Der Aufstieg des Donis Avdijaj – Bleibt das Schalke Juwel noch eine Saison in Österreich?
Bundesliga 1.Mai.2015 Andreas Prentner 0
Derzeit staunt man nicht schlecht beim österreichischen Meister aus dem Jahr 2011. Im Wintertransferfenster wurde Donis Avdijaj von Schalke 04 ausgeliehen und Sturm Graz Manager Gerhard Goldbrich sprach sofort von einem „Juwel“. Tatsächlich ist der technisch hochbegabte Offensivspieler endgültig in der Bundesliga angekommen und verzückt die Grazer Fans Woche für Woche.
Der 18-Jährige wird von Trainer Franco Foda zumeist auf dem linken Flügel aufgeboten, doch auch im Zentrum agierte der Youngster bereits als Ersatz für Marko Stankovic. Bis dato hat Avdijaj eine starke Bilanz vorzuweisen. In elf Einsätzen in der höchsten österreichischen Spielklasse stehen fünf Tore und drei Vorlagen auf der Haben-Seite. Nun werden bereits Stimmen laut, wonach Schalke 04 sein Talent wieder zurückhaben möchte. Allerdings will man gleichzeitig in Graz, dass der Offensivspieler seinen Leihvertrag bis Ende der Saison 2015/16 erfüllt – mindestens. Wer kann es der Führungsetage der Grazer verdenken? Avdijaj harmoniert auf dem Platz wunderbar mit Roman Kienast, Thorsten Schick, Simon Piesinger oder auch Andreas Gruber und avancierte zu einem richtig starken Grazer Charakter.
Trumpf für Europa?
Sturm Graz liegt derzeit auf Tabellenrang vier, was gleichbedeutend mit einer Qualifikation für die UEFA Europa League ist. Für die Grazer geht es um das internationale Geschäft und um das internationale Geld. Avdijaj könnte zum Spieler werden, der den Unterschied ausmacht. Mit seiner technischen Raffinesse kann der 18-Jährige ganze Abwehrreihen aushebeln, die tödlichen Pässe auf Mitspieler spielen, oder auch selbst im Abschluss gefährlich werden. Gleichzeitig verweilt man in Gelsenkirchen auf Rang fünf in der Bundesliga. Also ebenfalls auf Europa League Kurs. Wie in Graz, wäre Avdijaj ebenfalls ein Juwel umgeben von weiteren jungen Talenten wie etwa Leroy Sanè, Max Meyer oder Julian Draxler.
Was ihn besonders macht
Anhand der letzten drei Partien in der höchsten österreichischen Spielklasse ist gut zu erkennen, was Donis Avdijaj bereits jetzt für Sturm Graz bedeutet. An den Beispielen der Partien gegen Altach, Grödig und Wiener Neustadt sollen nun seine Eigenschaften an den Tag gelegt werden.
Altach – Vorbereiter und Torschütze
Am 11.4. kam es in der Steiermark zum Duell mit der Mannschaft von Damir Canadi. Avdijaj wurde am linken Flügel aufgeboten, bekam aber viele Freiheiten zugesprochen. Dies war auch beim Führungstreffer von Thorsten Schick gut zu erkennen. Avdijaj bekam das Spielgerät im Mittelfeld, setzte zum Powerdribbling an und bediente Roman Kienast in perfekter Position. Kienast hatte das Auge für Schick und schon war der Ball im Tor. Beim zweiten Treffer ließ der junge Offensivspieler seine technische Raffinesse aufblitzen. Nach einem Einwurf von Christian Klem lässt Avdijaj gleich vier Altach-Profis hinter sich und schließt platziert ins kurze Eck ab. Beim zwischenzeitlichen 4:0 durch Andreas Gruber hat der Youngster erneut einen großen Anteil am Tor. Durch seine variable Spielweise und die verletzungsbedingte Auswechslung von Marko Stankovic tauchte er vermehrt auf dem rechten Flügel auf. Beim vorletzten Tor der Partie ließ Avdijaj halb-rechts an der Sechzehnergrenze Jan Zwischenbrugger und Cèsar Ortiz mit lediglich einer Drehung aussteigen und legt ab auf Gruber der wunderbar vollendet. Auch beim Schlusspunkt der Begegnung hatte Avdijaj seine Finger im Spiel. Nach einem Fehlpass von Jan Zwischenbrugger hat die Schalke 04 Leihgabe den Ball sofort unter Kontrolle und verzögert, da er weiß, dass Andreas Gruber auf der linken Seite angerauscht kommt. Im richtigen Moment spielt er den Ball seinem Teamkollegen zu und der vollendet abermals perfekt. Ein richtig großer Auftritt von Donis Avdijaj der als Torschütze und Vorlagengeber brilliert.
