Mit einem vorweihnachtlichen Paukenschlag sichert sich die Austria die Aufmerksamkeit der sportinteressierten Öffentlichkeit. Karl Daxbacher, seit 21. Mai 2008 Trainer der Violetten muss (genauso... Die Ära eines „Sirs“ geht zu Ende: Die Eckdaten zum Trainerwechsel bei der Wiener Austria

Mit einem vorweihnachtlichen Paukenschlag sichert sich die Austria die Aufmerksamkeit der sportinteressierten Öffentlichkeit. Karl Daxbacher, seit 21. Mai 2008 Trainer der Violetten muss (genauso wie Co- Trainer Josef Michorl) seinen Platz räumen. Nachfolger wird der bisherige Amateurtrainer der Veilchen, Ivica Vastic.

Schluss mit lustig

Nach einer Aufsichtsratsitzung (hier die Zusammensetzung) und einstimmigem Beschluss wurde Daxbacher beurlaubt und Vastic befördert. Als Begründung dient der schwache Herbst in der heimischen Liga. Ein Sieg aus den letzten neun Runden (insgesamt acht Punkte) war den Sponsoren offensichtlich zu wenig. Da hilft auch der Umstand nichts, dass die anderen Favoriten ebenfalls schwächelten und die Austria, trotz allem, in einer akzeptablen Position überwintert. Zumal man im Cup immer noch vertreten ist und auch in der Europa League aufgezeigt hat. 420.000 € an Punkteprämien hat der FAK unter Karl Daxbacher heuer in der Europa League verdient, die Setzung in der Qualifikation wohl auf weitere Jahre gefestigt. All das war den Entscheidungsträgern offensichtlich zu wenig.

Vor allem die schwache Heimbilanz (nur 16 von 27 möglichen Punkten) sowie die direkten Duelle gegen Sturm und Salzburg im Dezember (0 Punkte, Torverhältnis 1:8 aus violetter Sicht) brachten das Fass zum Überlaufen.

Außerdem soll Daxbachers Standing innerhalb der Mannschaft nach einer Auseinandersetzung mit Kapitän Roland Linz weiter gesunken sein.

Ziel: Europacup

Vastic erhält einen Vertrag bis Saisonende. Im Falle der Qualifikation für einen europäischen Bewerb verlängert sich der Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr. Eine Klausel die auch zu Daxbachers Anfangszeit üblich war.

Die Optik bleibt dennoch suboptimal: Daxbacher hat das Ziel, das ihm nun offenbar nicht mehr zugetraut wird, jedes Jahr souverän erreicht.

Logisch weitergedacht heißt dieser Entschluss nun, dass man (solange sich die Umstände nicht drastisch ändern) wohl mindestens alle zwei Jahre Meister werden muss, um im Amt zu bleiben. Ein Anspruch, den in Österreich kein Team (mit Abstrichen: Red Bull Salzburg) seriös stellen kann.

Natürlich muss ein Verein wie die Austria um nationale Titel mitspielen, auch das hat Daxbacher geschafft. Einmal um einen Punkt den Titel verpasst, hatte man auch letzte Saison bis in die letzte Runde Meisterchancen. Vastic muss nun beweisen, dass er das Team aus einer (nicht von ihm verschuldeten) Krise herausführen kann. Ein weiterer Punkt, den ihm sein Vorgänger voraus hat.

Ära Daxbacher- Eine Bilanz

Unter der Leitung „Daxis“ gewann die Austria einmal den Cup (2008/09), erreichte zweimal die Gruppenphase der Europa League, stellten die Veilchen einen internen Punkterekord auf (75 Punkte), der unfassbarer weise nicht zum Titelgewinn reichen sollte. (Salzburg wurde mit 76 Punkten Meister)

Des Weiteren debütierten in der Ära Daxbacher unter anderem Spieler wie Aleksandar Dragovic, Markus Suttner, Emir Dilaver und Alexander Gorgon.

Julian Baumgartlinger wechselte nach seinem Engagement am Verteilerkreis nach Mainz, Franz Schiemer empfahl sich für die roten Bullen.

Neben diesen sportlichen Fähigkeiten wurde Daxbacher immer für sein korrektes Auftreten gegenüber den Medien, den Gegnern und auch den Schiedsrichtern gewürdigt. Man kann gespannt sein, wie die berufliche Zukunft Daxbachers aussehen wird. Vereine, die von seinem Knowhow profitieren können, gibt es in Österreich sicherlich in ausreichender Menge.

Der neue Trainer

Vastic, unter der Hand bereits seit längerer Zeit als logischer Nachfolger gehandelt zählt zur jungen Trainergeneration in Österreich. Ähnlich wie seine Kollegen Stöger, Kühbauer, Kogler und Schöttel kann Vastic vor allem auf seine Vita als Spieler verweisen. WM-Teilnehmer  1998, (einziger österreichischer) EM-Torschütze 2008.

Die Champions-League-Teilnahmen mit Sturm Graz bereichern seine Erfahrungen als Spieler ebenso wie sein Japan-Abenteuer.

Als Trainer hat Vastic bisher den Aufstieg aus der 4. Liga in die Regionalliga Ost mit Waidhofen/ Ybbs vorzuweisen – unter tatkräftiger Mithilfe des Sponsors Harreither. Seit  1 ½ Jahren betreut „Ivo“ die Amateure der Veilchen. Letzte Saison wurden die Jungveilchen 3., mit nur einem Punkt Rückstand auf Meister Horn. Auch wenn es heuer nicht mehr so rund läuft, darf man einen Amateurtrainer wohl nicht nur an nach nackten Resultaten messen, da es vorrangig um die Spielerentwicklung geht.

Trainertechnisch wird Vastic in Foren als Wundertüte gehandelt.

Die Anhänger der Austria können nur hoffen, dass er einschlägt, damit es bei den Wienern auch in Zukunft ähnlich ruhig und besonnen weiter geht, wie dies in der jüngsten Vergangenheit Usus war.

Patrick Redl, abseits.at

Patrick Redl

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