Das Testlabor ‚Austria-Training‘ aus ‚Physio‘-Sicht
BundesligaKurz & bündig 27.April.2020 abseits.at Redaktion
Die Kleingruppen-Trainings der Bundesliga-Klubs sind Testlabors für viele andere, vor allem für die zahlreichen Amateur- und Nachwuchs-Vereine. Vieles ist sehr genau von der medizinischen Abteilung der Austria, von den Ärzten & Physiotherapeuten, geregelt. Christoph Lichtenecker, Christian Hold, Florian Metz & Josef Haslinger geben erste Einblicke in ihren neuen Berufs-Alltag.
Pro Kleingruppe von jeweils sechs Spielern ist ein Sport-/Physiotherapeut eingeteilt. Es gibt keine Durchmischung. Die Behandlung von Spielern ist vorerst auf das Notwendigste eingeschränkt: „Wir haben die Hands-on-Therapie auf ein Minimum reduziert. Wir schauen auch, dass die Spieler das Trainingsgelände nach Trainingsende so schnell wie möglich verlassen“, erklärt Physiotherapeut Christoph Lichtenecker.
Wenn die Spieler behandelt werden müssen, dann mit Mund- und Nasen-Schutz, Handschuhen und in einem eigenen Raum für jeden ‚Physio‘.
7 Fragen, 1 Checkpoint & der Rat des Ärzte-Teams
Vor dem ersten Kleingruppentraining wurden alle Austria-Spieler und -Betreuer negativ auf das Corona-Virus getestet. Die Wahrscheinlichkeit einer Neuinfektion wird in mehreren Schritten minimiert. Schon früh morgens zum Aufstehen erhalten die Spieler über SAP sieben Gesundheitsfragen auf ihr Smartphone, die die ‚Physios‘ gemeinsam mit dem violetten Ärzteteam erstellten. Bevor sich Alex Grünwald & Co. auf den Weg zur Generali-Arena machen, müssen sie noch zu Hause ihre Temperatur checken.
„Die sieben Fragen decken die Symptome des Virus bestmöglich ab. Uns würde somit sofort auffallen, wenn jemand Symptome hat – in diesem Fall würden wir in Rücksprache mit unseren Ärzten die nächsten Schritte setzen“, erklärt Lichtenecker.
Vor dem Betreten der Kabinen und Trainingsplätze gibt es zusätzlich noch einen Checkpoint, an dem das medizinische Team Christoph Monschein und Co. noch einmal Fragen zu deren Befinden stellt. Überprüft wird auch, ob jeder ordnungsgemäß mit Maske, eigener Trinkflasche und Desinfektionsmittel ausgestattet ist.
Ein Privileg: „Wie geil ist das bitte?“
Sporttherapeut Christian Hold kümmert sich seit 19 Jahren um die Spieler von Austria Wien und spürt, dass die Violetten momentan außerordentlich viel Freude am Fußballspielen haben: „Gleichzeitig halten sich alle sehr diszipliniert und konzentriert an die Vorgaben. Ich sehe, dass die Spieler ihren Job, ihr Privileg, bei Austria Wien zu spielen, aufgrund der Ausnahmesituation noch viel mehr zu schätzen wissen“, erzählt ‚Holdi‘.
Seine Kleingruppe mit den Defensivspielern Florian Klein, Michael Madl, Erik Palmer-Brown, Andreas Poulsen & Jimmy Jeggo genießt ein ‚Sahnehäubchen‘: „Wie geil ist es bitte im Stadion zu trainieren? Das denkt sich jeder von uns, das ist ein ganz besonderes Feeling. Es erinnert mich an die großen internationalen Spiele, bei denen das Abschlusstraining auch immer im Stadion stattfindet“, sagt Christian Hold.
Erstversorger, Vorbereiter & Begleiter mit Tipps
Physiotherapeut Florian Metz kann sich als Ex-Profi gut in die Spieler hineinversetzen: „Wenn man selbst Fußballer war, weiß man, wie viel der Ball einem Spieler bedeutet – die Jungs haben gerade richtig viel Spaß am Platz.“ Seine Rolle ist im Moment die des Begleiters und Erstversorgers: „Für die Jungs ist das Fußballspielen nach der Pause schon eine große muskuläre Belastung, aber das Training ist gut gesteuert.“ Somit bleibt die Notwendigkeit für Behandlungen minimal.
In den Home-Office-Wochen beschränkte sich die Kurzarbeit der ‚Physios‘ auf Telefonate mit Spielern & das Erstellen von Zusatz-Einheiten für Verletzte. Erst am Ende galt es, umfangreiche Vorbereitungen auf das Kleingruppen-Training zu treffen, um die Vorgaben der Regierung & Bundesliga in einen konkreten Ablauf vor Ort zu gießen, der alle medizinischen Anforderungen erfüllt.
Jeder Einzelne denkt aktiv mit
„Wir sind so etwas wie ein Versuchsprojekt – deshalb sind wir sicher besonders im Fokus. Aber lieber so als wir könnten gar nicht trainieren“, betont Lichtenecker, der sein Team auch in der Rolle sieht, zu überprüfen, ob die Regeln eingehalten werden. Sporttherapeut Josef Haslinger ist von der Zusammenarbeit bei der Austria begeistert:
„Jeder Einzelne denkt immer auch selbst an die wichtigsten Dinge wie Abstand halten, das Desinfizieren & die eigene Trinkflasche. Ich denke, es ist für jeden eine Umstellung, aber wir haben unsere Möglichkeiten bestmöglich genutzt.“
Im Home-Office fanden auch die sonst im Dauereinsatz befindlichen ‚Physios‘ und Therapeuten etwas mehr Freizeit, die Josef Haslinger etwa dafür nutzte, um sich mit Fachliteratur aus dem Bereich Sympathikus und Parasympathikus weiterzubilden: „Vereinfacht gesagt sind das Nervenstränge, die für Spannung und Entspannung zuständig sind. In der Literatur ging es um die Frage: Wie kann man die Entspannung bei Profisportlern schnell und einfach unterstützen?“
Quelle: Pressemeldung FK Austria Wien
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