Am letzten Tag der Transferzeit wurde Rapid doch noch fündig und verpflichtet mit dem Senegalesen Aliou Badji einen neuen Mittelstürmer. Wir haben uns den... Das ist Rapids neuer Angreifer Aliou Badji!

Am letzten Tag der Transferzeit wurde Rapid doch noch fündig und verpflichtet mit dem Senegalesen Aliou Badji einen neuen Mittelstürmer. Wir haben uns den 21-Jährigen genauer angesehen.

Mit dem 189cm großen Senegalesen Aliou Badji setzt Rapid einen interessanten Impuls. Auf den ersten Blick kommt nicht unbedingt der bestmögliche Kandidat nach Hütteldorf, aber Badji bringt Vorzüge mit, die andere Alternativen nicht hatten – und zudem das womöglich größte Entwicklungspotential.

Top-Mann in Senegals Nachwuchsauswahlen

Zwei Jahre lang stand Badji beim Djurgardens IF unter Vertrag. Im Jänner 2017 kam er vom senegalesischen Klub Casa Sports, der bisher keine großen Talente hervorbrachte bzw. keine Top-Leute an andere Profiteams verkaufte. Im Alter von 18 Jahren war Badji bei Casa Sports bereits unumstrittene Solospitze und erzielte acht Tore in 21 Ligapartien in der Saison 2015/16. In den senegalesischen Nachwuchsauswahlen war er zu dieser Zeit ebenfalls gesetzt. Für die U20-Nationalmannschaft erzielte er in 21 Spielen 13 Tore, wirkte beim U20-Afrika-Cup und bei der U20-WM mit.

In Etappen aus der Casamance nach Europa

Auch zu Beginn der Saison 2016/17 gehörte Badji zum Stamm bei Casa Sports, dem Aushängeschild der südlichen senegalesischen Region Casamance aus der Stadt Ziguinchor. Er absolvierte unter anderem ein Probetraining bei Girondins de Bordeaux, entsprach aber nicht den Vorstellungen des Ligue-1-Klubs. Warum dem so war, konnte man im Laufe der nächsten zwei Jahre in Schweden gut beobachten: Badji war einfach noch nicht „fertig“ – und ist es nach wie vor nicht.

Langsames Heranführen an die Kampfmannschaft

Badji heuerte bei Djurgarden an und war anfänglich für die U21 vorgesehen. In die Kampfmannschaft solle er nur gelegentlich hineinschnuppern. In seinem ersten Halbjahr – also den ersten 15 Spielen der schwedischen 16er-Liga – brachte er es auf 93 Einsatzminuten in acht Spielen. Zeitgleich steuerte er drei Tore und zwei Assists in seinen ersten sechs Spielen für die U21 bei.

Körperlich von Beginn an stark

Vorzüge und Probleme waren schnell sichtbar: Badji verfügt über eine starke Physis, ist gut im Antritt und auch im Dauersprint sehr schnell. An der Athletik scheiterte es von Beginn an nicht, weshalb man ihn auch immer wieder spät im Spiel in der Kampfmannschaft brachte, um noch ein wenig für Unruhe zu sorgen. Die Probleme lagen eher im koordinativen und technisch-taktischen Bereich. Die Intensität mit Ball lag in Schweden natürlich deutlich höher als im Senegal. Badji hatte anfänglich Probleme mit der systematischen Weiterverarbeitung des Balles und auch seine Passgenauigkeit war verbesserungswürdig. Seine Spielweise erinnerte ein wenig an die ersten Einsätze des Brasilianers Wesley beim AS Trencin, ehe er ein halbes Jahr später zum FC Brügge wechselte.

Guter Schnitt in Kampfmannschaft und Reserve

Ein Jahr später sah das aber schon etwas anders aus und Badji etablierte sich nach und nach in der Kampfmannschaft der Schweden, die ihn dennoch gelegentlich in der U21 einsetzten, um ihm die nötigen Spiele zu verschaffen. Zwei Jahre nachdem er nach Schweden übersiedelte, hatte Badji bereits 54 Pflichtspiele für Djurgarden auf dem Buckel, in denen er 15 Tore und vier Assists erzielte. Dies entspricht bei knapp 2.400 Einsatzminuten einem Treffer pro 160 Minuten. Interessant ist aber auch sein Gesamtschnitt in der U21: In 16 Partien traf er zwölfmal, bereitete drei Tore vor, entsprechend einem Treffer pro 96 Minuten.

