Der FC Wacker Innsbruck verstärkte sich für den Abstiegskampf mit dem serbischen Abwehrspieler Zeljko Djokic. Der 31-Jährige erhielt einen Vertrag bis Sommer 2015 und... Der Abwehrchef, der eher Rechtsverteidiger sein sollte: Das ist Innsbrucks Neuverpflichtung Zeljko Djokic!

FC Wacker Innsbruck (Logo, Wappen)Der FC Wacker Innsbruck verstärkte sich für den Abstiegskampf mit dem serbischen Abwehrspieler Zeljko Djokic. Der 31-Jährige erhielt einen Vertrag bis Sommer 2015 und soll die Lücken in der Wacker-Abwehr stopfen. Allerdings ist der routinierte Serbe eher ein Rechtsverteidiger, als ein Innenverteidiger. Abseits.at analysiert, wieso Djokic als Abwehrchef in der österreichischen Liga wohl ungeeignet ist.

Zeljko Djokic wurde in der Vojvodina geboren, hält sowohl die serbische, als auch die bosnische Staatsbürgerschaft und kickte in der Vergangenheit immerhin für die bosnische B-Nationalmannschaft. Seine Karriere begann der Verteidiger ebenfalls in der Vojvodina, wo er in Sremska Mitrovica seine ersten Ligaspiele absolvierte. Damals war Djokic 20 Jahre alt und kickte hauptsächlich an den Außenverteidigerpositionen oder als Manndecker in einem alten 3-5-2-System mit Libero.

Meister in Mazedonien

Im Jänner 2003 wechselte der Serbe nach Mazedonien und kam bei Pobeda Prilep unter. Die Rot-Weißen waren auch deshalb reizvoll, weil er die Chance hatte, mit Pobeda international zu spielen. Prompt wurde die Mannschaft in Djokics erster Saison in einer insgesamt erschreckend schwachen Liga Meister. Die Elf aus Prilep hatte keine großen Namen anzubieten und Djokic kam im Laufe seiner Zeit in Mazedonien auf zahlreichen Positionen zum Einsatz: Als Innenverteidiger, rechter Verteidiger, aber auch im rechten Mittelfeld.

Wettskandal in der Saison 2004/05

Bereits in der ersten vollen Saison Djokics bei Pobeda Prilep kam es zu einem Skandal und zum Anfang vom Ende des gesamten Vereins. Das Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Pyunik Yerevan wurde durch den mazedonischen Klub manipuliert und absichtlich verloren. Im betroffenen Heimspiel gab es eine 1:3-Niederlage. Djokic kam in diesem Spiel als 22-Jähriger in der rechten Verteidigung zum Einsatz und spielte durch. Wer aller an der Spielmanipulation beteiligt war, ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt. Der Vereinspräsident Aleksandar Zabrcanec wurde einige Jahre nach dem Spiel ebenso wie der damalige Kapitän Nikolce Zdraveski, ein routinierter mazedonischer Mittelfeldspieler, lebenslang von der UEFA gesperrt.

Pobeda Prilep von der UEFA sanktioniert

2009/10 wurde Pobeda Prilep von der UEFA für acht Jahre von allen europäischen Bewerben ausgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt spielte Djokic schon längst nicht mehr bei Pobeda: Der flexible serbische Abwehrspieler verließ den Verein im Jänner 2007 und wechselte zurück nach Sremska Mitrovica. Mittlerweile zog sich Pobeda Prilep in den Amateurfußball zurück bzw. gründete sich neu.

Aufstieg mit Javor Ivanjica

Im Frühjahr 2007 machte Djokic 13 Ligaspiele für den serbischen Zweitligisten und wechselte im Sommer zu einem anderen Zweitligaklub: Der FK Javor Ivanjica war ab der Saison 2007/08 der neue Arbeitgeber des Serben. In dieser Saison sollte Javor ungeschlagen bleiben und damit in die höchste serbische Spielklasse aufsteigen. Djokic war eine Stütze in der Innenverteidigung, machte 31 Spiele mit. 2008/09 wurde Javor überraschender Vierter der serbischen Super League und Djokic gehörte erneut zum Stamm. Er absolvierte 29 Partien in der Innenverteidigung.

