Der 29-jährige Baske David de Paula Gallardo wird den österreichischen Meister FK Austria Wien zumindest bis Sommer 2015 verstärken. Das gab der aktuelle Tabellenvierte... David de Paula ist ein Veilchen: Die Crux mit der übermäßigen Flexibilität

David de Paula (Wolfsberger AC)Der 29-jährige Baske David de Paula Gallardo wird den österreichischen Meister FK Austria Wien zumindest bis Sommer 2015 verstärken. Das gab der aktuelle Tabellenvierte vor einer Woche bekannt. Die Reaktionen der Fans auf die Verpflichtung des flexiblen Mittelfeldspielers sind gemischter Natur, wenden sich aber im großen Stil gegen den einstigen Mentor des Spaniers.

Nenad Bjelica forcierte die Verpflichtung De Paulas, zumal dieser schon in Bjelicas WAC-Zeit eine tragende Rolle im Mittelfeld spielte. Bjelica selbst spielte von 1993 bis 1999 in Spanien (Albacete, Betis Sevilla und Las Palmas), spricht spanisch, holte mit Jacobo, Solano, De Paula und Rivera vier Spanier ins Lavanttal. Angesichts dessen, dass die spanische Garde beim WAC funktionierte, musste er diese Transfers nie rechtfertigen, aber der nunmehrige Austria-Coach versäumte auch keine Gelegenheit, um die Integrität und positive Einstellung der Jungs von der iberischen Halbinsel zu betonen.

Bjelicas Wunschspieler

Bei den Fans der Wiener Austria gibt man sich gerade aufgrund der Vergangenheit von De Paula unter Bjelica konsterniert. Einen Kicker wie De Paula würde man in Wien-Favoriten nicht brauchen und als Wunschspieler des ungeliebten Trainers nimmt man schon mal eine gewisse zwangsoppositionelle Haltung ein. Aber als Trainer ist es nun mal Bjelicas Aufgabe, seine Wunschkicker beim Vorstand Sport zu deponieren. Dass es sich bei diesem Wunschspieler um einen vermeintlich unauffälligen Spieler eines schwächeren Ligakonkurrenten handelt, löst eine Weitblickdiskussion aus. Aber was kann David de Paula wirklich und wie passt er in den Kader der Austria?

Wichtig für kleine Vereine, eine zusätzliche Facette für große

Alleine in der laufenden Saison spielte De Paula sowohl im 4-2-3-1, als auch im 4-1-4-1 des Wolfsberger AC auf allen fünf Mittelfeldpositionen. Diese Flexibilität, gepaart damit, dass er ein durchaus talentierter Fußballer ist, macht ihn für einen kleinen Verein ungeheuer wichtig – und für einen größeren Verein zu einer Facette für mehr Variabilität. Eine Frage, die sich jedoch stellt ist die, ob der Transfer zur richtigen Zeit kommt. De Paulas Formkurve zeigte zuletzt klar nach unten.

Vorsichtiger Taktgeber

Der Spanier ist kein Spieler, der eine Spielphilosophie trägt, das Auftreten seiner Mannschaft verkörpert oder in brenzligen Situationen die Kohlen aus dem Feuer holt. Er ist aber sehr wohl ein Spieler, der den stammtischgeprägten „geraden Pass“ spielen kann, einen Gegner ausspielen oder einen wichtigen Ball gewinnen kann. De Paula ist beidbeinig, spielt lieber auf der rechten als auf der linken Mittelfeldseite, agiert dabei weniger invers, sondern eher auf Flanken bedacht. Als seine Paradeposition entpuppte sich erst im Laufe der letzten Monate die des Achters. Dort spielt der 29-Jährige zwar verhältnismäßig unauffällig, bewies sich aber immer wieder als „vorsichtiger Taktgeber“, der sich in seinem Passspiel kontrolliert und zumeist risikofrei nach vorne orientiert und in seiner defensiven Rolle gut verschiebt. Spielt De Paula als Zehner kann er sein technisches Können besser entfalten, vernachlässigt jedoch gerne mal die Defensive.

Zu viele Positionswechsel

Eine gute Saison 2013/14 spielt der Mittelfeldallrounder allerdings nicht. Der Übergang von Grubor zu Kühbauer veränderte die Grundanlage im Spiel des Wolfsberger AC und De Paula kam mit dem zu häufigen Wechseln seiner Aufgaben nicht gut zurecht. Unter Bjelica spielte er hauptsächlich als Zehner oder im rechten Mittelfeld, wobei er seine besten Partien für den WAC auf der rechten Seite machte. Unter Grubor und Kühbauer spielte De Paula keine drei Partien hintereinander auf der exakt gleichen Position, sondern wurde stark gegnerbezogen dauernd auf einer anderen Mittelfeldposition in die Schlacht geworfen – sogar, wenn seine vorherige Leistung in Ordnung war. Das Resultat: De Paulas Leistungen stagnierten auf lange Sicht und die Effizienz des Spaniers wurde schwächer. 2013/14 steuerte nur einen Assist und einen Assist-Assist bei. Über weite Strecken blieb der in der Vorsaison kreative Mittelfeldspieler blass und unauffällig.

Leistungen aus 2012/13 nicht bestätigt

Zwar geht der Spanier oftmals weite Wege, die sich etwa Michael Liendl dafür erspart, oder verlagert das Spiel von zentralen und Halbpositionen immer wieder gut auf den nach wie vor starken Manuel Kerhe auf rechts, aber eine tragende Rolle wie 2012/13 hat De Paula mittlerweile nicht mehr. In der Vorsaison gelangen ihm zwei Treffer, sieben Assists und fünf Torbeteiligungen durch gute Pässe in der Entstehung eines Tors. Zählt man diese Assist-Assists mit, kam De Paula auf 14 Torbeteiligungen in 32 Ligaspielen – ein Wert, von dem er in der laufenden Saison weit entfernt ist.

Etwas zu spät?

Der einstige WAC-Kicker ist sicher ein Spieler, den man bedenkenlos einsetzen kann. Im Spiel ohne Ball wird De Paula auch für die Wiener Austria wichtig sein und möglicherweise findet er wieder zu alter Stärke, wenn Bjelica seine Stärken und Kontinuität im Positionsspiel wieder so forciert, wie es etwa Kühbauer verabsäumte. Wunderdinge darf man von David de Paula aber keine erwarten und es ist möglich, dass der Transfer vielleicht sogar ein halbes Jahr zu spät kam – so man ihn überhaupt tätigen musste. Geht man davon aus, dass der slowenische Transferflop Dare Vrsic den Verein in absehbarer Zeit verlassen könnte, kann man den De-Paula-Transfer als einen „Position für Position“-Ersatz sehen, der noch dazu defensiv etwas flexibler ist.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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