Systematische Verbesserungen mit Ball

Wenn man sich Spiele von Badji Anfang 2017 ansieht und sie mit Partien aus dem Herbst 2018 vergleicht, sieht man schnell, was sich verändert hat. Der Senegalese wirkte mit dem Ball häufig überfordert und hektisch, machte viele technische Unzulänglichkeiten mit Schnelligkeit und Aggressivität wett. Knappe 1 ½ Jahre sah das Ganze schon anders aus: Das Abdecken, Abtropfenlassen und auch die Weiterverarbeitung und Verlagerung von Bällen in der Etappe wirkte nun flüssiger, die Bewegungsabläufe nicht mehr so unsauber. Djurgarden und vor allem der gute Spielrhythmus, den er hier bekam, waren also enorm wichtig für seine Weiterentwicklung.

Gegen den Ball verbesserungswürdig

Badjis größte Stärken liegen zweifelsfrei im offensiven Kopfballspiel und im läuferischen Bereich. Am Ball hat er noch immer Luft nach oben, zeigte sich zuletzt aber, wie beschrieben, verbessert. Verbesserungswürdig ist auch sein Anlaufverhalten, vor allem im Block gegen den Ball. Es liegt an Kühbauer aus Badji auch gegen den Ball zu einem Teamplayer zu formen: Bei Ballbesitz seiner eigenen Mannschaft ist Badji ein unermüdlicher Arbeiter, aber gegen den Ball muss er noch an seinem Positions- und Antizipationsspiel arbeiten.

Mit rechts und links

Bei allem Verbesserungspotential vereint Badji aber einige Tugenden anderer Rapid-Kandidaten in dieser Wintertransferperiode. In seiner Giftigkeit steht er etwa dem (zu) bulligen Maurides um nichts nach und hat zudem den Vorteil, dass er im Gegensatz zu Maurides zwei starke Füße hat. Der Rechtsfuß Badji schließt auch gerne mit links ab, scheut sich also nicht vor dem Einsatz seines schwächeren Fußes. Maurides hingegen ist Linksfuß – und das aus tiefster Überzeugung.

Am ehesten mit Bayo vergleichbar

Im Vergleich zu Vombergar oder Kalajdzic spricht der Faktor Athletik für den Senegalesen. Während Vombergar vor dem Tor noch etwas kälter agiert und Kalajdzic am Ball besser ist, hat Badji körperliche Vorzüge, die mit seinen technischen Verbesserungen aus zwei Jahren Djurgarden gut einhergehen. Von allen Kandidaten ist er am ehesten mit Bayo zu vergleichen, wobei beide Spieler ein ähnliches Langzeitpotential besitzen dürften.

Klare Verbesserungen in den letzten Monaten

Besonders spannend wird es, wenn man auf die Entwicklungen der letzten Monate eingeht. Je länger die schwedische Kalenderjahrsaison 2018 dauerte, desto stärker und treffsicherer wurde Badji. Neben seinen zehn Saisontreffern in Liga und Europa-League-Qualifikation traf er noch mehrmals Aluminium und vergab zudem drei (bestätigte) Großchancen. Mit etwas größerer Zielgenauigkeit wäre Badji 2018 also ein Kandidat für die schwedische Top-3 in der Schützenliste gewesen, obwohl er nur 16-mal von Beginn an spielte und 12-mal von der Bank kam. Gleichzeitig heißt das nicht, dass Badji ein großer Chancentod ist, Djurgarden tat sich schlichtweg schwer, ein hohes Maß an Torchancen herauszuspielen. Das Team war unter Bergström und Lagerlöf eher defensiv im 4-4-2 mit Doppelsechs oder einer defensiv ausgelegten 4-5-1-Variante angeordnet.