Abstieg mit Panthrakikos

2009/10 machte der damals 27-Jährige einen kleinen Ausflug in den Süden. Djokic wechselte nach Griechenland zu Panthrakikos. Ebenso wie sein einstiger Javor-Mitspieler Filip Arsenijevic, der als Rechtsaußen zum Einsatz kam. Panthrakikos kaufte Javor damit praktisch die gesamte rechte Seite ab, zumal Djokic gegen Ende der Saison 2008/09 immer wieder als rechter Verteidiger aufgeboten wurde. Djokic gehörte bei Panthrakikos zwar über weite Strecken zum Stamm, machte 20 Spiele in der griechischen Liga, stieg mit seinem neuen Verein aber klar und deutlich ab: Panthrakikos machte nur zwölf Punkte und am Ende fehlten 23 Zähler auf den Klassenerhalt.

Der Sprung in die polnische Liga

Somit war das Griechenland-Abenteuer des Serben auch schon wieder vorbei und im Sommer 2010 folgte die Rückkehr zu Javor. Bis zum Winter spielte Djokic wieder regelmäßig in der defensiv starken Mannschaft Javors, kam nun doch wieder hauptsächlich als Innenverteidiger zum Einsatz. Nur zwei seiner zwölf Spiele in dieser Halbsaison absolvierte er als rechter Verteidiger. In der Winterpause 2010/11 wechselte Djokic etwas überraschend um nur 25.000 Euro von Javor zu Ruch Chorzow in die polnische Ekstraklasa. Ruch war zu diesem Zeitpunkt, wie Innsbruck aktuell in Österreich, akut abstiegsgefährdet und benötigte einen robusten Verteidiger.

Drei verschiedene Positionen

Ruch Chorzow schaffte den Klassenerhalt und Djokic wurde auf verschiedenen Positionen eingesetzt, je nachdem wo gerade Bedarf bestand. Hauptsächlich spielte er als Innenverteidiger, doch auch auf beiden Außenverteidigerpositionen kam er zum Einsatz. In seinen ersten 13 Ligaspielen, welche er im Frühjahr 2011 absolvierte, flog er außerdem zweimal mit Gelb-Rot vom Platz.

Knieprobleme

Die Saison 2011/12 verlief sehr unglücklich für den Mann aus Novi Sad: Schon im Herbst hatte Djokic mit Knieproblemen zu kämpfen, kam nicht in die Gänge, machte nur die ersten beiden Partien von Anfang an mit und fiel dann bis Dezember aus. Im Frühjahr konnte sich Djokic wieder in die Mannschaft spielen und wurde nach einigen schwachen Leistungen in der Innenverteidigung fix auf die Rechtsverteidigerposition gestellt. Ruch Chorzow spielte in dieser Saison überraschend um den Meistertitel, wurde am Ende nur einen Punkt hinter Slask Wroclaw Zweiter. In der 27.Runde musste Djokic nur elf Minuten, nachdem er sein erstes und einziges Tor für Ruch erzielte, mit einem Kreuzbandanriss runter und fiel danach für knapp drei Monate aus.

Abstieg im Ruch Chorzow

Praktisch gegenteilig verlief die Saison 2012/13: Djokic war über weite Strecken Stammspieler, zeigte dabei als Innenverteidiger zwischenzeitlich wieder schwache Leistungen und wurde nun praktisch durchgehend rechts aufgeboten – das „Experiment Innenverteidiger“ war zumindest für seine Polen-Zeit endgültig vorbei. Ruch setzte sich in der Europa-League-Qualifikation zunächst gegen Metalurg Skopje durch, flog dann aber gegen Viktoria Plzen klar und deutlich aus dem Bewerb (0:2 h, 0:5 a). Obwohl man das Cuphalbfinale erreichte und phasenweise gute Partien gegen Favoriten spielte, stieg der Vizemeister in die zweite polnische Spielklasse ab. Djokic machte 29 Pflichtspiele mit, flog wieder zweimal vom Platz.

Eine Tätlichkeit als letzte Aktion beim FK Javor

Durch den Abstieg von Ruch Chorzow war der Weg frei für Djokics dritten Anlauf beim FK Javor. Auch die Weiß-Roten aus Ivanjica sind heuer abstiegsgefährdet und der Neo-Innsbrucker war im Herbst der Abwehrchef wieder der Abwehrchef des Klubs. Er absolvierte zehn Ligaspiele und flog sowohl in der ersten, als auch in der letzten Partie mit Gelb-Rot bzw. Rot vom Platz. Seine letzte Aktion, bevor er Javor in Richtung Innsbruck verließ, war eine Tätlichkeit im Spiel gegen Radnicki Kragujevac nach nur elf Minuten.

