Wenn es am Sonntag zum Abschluss des Grunddurchgangs zum Wiener Derby in der Generali-Arena zu Favoriten kommt, wird dies auch ein Duell der formstarken Stürmer sein. Aus der Rapid-Elf ist Guido Burgstaller derzeit nicht wegzudenken und bei der Austria feiert man die Form von Haris Tabakovic.
Kaum ein Spieler der österreichischen Bundesliga ist für seinen Verein so wertvoll und wichtig, wie Guido Burgstaller für Rapid. Der Kapitän und Führungsspieler hat einen Lauf, sammelte in den letzten vier Spielen jeweils einen Scorerpunkt, traf dreimal, bereitete einen Treffer vor. Der Villacher Routinier ist auf dem Platz der verlängerte Arm von Zoran Barisic.
Der abkippende Burgstaller
In der ersten Hälfte des Grunddurchgangs hatte Burgstaller noch seine Probleme. Unter Ferdinand Feldhofer funktionierte die Zentralachse nicht gut, weshalb der Kärntner häufig extrem abkippen musste, um Bälle abzusammeln und nach vorne zu tragen. Teilweise wirkte Burgstaller in diesen Abkippbewegungen wie ein Achter, manchmal sogar wie ein Sechser. Um für mehr Präsenz im Mittelfeldzentrum zu sorgen, half Burgstaller aus, fehlte dafür aber in der direkten Gefahrenzone.
Mehr Klarheit im Spiel unter Barisic
Das Resultat daraus: Unter Feldhofer brachte es der Stürmer in 19 Spielen auf sechs Tore und zwei Assists. Zu oft fehlte der 33-Jährige dort, wo er als Mittelstürmer dringend gebraucht wurde. Barisic schaffte es, Rapid nach dem Trainerwechsel wieder zu „vereinfachen“, ließ sich die Mannschaft auf Grundtugenden und klarere Abläufe im Passspiel besinnen. Burgstaller war einer der Profiteure, kam zu deutlich mehr Ballberührungen im Strafraum und damit auch zwangsläufig zu mehr Torchancen. In zwölf Spielen unter Zoran Barisic brachte es der erfahrene Offensivmann auf neun Tore und vier Assists. Burgstaller kam in allen 31 Saisonspielen der Hütteldorfer zum Einsatz.
Wieder als Zielspieler
Auch im Wiener Derby gegen die Austria wird Burgstaller eine wichtige Rolle einnehmen. Durch das einerseits leicht verbesserte Zentrum, aber andererseits deutlich verbesserte Flügelspiel, avancierte Burgstaller unter Barisic wieder zu einem Zielspieler. Inklusive dem Cup-Spiel in Wolfsberg zum Frühjahresauftakt kam Burgstaller dieses Frühjahr auf 35 Ballberührungen im Strafraum. Im ersten Derby der Saison, das mit 2:1 an die Austria ging, spielte Burgstaller übrigens als etatmäßiger Rechtsaußen in einem 4-4-2-System – und blieb weitgehend abgemeldet.
Tabakovic’ Lauf „aus der Not heraus“
Nur zehn Minuten lang spielte Austrias Brecherstürmer Haris Tabakovic im letzten Derby. Im Herbst brachte es der 28-jährige Schweizer nur auf zwei Tore in 13 Spielen, womit er deutlich hinter den Erwartungen blieb. Unter dem neuen Trainer Michael Wimmer blüht Tabakovic allerdings auf: Eigentlich kam er beim Frühjahrsauftakt gegen Austria Klagenfurt nur aus der Not heraus zu seinem Einsatz, weil sich Dominik Fitz bereits nach 22 Minuten verletzte. Tabakovic stellte sich aber mit einem Doppelpack und einem Assist perfekt ein und sammelte schlussendlich in fünf Frühjahrspartien sechs Tore.
Schwache Werte, gewaltige Zweikampfpräsenz
Im 3-4-2-1 der Austria entwickelte sich Tabakovic binnen kürzester Zeit zum absoluten Zielspieler. Seine sechs Frühjahrestore sind ein Ausdruck großer Effizienz, zumal sein xG-Wert in den letzten fünf Spielen nur bei 3,97 liegt. Der bosnisch-stämmige Stürmer lief damit durchaus klar über Erwartung. Seine Statistiken sind für den besten Torschützen des Frühjahres reichlich kurios: Tabakovic spielte im Schnitt nur 18 Pässe pro Spiel, von seinen 23 Kopfballduellen gewann er nur sechs und seine Zweikampfquote von nur 20% gewonnenen Duellen wirkt auf den ersten Blick fast unterirdisch. Allerdings zog Tabakovic in diesen fünf Spielen unglaubliche 134 Zweikämpfe, womit er für die Präsenz seiner Mannschaft enorm wichtig war und die gegnerischen Abwehrreihen massiv beschäftigte.
Setzt Tabakovic seinen Lauf im Derby fort?
Somit ist Tabakovic ein gutes Beispiel dafür, dass man absolute Statistikzahlen nicht immer für bare Münze nehmen darf. Die Leistungsdaten seiner fünf Frühjahresspiele sprechen de facto nicht für ihn, aber da sechs Tore auf der Habenseite stehen, sind sie auch schon wieder Makulatur. Die Hoffnungen der Austria liegen somit zurecht auf der Fortführung dieser untypischen und auch unerwarteten Effizienzsteigerung des 194cm-Mannes.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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