Der SK Rapid holte mit einer großen Willensleistung durch einen Doppelschlag in den letzten Atemzügen der Partie ein 2:2 in Altach. Verbesserungspotential für die nächsten Aufgaben gibt es aber zur Genüge – speziell im taktischen Bereich.
In Altach bespielte Rapid zunächst gut den Zwischenlinienraum, was eine optische Feldüberlegenheit zur Folge hatte. Zudem konnte die Kühbauer-Elf in der ersten halben Stunde gute Spielverlagerungen vollziehen, wodurch man weitgehend besser wirkte, ohne wirklich gefährlich zu werden. Eine Umstellung durch Neo-Altach-Coach Alex Pastoor veränderte aber alles.
Altach stellt um und verunsichert Rapid
Pastoor warf sein 4-4-2 über den Haufen und stellte auf ein 4-1-4-1 um, um einen der Sechser ausschließlich für die Zwischenlinie abzustellen. Zwischenbrugger bewegte sich zwischen den Altacher Verteidigungslinien nun konsequenter in der Breite, schob mit dem ballführenden Rapidler mit. Dies hatte zur Folge, dass Rapid mit dem Ball nur schwer in die Zentrumszone vor dem gegnerischen Strafraum kam und das Spiel immer breiter machen musste.
Mehr Masse in der zentralen Defensive
Ein weiterer Vorteil der vorstopperartigen Position Zwischenbruggers war, dass er sich bei Angriffen der Hütteldorfer nun einfacher zwischen die Innenverteidiger Netzer und Zech fallen lassen konnte und so immer wieder zum dritten Innenverteidiger wurde. Rapid fand gegen diese massive Defensivformation keine Mittel und gab nach und nach das Spiel aus der Hand.
Mehrere Gründe für wenige Torchancen
Wichtig ist aber vor allem die Spurensuche, wieso man keine Mittel gegen diese defensive Altacher Mannschaft fand. Hier lassen sich mehrere Punkte festmachen, die bereits in den nächsten Spielen gegen Hartberg verbessert werden müssen – nicht nur wegen der einzuplanenden sechs Punkte im Doppel gegen den steirischen Aufsteiger, sondern auch im Hinblick auf das Cupfinale.
Müldür als Schlüssel im Aufbauspiel
Erst kürzlich haben wir die Wichtigkeit Mert Müldürs in Rapids Aufbauspiel beschrieben. Der junge Austro-Türke ist der einzige Rapid-Innenverteidiger, der für Überraschungsmomente und intensive Läufe mit Ball im Aufbauspiel Rapids sorgt. Kühbauer lässt den 20-Jährigen aber häufiger als Rechtsverteidiger auflaufen. Der Hintergrund ist die verhältnismäßig defensive „Denke“ Müldürs, der die Räume hinter dem sehr offensiv agierenden Murg besser zumachen kann, als der offensiver denkende Potzmann.
Option Auer überdenken
Letzterer hat unter Kühbauer ohnehin noch einen schweren Stand, „musste“ gegen Altach aber für den gesperrten Bolingoli auf der ungewohnten linken Seite starten. Bolingoli wird gegen Hartberg wieder dabei sein, Potzmann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Bank Platz nehmen. Zu erwarten ist erneut Müldür als Rechtsverteidiger, was jedoch nicht notwendig wäre. Mit Stephan Auer gibt es eine verlässliche Option für diese Position und zudem eine hervorragende Absicherung für den individuell immer besser werdenden Murg. Seine wohl beste Saisonleistung zeigte Auer übrigens gegen den Cupfinal-Gegner…
Schwab rückt nach vorne
Wenn der aufbaustarke Müldür in die Innenverteidigung gezogen wird, hat dies direkte Auswirkungen auf die Sechser/Achter Rapids. Kapitän Schwab – auch unter Kühbauer gesetzt – müsste nicht so häufig zwischen die Innenverteidiger abkippen, um beim Spielaufbau zu helfen. Haarsträubende Fehler, wie vor Meilingers 2:0, sind damit vermeidbar, weil Schwab im Aufbau nicht die aktive Rolle einnimmt, sondern eine Linie weiter vorne reagieren und als Anspielstation fungieren kann. Allgemein gilt: Je höher Schwabs Feldposition ist, desto sicherer bzw. stabiler ist Rapid.
Grahovac als klassischer Sechser
Auch die Position des zweiten Sechsers ist für eine Aufbauverbesserung Rapids essentiell. Anstelle des verschleppenden Ljubicic sollte hier aktuell Grahovac gesetzt sein. Dies erhöht die Passsicherheit und die Pressingresistenz vor der Rapid-Abwehr. Wenn in der Innenverteidigung ein aufbaustarker Spieler wie Müldür spielt, kann Grahovac zudem selbst weiter nach vorne schieben, was bei Ballverlusten von Vorteil ist. Rapid kommt dadurch höher ins Gegenpressing.
