Der Stadionneubau des SK Rapid: Antworten auf Fragen zu den harten Fakten
Bundesliga 4.Mai.2014 Initiative Rapid 2020 2
Wenn Rapid heute Nachmittag den FC Wacker Innsbruck empfängt, ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit der letzte Auftritt in einem Pflichtspiel im altehrwürdigen Hanappi-Stadion. Der Stadionneubau rückt mit großen Schritten näher und die Initiative Rapid 2020, unabhängiger „Thinktank“ und stark im Verein vernetzt, beantwortet die wichtigsten Fragen, die sich vor dem Bau einer neuen Heimstätte des SK Rapid stellen.
Wieso braucht der SK Rapid ein neues Stadion?
Das Hanappi-Stadion ist 37 Jahre alt, charmant aber baufällig und ohne weitreichende Sanierungsmaßnahmen nur noch sehr begrenzte Zeit zu nützen.
Die Spieltagseinnahmen sind im internationalen Vergleich für Fußballvereine, ein wesentlicher Ertragsfaktor, den der SK Rapid im Jahr 2014 nicht ansatzweise zeitgemäß zur Finanzierung nützt. Denn aufgrund der europaweit flächendeckend immer besser werdenden Stadioninfrastruktur ist diese wieder von weit stärkerer Bedeutung als in den Jahren von 1980 bis etwa zur WM 2006, als sich Vereine zunächst auf Sponsoren- und dann TV-Gelder als wichtigste Geldquelle konzentrierten.
Auf kleinen Märkten gilt das umso mehr, weil im Ticket-Verkauf durchaus vergleichbare Summen erzielt werden können wie von den Vereinen der großen Ligen. Das Potential liegt in der Vermarktung hochpreisiger Besucher-Angebote, die bei Rapid im Moment nur in geringer Quantität und Qualität angeboten werden können. Ein neues Stadion ist also baulich mittelfristig ein Muss, finanziell aber schon jetzt. Wenn Rapid im Jahr 2019 sportlich unter den Top-50-Vereinen Europas sein möchte – was auf Grund der regelmäßigen Europacup-Teilnahmen einfacher ist als für viele nach Zahlen größere Klubs in Top-5-Ligen – muss jetzt die finanzielle Basis dafür geschaffen werden. Das Hanappi-Stadion umzubauen, wäre nicht zielführend um die finanziellen Ansprüche des SK Rapid zu erreichen.
Wie viel wird das neue Stadion kosten und wer trägt die Finanzierung?
Rapid kalkuliert mit Gesamtkosten von etwa 45 Millionen Euro. Etwa 20 Millionen davon werden mit der Förderung der Gemeinde Wien bestritten, die von dieser ursprünglich zur Sanierung des Hanappi-Stadions – dessen Eigentümer die Gemeinde ist – bereitgestellt wurden. Weitere 20 Millionen wird der SK Rapid aus der Vermarktung des Stadionnamens unter marktüblichen Gegebenheiten, also über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren, erzielen.
Der Rest wird mittels klassischer Fremdfinanzierung abgedeckt, was bei erwartbaren Mehreinnahmen leicht und schnell getilgt werden wird.
Warum bringt der Stadionname so viel Geld?
Es ist empirisch belegt, dass für den Verkauf des Stadionnamens das Einzugsgebiet und die wirtschaftliche Potenz der Region des Stadions der primär preisbestimmende Faktor sind – die Größe des Marktes (also der Liga) oder die Qualität der sportlichen Darbietungen stellen nur untergeordnete Faktoren dar. Rapid spielt mit dem Standort Wien hier also nicht mit Salzburg oder Basel, sondern mit München oder Hamburg in einer Liga.
Für Unternehmen sind Namens-Sponsorings vor allem bei Markteintritt zur Bekanntmachung einer Marke interessant (bestes Beispiel sind die arabischen Fluglinien, die in Europa Fuß fassen möchten) oder dann, wenn Marke und Produkt für Langfristigkeit stehen (insbesondre Versicherungskonzerne). Das langfristige Investment in ein qualitativ hochwertiges Stadionprojekt strahlt also weit mehr auf den Sponsor aus als die Mannschaften, die darin spielen.
Wäre die Finanzierung des Stadions auch ohne Vermarktung des Stadionnamens tragbar?
Im Prinzip ja. Allerdings würde dann das Primärziel des Neubaus verfehlt, nämlich dass Rapid sich nachhaltig wirtschaftlich weiterentwickelt.