Harte Gangart

Zeljko Djokic ist nur auf niedrigem Niveau ein passabler Innenverteidiger, weil sich der mittlerweile 31-Jährige zu fehleranfällig präsentiert und seine Gegenspieler häufig zu ungestüm attackiert. Als Rechtsverteidiger machte er hingegen bei Ruch Chorzow immer wieder eine gute Figur, auch wenn er sein Spiel recht einfach anlegte. Die Tugenden, die Djokic auszeichnen, sind vor allem seine Kopfballstärke bzw. die Härte, mit denen er seine Kopfballduelle führt und die Kompromisslosigkeit im Zweikampf. Er ist kein Spieler, der Bälle in Defensivzweikämpfen gezielt erobert, aber zumindest die gegnerischen Ambitionen mit seiner harten Gangart zunichtemacht.

Rutschpartien

Was beim Serben recht bald auffallen wird, sind seine zahlreichen Sliding Tacklings. Dabei kümmert sich der Abwehrspieler nicht so sehr um seine Feldposition, wenn er zu einer seiner Rutschpartien ansetzt. Dies ist natürlich hochgradig riskant und hatte schon in der Vergangenheit zahlreiche Fouls, Elfmeter und Karten zur Folge. Insgesamt flog Djokic im Laufe seiner Karriere neunmal vom Platz: Von ordinären gelb-roten Karten, über Notbremsen, bis hin zu Tätlichkeiten war alles dabei. In Luftzweikämpfen in und um den eigenen Strafraum war außerdem häufig zu beobachten, dass Djokic mit großem Ellbogeneinsatz agiert. Die Gefahr, dass der Serbe den einen oder anderen Elfmeter oder eine gefährliche Freistoßsituation für den Gegner verschuldet, ist also sehr groß.

Trotz Knieproblemen: Schnell und robust

Auch im Aufbauspiel ist Djokic keine Koryphäe und man wird eher weite Bälle des Abwehrspielers sehen. Gelegentlich zeigt er allerdings im Eins-gegen-Eins, sowohl zentral, als auch an der Seite, gute Ansätze. Dies ist vor allem auf seine gute körperliche Konstitution und Robustheit zurückzuführen. Zwar hatte Djokic im Laufe der letzten Jahre immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen, aber seine allgemein gute Fitness übertünchte diese oft. Der Serbe trainiert auch abseits des Fußballs hart an seiner Fitness, gilt für einen 31-Jährigen als durchaus schnell. Wenn es der Abwehrspieler mit robust auftretenden Gegenspielern zu tun hat, hat er Vorteile und gewinnt zahlreiche Zweikämpfe. Wendige, aber vor allem positionstechnisch flexible Gegenspieler (so zum Beispiel inverse Winger oder Stürmer, die sehr stark antizipieren) liegen Djokic hingegen nicht so sehr.

Offensiv mau

In der Offensive ist Djokic zwar bei Standardsituationen ein Unruheherd, aber nicht besonders torgefährlich. Im Laufe seiner Karriere erzielte er nur acht Treffer, allesamt nach Standards. Dabei bewegt sich der Serbe mit Vorliebe ans kurze Eck, um Flanken weiterzuleiten, oder selbst vom Fünfereck abzuschließen. Große Präzision in seinem offensiven Kopfballspiel darf man aber nicht erwarten.

Als Rechtsverteidiger geeigneter

Die Intention von Wacker Innsbruck den serbischen Abwehrspieler zu verpflichten war nach den schwachen Leistungen im Herbst natürlich logisch. Djokic ist aber eine billige Lösung und fällt ein wenig in die Kategorie Themenverfehlung. Eigentlich ist der Serbe ein rechter Verteidiger, der für seine unsicheren Leistungen als Innenverteidiger bekannt ist. Seine Rolle als Abwehrchef bekleidete er stets auf sehr niedrigem Niveau, so etwa in Mazedonien oder bei einem serbischen Abstiegskandidaten. In Polen waren Djokics Leistungen in der Innenverteidigung phasenweise inferior, während er auf der zumindest defensiv weniger verantwortlichen Position als Rechtsverteidiger teils sehr gute Partien machte und wenig durchließ.

Bei Wacker als Innenverteidiger

Da Thomas Bergmann als rechter Verteidiger gesetzt sein dürfte, ist es nicht zu erwarten, dass Djokic auf seiner besten Position spielen wird. Der Serbe wird bei Innsbruck als Innenverteidiger auflaufen, um die enttäuschenden Leistungen des Spaniers Egoitz Jaio abzufedern. Eine Verbesserung der Situation wird dies aber nicht zur Folge haben…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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