wolfsberg hat mit 25.000 Einwohnern doppelt so viele Einwohner wie Ried und vier Mal so viele wie Mattersburg. Der Verein setzt auf österreichische Spieler wie Topscorer Christian Falk oder Flügelflitzer Manuel Kerhe sowie auf erfahrene Legionäre wie Markus Kreuz oder Nenad Jovanovic. Ein größerer Kaderumbruch sollte nicht stattfinden, Edelzangler Jacobo wird wohl auch in der Bundesliga den einen oder anderen Außenverteidiger schwindlig spielen. Leider fiel das Publikum in den letzten zwei Jahren vereinzelt durch rassistische Aussagen auf, der Verein reagierte aber hart darauf. Die kroatische Handschrift von Trainer Bjelica war gut zu sehen: Ein gefälliges Offensivspiel und gewisses Maß an Härte. Präsident Riegler leitet seit 2005 mit seiner Firma RZ Pellets das Projekt Fußball im Lavanttal mit einem guten Drive, ist selber noch recht jung (46 Jahre alt) und war als Spieler vor 20 Jahren beim Aufstieg dabei. Sein Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit, nach den finanziellen Fiaskos rund um den FC Kärnten und Austria Kärnten ist zu hoffen, dass Riegler dies auch im Fußball tut.
Mit den Wolfsbergern zeigt ein weiterer Verein, wie mit moderaten wirtschaftlichen Möglichkeiten – das Budget soll in dieser Spielzeit um die zwei Millionen Euro betragen haben – einige erreicht werden kann. Der Etat soll sich auch in der Bundesliga unter fünf Millionen Euro bewegen. Die Bundesligalandkarte könnte in Wolfsberg ein weiteres Fähnchen erhalten, dass sich ein paar Jahre oder länger in der Bundesliga halten wird können. Es ist angerichtet.
Georg Sander, abseits.at
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