Die ca. 20 Millionen Euro Förderung können als „Eigenkapitalquote“ von mehr als 40% der Gesamtkosten betrachtet werden, was für Bauprojekte dieser Größenordnung äußerst selten ist. Bei einer Finanzierung der fehlenden 25 Millionen als Kredit, müsste Rapid je nach Laufzeit 2 – 4 Millionen Euro Tilgung pro Jahr tragen. Die Mehreinnahmen aus dem neuen Stadion würden so zu einem großen Teil verbraucht werden.
Unterm Strich steht: Ohne Einnahmen aus Naming Rights ist ein Stadion-Neubau für Rapid nicht sinnvoll, da der lange Refinanzierungszeitraum ein enormes unternehmerisches Risiko für einen Fußballverein darstellt.
Warum „schenkt“ die Stadt Wien dem SK Rapid mehr als 20 Millionen Euro?
Da eine Sanierung des Hanappi-Stadions nicht rentabel wäre und die Wiener Verwaltung nicht in ein Fass ohne Boden investieren möchte, wird die Förderung zum Zwecke der Errichtung eines Neubaus umgewidmet. Eigentümer und alleiniger Nutznießer des neuen Stadions wird der SK Rapid, der also alle Einnahmen bekommt, dafür aber auch die laufenden Kosten tragen muss und so der Stadt Wien einen Budgetposten von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr spart. Über eine angemessene Nutzungsdauer von 40 Jahren betrachtet steigt der Steuerzahler auf diese Art finanziell sogar wesentlich besser aus und die Stadt schafft einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Sportinfrastruktur und ihres eigenen Images. So wird eine klassische Win-Win-Situation geschaffen. Dass eine komplette Absiedelung Rapids Richtung Prater den Klub zerstören würde, hat auch die Stadt begriffen. Die italienischen Klubs, die zur Pacht in für Fußball-Zwecke ungeeigneten kommunalen Stadien spielen, können hier als mahnendes Beispiel dienen.
Warum wird am „Standort Hanappi“ und nicht auf der grünen Wiese neu gebaut?
Abgesehen von Tradition und Alleinstellungsmerkmal eines Neubaus innerhalb der gewachsenen urbanen Struktur, stellt sich die Frage aus einem zentraleren Grund gar nicht: Rapid kann sich einen Neubau an anderer Stelle einfach nicht leisten. Weder in der Errichtung, noch kann auf das Geld verzichtet werden, das bei einem Neubau in Hütteldorf viel früher erwirtschaftet werden wird. Der Standort ist die ideale und einzige Lösung zugleich. Verkehrs-Erschließung, Widmung und Pachtvertrag sind geradezu perfekt geeignet. Der Standort Hütteldorf liegt schon jetzt an U-Bahn, S-Bahn, dem regionalen und bundesweiten Schienenverkehr, sowie der Autobahn und allen untergeordneten Verkehrswegen. In unmittelbarer Nähe gibt es eine Garage mit direktem Anschluss an das Stadion, sowie eine Park+Ride-Anlage.
All diese infrastrukturellen Vorraussetzungen auf einmal schon bereit zu haben ist weltweit (!) schwer zu finden. Weder der Klub, noch die öffentliche Hand müssen für ein neues Stadion des SK Rapid in die Erschließung investieren, Kosten, die bei Stadionprojekten sonst üblicherweise ca. 30% der Bausumme erreichen (Beispiel Stadionneubau Mainz: 45 Millionen Euro Baukosten, 15 Millionen Euro Erschließungskosten). Neben den höheren Entwicklungskosten an einem anderen Standort, würde darüber hinaus die Projektentwicklung länger dauern und hätte zusätzlich noch die Kosten eines Grunderwerbs oder einer neuen Pacht zur Folge. Insgesamt nicht leistbar für den SK Rapid. Conclusio: ein Stadion um ca. 45 Millionen Euro ist für den SK Rapid gut zu finanzieren und bringt schnell mehr Geld. Alles, was 60 Millionen oder mehr kostet, ist aktuell nicht zu finanzieren, weil die Mehreinnahmen gefressen würden.
Ein wesentlicher Faktor ist die drängende Zeit. Das Hanappi-Stadion ist durch seine Baufälligkeit eine tickende Zeitbombe und auch die finanzielle Situation des Klubs verlangt rasches Handeln. Jeder neue Standort würde mehrere Jahre zur Entwicklung benötigen, damit wertvolle Zeit verschwendet um dann etwas zu bekommen, dass keine bzw. keine wesentliche Verbesserung bringen würde.