Grödig – Übersicht und Ordnung
Aufgrund der schweren Verletzung von Marko Stankovic bekam Donis Avdijaj eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe gegen den SV Grödig zugeteilt. Thorsten Schick begann auf dem rechten Flügel, und Andreas Gruber auf der anderen Seite. Demnach war für Avdijaj in der Mitte die Position des Spielmachers vorgesehen. Auch in dieser, für ihn noch eher ungewohnten Rolle spielte das Supertalent groß auf und versorgte seine Mitspieler regelmäßig mit guten Zuspielen. Bereits nach acht Minuten bewies er gute Übersicht indem er Andreas Gruber mit einem großartigen Lochpass ideal in Szene setzte. Gruber traf allerdings nicht ins Tor, sondern bekam eine Verwarnung wegen einer vermeintlichen Schwalbe. Mit fortlaufender Spieldauer ließ sich Avdijaj auch regelmäßig zurückfallen um das Offensivspiel der Grazer anzukurbeln und die Spielordnung gemeinsam mit Simon Piesinger und Anel Hadzic herzustellen. In Situationen, in denen die Mannschaft von Franco Foda auf Offensive umschaltet, fordert er sehr oft den Ball und lässt seinen meistens guten Ideen freien Lauf. Trotz seiner jungen Jahre beweist er auf dem Platz eine große Sicherheit und strahlt Verantwortung aus. Am Ende hat natürlich auch er einen großen Anteil am 2:1-Erfolg.
Wiener Neustadt – Torjäger
Neben den bisher genannten Eigenschaften, beweis Donis Avdijaj in der Partie gegen Wiener Neustadt (25.4.2015/Endstand: 4:4), dass er auch ein Spieler ist, der weiß wo er zu stehen hat. Gegen die Neustädter wurde Avdijaj abermals am linken Flügel aufgeboten, tauchte aber wie in den vorhergehenden Partien auch im Zentrum oder auf der rechten Seite auf. Beim Anschlusstreffer der Grazer in Minute 51 zeigte der Offensivakteur, dass er auch als souveräner Torjäger brillieren kann. Bei der perfekten Flanke von Simon Piesinger traf Avdijaj auf der rechten Seite mit viel Technik und Geschwindigkeit unter die Latte. Auch beim zwischenzeitlichen 4:3 stand der 18-Jährige an der richtigen Stelle. Nach einer Ecke von Thorsten Schick köpfte der eingewechselte Daniel Beichler in Richtung Avdijaj und der drückte den Ball über die Linie. Abermals half er den Grazern aufgrund seiner tollen Eigenschaften, auch wenn es in diesem Fall nur für einen Punkt gereicht hat.
Fazit
In diesem drei Partien war ganz deutlich zu sehen wie variabel der junge Offensivspieler einsetzbar ist und vor allem, welchen Wert er für die Grazer in dieser kurzen Zeit bereits erlangt hat. Franco Foda hat diese Eigenschaften natürlich schon viel früher erkannt und weiß auch damit umzugehen. Die Anhänger von Sturm werden wohl noch einiges an Anerkennung für den jungen Spieler finden, wie lange seine Zeit in Graz auch dauern mag. Eines ist jedenfalls sicher: Sowohl für Schalke, als auch für Sturm Graz ist Donis Avdijaj in sportlicher Hinsicht eine absolute Bereicherung. Selten sieht man Spieler, die in so jungen Jahren solche Leistungen zeigen und mit dem gewaltigen Druck bestens umzugehen wissen. Von seiner festgeschrieben Ablösesumme im mehrstelligen Millionenbereich ganz abgesehen.
Andreas Prentner, abseits.at
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