Kann Rapid seine Probleme wirklich vorne lösen?

Hier könnte auch in Wien der Hund begraben sein. Auch Rapid tut sich sehr schwer, viele konkrete Chancen herauszuspielen. Ein gut antizipierender Angreifer, womöglich auch als Prellbock in einem Zweistürmersystem, könnte natürlich Abhilfe schaffen. Aber die wahren Probleme Rapids liegen weiter hinten, also im Aufbauspiel und auf der Doppelacht. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn Badji im Frühjahr aufgrund der tieferliegenden Grundprobleme keine auffällig gute Torquote aufbaut. Enttäuschend wäre es hingegen, wenn er noch schlechter wäre, als es seine Stürmerkollegen im Herbst waren.

Galatasaray entschied sich für „sofortige Hilfe“

Dass Rapid mit dem 21-jährigen Senegalesen einen guten Fang machte, zeigte auch das Interesse anderer Klubs in den letzten Monaten. Bereits im vergangenen Oktober wurde Badji mit Galatasaray in Verbindung gebracht. Als bei Galatasaray aber Derdiyok und Onyekuru gleichzeitig in ein Formtief fielen und das Überraschungsteam Istanbul Basaksehir in der Tabelle davonzog, entschied man sich, teurer einzukaufen. Gala holte mit Mitroglou und dem Führenden der türkischen Schützenliste, Mbaye Diagne, zwei Stürmer, von denen man überzeugt waren, dass sie im Titelkampf sofort helfen würden. Weiters waren unter anderem das bereits erwähnte Überraschungsteam Istanbul Basaksehir, sowie die französischen Vereine Amiens und Rennes an Badji interessiert.

Absage an China, Rapid muss tief in die Tasche greifen

Der chinesische Klub Hebei China Fortune bot 4,9 Millionen Euro für Badji, der einen Wechsel nach China aber ablehnte und in Europa bleiben wollte. Den Djurgarden-Fans ist der Transfer Badjis zu Rapid um „nur“ 1,9 Millionen Euro plus Weiterverkaufsprozenten verständlicherweise ein Dorn im Auge. Für Rapid ist der Kauf allerdings verhältnismäßig auch ein sehr teurer. Badji ist aktuell Rapids teuerster Angreifer. Dazu kam es auch, weil Rapid sich in der Kommunikation verzettelte: Zuerst war Bayo der Wunschkandidat, später kamen Vombergar und Maurides als Kandidaten auf, am Ende war aber plötzlich Kalajdzic der „von-Anfang-an-Wunschkandidat“. Eine Verpflichtung Kalajdzic‘ hätte inklusive sämtlicher anfallender Erfolgsboni etwa bis zu 2,5 Millionen Euro gekostet. Das war Rapid zu viel. Der Badji-Transfer könnte nun aber ähnlich viel kosten – weil er eben den typischen Last-Minute-Charakter hat.

Großes Potential, aber kein sofortiger Game Changer

Rapid hat mit Aliou Badji einen hochinteressanten Spieler an Land gezogen. Es handelt sich um einen Typen, der rein körperlich betrachtet, in der harten österreichischen Liga sofort funktionieren könnte. Spielerisch gibt es Luft nach oben, aber durch seine „Kopf-durch-die-Wand“-Art stellt er voraussichtlich eine erfrischende Antithese zur sonst weitgehend körperlosen Rapid-Offensive dar. Wir legen uns aber darauf fest, dass Badji nicht von Anfang an nach Belieben treffen wird. Er ist nicht die ursprünglich gesuchte Lösung, die sofort funktioniert, hat dafür umso größeres Entwicklungspotential in den nächsten Jahren – speziell wenn man im Sommer das Offensivrundherum noch besser auf ihn abstimmen kann und er bereits erste Erfahrungen in einer besseren Liga als Schweden gemacht hat. Gegen Inter Mailand ist der Senegalese übrigens nicht spielberechtigt: Die Meldefrist für die „Round of 16“ ist bereits abgelaufen. Badji unterschrieb ein Arbeitspapier bis 2022.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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