Wieso werden 24.000 (Sitz-)Plätze gebaut?
Die laut Bauordnung zulässige Kubatur (Länge mal Breite mal Höhe) um ohne Probleme (= Verzögerungen) die Baugenehmigung zu erhalten, erlaubt 24.000 Sitzplätze, eine variable Gestaltung mit Stehplätzen gäbe jedoch weiteren Spielraum bei der Kapazität. Für Rapid gilt mehr denn je: Zeit ist Geld – um wieder mehr in den Sportbereich investieren zu können.
Wie es der Zufall so will, ist diese Größe für den SK Rapid aber ohnehin ideal. Jedes größere Stadion wäre teurer und gleichzeitig in seiner baulichen Qualität in manchen Bereichen weniger hochwertig, weil in puncto Ausstattung Abstriche gemacht werden müssten. Rapid muss in die Ausstattung der hochpreisigen Plätze (10% der Gesamtkapazität) investieren, um das neue Stadion zur „Cashcow“ zu machen. Aus finanziellen Gründen wird ein Wechsel für Europacup-Matches ins Ernst-Happel-Stadion deshalb nicht mehr notwendig sein.
Wie wird das Projekt Stadion-Neubau abgewickelt?
Im letzten Jahr der Amtszeit von Präsident Edlinger wurden internationale Referenzprojekte analysiert und schließlich nach Exkursionen nach Mainz und Basel der Kontakt zum deutschen „Institut für Sportstättenberatung“ hergestellt. Damit hat man mit deren Geschäftsführer, Dr. Claus Binz, auch eine absolute Kapazität im internationalen Stadionbau ins Boot geholt, ein weiteres Zeichen für die fortschreitende Professionalisierung bei Rapid.
Das IFS entwickelte unter anderem die neuen Stadien in Frankfurt, Düsseldorf, Mainz und St. Pauli, aktuell in der Endphase befindet sich das Projekt des neuen Ferencvaros-Stadions in Budapest. Je nach Bedarf eines Bauherren bietet das IFS alle organisatorischen und inhaltlichen Leistungen zu den Themen Machbarkeit, Entwicklung, Umsetzung und Betrieb an. Dabei hat sich (verkürzt) folgende Vorgangsweise etabliert: Bedarfsanalyse – Organisation eines Totalunternehmer-Anbieterverfahrens – Erstellung der Ausschreibung – Beratung bei der Auswahl des Anbieters – Betreuung des Bauherren während der Errichtung. Das IFS rät insbesondre weniger finanzkräftigen Vereinen zum Totalunternehmer-Verfahren, weil hier nicht die Gefahr der Kostenexplosion besteht.
Was ist ein Totalunternehmer?
Ein Totalunternehmer übernimmt von der gesamten Planung über die Bauausführung bis zur schlüsselfertigen Übergabe an den Bauherren alle Leistungen eines Baus – zu einem vertraglich zugesicherten Preis! Dabei werden in der Regel direkt vom Totalunternehmer Architekten beauftragt, oder alle Planungsleistungen intern bereitgestellt. Deshalb gibt es für das neue Rapid-Stadion auch keinen vorgelagerten Architektur-Wettbewerb. Das Risiko der Kostensteigerung und Bauverzögerung ist für den SK Rapid keine Möglichkeit.
Wie wird das neue Stadion aussehen?
Das wissen zurzeit nur die Verantwortlichen. Es ist aber zu erwarten, dass man auf eine hohe Eigenständigkeit mit Wiedererkennungswert, die das Stadion von anderen Stadion-Neubauten seiner Größenordnung der letzten Zeit unterscheidet, großen Wert legt. Die Initiative Rapid 2020 hat sich sowohl in der Reformkommission als auch im Stadionbeirat mit einem umfangreichen Dossier mit innovativen Vorschlägen und internationalen Beispielen eingebracht, um ein Stadion zu entwickeln, dass unter optimaler Berücksichtigung atmosphärischer und kommerzieller Faktoren, ein architektonischer Lichtblick wird.
Nach allen Informationen die uns bis dato zur Verfügung stehen, werden viele Anregungen umgesetzt und das neue Rapid-Stadion wird höchsten Ansprüchen gerecht sein.
Initiatve Rapid 2020
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