Klare 6-8-Staffelung
Auch die horizontale Positionierung Grahovac‘ bringt einen Vorteil im Gegenpressing, denn der Bosnier weist einen starken Zentrumsfokus auf, während Ljubicic häufiger pendelt. Rapid kann damit den Gegner nach Ballverlusten direkt in gefährlichen Zonen penetrieren – und das mit einer klaren Staffelung: Vor den Innenverteidigern ist Grahovac der klare Sechser und vor ihm kann Schwab als klarer Achter die Zweikämpfe annehmen.
„Manchmal ist defensiv offensiv“
Auf dem Papier ist dies die sicherere Variante für Rapids Zentralachse. Man würde zugunsten eines klassischen Sechsers auf einen Achter verzichten. De facto ist eine solche Variante (Müldür als Innenverteidiger, davor klare 6-8-Staffelung) aber eine offensiv extrem vorteilhafte Alternative, weil Rapid besser aufbauen kann und wesentlich effektiver über die erste Pressinglinie des Gegners kommen kann. Oder anders gesagt: Man wird sich so schlichtweg mehr Torchancen herausarbeiten!
Vorteile der klareren Staffelung
Müldürs überraschende Antritte mit Ball im Aufbauspiel sind zwar durchaus riskant, zumal ein Gegner ihn mit der nötigen Aggressivität vom Ball trennen könnte, andererseits bewies er bereits, dass er in diesen Bewegungsmustern sehr stabil ist. Schwab wird deutlich nach vorne geschoben, wo er am Ball in weniger potentiell für die Defensive gefährliche Schnittsituationen kommt. Grahovac fungiert als defensive Anspielstation und „Abfangjäger“, kann situativ immer noch zwischen die Innenverteidiger abkippen und sie beim Aufbau unterstützen, um ein bisschen Variabilität ins Aufbauspiel zu bringen.
Ordnung des Gegners stören
Eine weitere Facette ist, dass Rapid dem Gegner im Pressingspiel gewisse Positionsänderungen aufzwingt. Wenn Schwab nicht aufbauender Akteur ist, sondern sich in Richtung Knasmüllner orientieren kann, hält auch das Pressingkonzept des Gegners nicht mehr. Es kommt zu Positionsuntreue und damit zu Stellungsproblemen. Altach konnte hingegen sein 4-1-4-1/5-4-1 durchziehen. Dabei setzte man auf hohe Positionstreue, die der Rapid-Offensive mit ihren „One Trick Ponys“ nicht behagte.
Lehrbeispiel gegen Hartberg
Hartberg ist ein idealer Gegner, um diese Veränderungen vorzunehmen. Auch die Oststeirer werden im 4-1-4-1 gegen Rapid verteidigen – einerseits, weil es Altach bereits weitgehend gelang, andererseits, weil es der Schopp-Elf beim 2:2 in Wien vor fünf Wochen auch guttat. Auch damals spielte Rapid mit zwei kampfstarken, aber aufbauschwachen Innenverteidigern (Sonnleitner-Hofmann). Gutes, strukturiertes Aufbauspiel durch die Mitte hätte zur Folge, dass Rapid mit Schwab und Knasmüllner zwei Spieler zwischen die Linien bringen könnte, was den pendelnden Sechser des Gegners neutralisieren und Rapid einen Vorteil verschaffen könnte.
Definitiv mehrere Spielsituationen im Cup-Finale
Auch im Hinblick auf das Cup-Finale sollte diese Variante getestet und verbessert werden. Gegen Salzburg ist es praktisch sicher, dass Rapid mit verschiedenen Spielsituationen (im Gesamten) konfrontiert sein wird. Bei 0:0 mit einer dominanter Salzburger Mannschaft, bei einem Rückstand mit einem gewissen Offensivzwang, der gutes Aufbauspiel erfordert und bei einem Vorsprung mit der in Wahrheit destruktiveren Variante, wie sie in Altach praktiziert wurde. Rapid wird also höchstwahrscheinlich früher oder später ohnehin mit der beschriebenen „Aufbauvariante“ operieren müssen, um zum Erfolg zu kommen. Gegen Altach ging es schlussendlich doch noch gut, weil der Rapid-Geist – zögerlich, aber doch – zurückkommt. Die späten Tore von Murg und Pavlovic lassen das 2:2 im Ländle eher wie einen Sieg, als einen Rückschlag wirken.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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