Die Bedingungen für die Finanzspritze für den FC Wacker Innsbruck und ihre Auswirkungen
Bundesliga 12.April.2013 Alexander Riedling 0
In den letzten zwei Wochen gab es für die Fans und Mitglieder des FC Wacker Innsbruck nur wenige Höhepunkte. Die negativen überwiegten. Im Folgenden wird einerseits über die Bedingungen für die Finanzspritze, für das entstandene Minus von ca. 500.000€, eingegangen und welche Auswirkungen, die auf die sportliche Zukunft des FC Wacker Innsbruck haben könnte. In einem zweiten Artikel werden nicht die betriebswirtschaftlichen Probleme oder umgangssprachlich auf die „Misswirtschaft“ seitens des Vorstandes eingegangen, sondern die elementaren Probleme aufgezeigt.
Forderungskatalog
Um die Finanzspritze seitens der Stadt, dem Land und drei landesnahen Unternehmen zu bekommen, wurde in einer Ausgabe der Tiroler Tageszeitung ein Forderungskatalog aktuell, der sich mit verschiedenen Bereichen des FC Wacker Innsbruck beschäftigt. Zwar gibt es im Wacker-Innsbruck-Channel des Austrian Soccer Board eine gute Kommentierung zu diesem Forderungskatalog, doch zur besseren Übersicht bzw. einiger Änderungen in diesem Forderungskatalog, wird hier noch einmal eingegangen.
Die Forderungen in der Übersicht
Ziel: Schluss mit „Gejammere“, gesunde Basis für Zukunft, unnötigen Ballast abwerfen.
Diese Forderung ist in der Theorie sehr gut und auch für die meisten Fußballfans eine angenehm zu lesende Phrase. Doch, was steckt genau dahinter. Welches „Gejammere“ wird hier dezidiert angesprochen? Das „Gejammere“ darüber, dass die Infrastruktur nicht gegeben ist? Was ist weiter mit „unnötiger Ballast“ gemeint? So, wie es der TFV-Präsident, Spitzname „Bengalen Sepp“, Josef Geisler formuliert hat, der vereinseigene Nachwuchs oder die zwei Damenmannschaften, welche mit knapp 50.000€ den Verein nur minimal belasten.
Branding: Um den Verein „breiter“ aufzustellen, muss „Tirol“ auf jeden Fall in den Vereinsnamen – z. B. FC Wacker Innsbruck Tirol.
Von dieser Forderung ist man mittlerweile abgegangen, weil die Vereinsverantwortlichen durchaus klar gemacht haben, dass der Forderungskatalog, der im Juni bei einer außerordentlichen Generalversammlung angenommen werden soll, allein aufgrund der Umbenennung nicht durchgehen wird. Die Fans machten ihre Haltung auch in dem Spruchband „Für die Stadt und erst recht fürs Land – Wacker Innsbruck sagt der Hausverstand“ ihre Position klar. Allgemein kann man sagen, dass dies nur eine Nebelgranate war. Um von den anderen Forderungen abzulenken.
Organisationsstruktur: Ausgliederung des Profibetriebs in vorsteuerabzugsberechtigte Gesellschaft (z. B. gemeinnützige GmbH).
Diese Forderung ist die interessanteste Forderung von allen. Zwar gibt es seitens des Finanzministeriums die Planung, dies in den kommenden Jahren gesetzlich zu verankern. Das Gefährliche an dieser Forderung ist, dass die GmbH bis zum 1.1.2014 umgesetzt werden soll. Dies ist insofern gefährlich, da einer guten Mitarbeit und seriösen Aufbereitung dieses Themas kein großer Spielraum gegeben wird.
Wirtschaftsbeirat: Beirat, Fünfjahreswirtschaftsplan, Verstärkung der Identifizierung der fußballbegeisterten Bevölkerung.
Der Wirtschaftsbeirat ist die nächste Forderung, die herausgestrichen wurde. Dafür wurden Posten für die fünf helfenden „Parteien“ in einem Aufsichtsrat, der entstehenden GmbH gefordert. Auch der Fünfjahreswirtschaftsplan klingt zumindest auf dem Papier recht gut. Die Realität schaut in einer Sportart, welche nicht allein durch wirtschaftliche Faktoren geprägt ist, sondern vielmehr auch durch sportliche, ganz anders aus. Die Forderung nach einer verstärkten Identifikation würde man mit einer objektiveren Berichterstattung in den wichtigsten Zeitungen schaffen. Einen „Untergang“ des Vereines herbei schreiben, weil ein Boris Prokopic nicht verpflichtet werden konnte, ist nicht unbedingt fördernd für das Standing des Vereines.
„Galionsfigur“: Ehemalige „Wacker-Größe“ als Frontman, die den Verein nach außen vertritt und zugleich die Aufgaben eines Sportdirektors wahrnehmen soll.
Auch diese Forderung wurde seitens des Gremiums abgegeben, obwohl der Präsident des FC Wacker Innsbruck Sportdirektor Oliver Prudlo entlassen hat. Realistisch gesehen muss man sagen, dass eine „Wacker-Größe“ einerseits schwer zu finden ist, anderseits all die genannten Leute (Jara, Constantini) zwar nett sind, es aber an ihnen selbst scheitert. Haben diese beiden Herren in Tirol doch noch ein gutes Image, welches durch mangelnden Erfolg, aufgrund der Strukturen, angekratzt werden kann.
Kader: Reduktion auf 22 Spieler.
Diese Forderung wurde mittlerweile verändert. Die Reduktion wurde auf 25 Spieler festgeschrieben, wobei bis 31.7.2013 ebenjener Kader stehen muss. Dies schränkt die Handlungsweise des Vereines insofern ein, dass kurzfristige Entwicklungen nicht mehr ausgebessert werden können.
Tiroler Weg: Tiroler Talente halten, Kooperationsvertrag zwischen den Vereinen Wacker, Wattens und Kufstein sowie dem Tiroler Fußballverband und der Akademie auf der Ebene Nachwuchs und Amateure (Jungprofiverträge, Spielgarantie bei Wacker, Wattens, Kufstein).
Diese Forderung ist zwar für die Außendarstellung zwar eine gute, die Idee scheitert jedoch, wenn man nur einen Blick tiefer wagt. Das erste Problem ist, dass die Akademie keine Akademie ist. Offiziell gibt es nur einen Kunstrasenplatz und eine Umkleidekabine. Desweiteren sieht die „Fußballlandschaft“ in Tirol so aus, dass die allergrößten Talente nach Deutschland gehen, die sehr guten einen Vertrag im östlicheren Bundesland (Salzburg) unterschreiben und der Rest in Tirol verbleibt. Die sportlichen Defizite, die die Akademieabgänger aufweisen, seien hier noch gar nicht erwähnt. Darf man Leuten vertrauen, die sehr guten Einblick in den Tiroler Fußball haben, dann braucht ein Akademieabgänger selbst in der Tiroler Liga (die vierthöchste Liga) eine halbe Saison um sich an die herrschenden körperlichen Bedingungen anzupassen. Letztes Highlight: Die U18-Abteilung verliert gegen die U18-Mannschaften aus Wien, Graz und Salzburg regelmäßig. Dort spielen aber Großteils Jahrgangsjüngere.
Sponsoren: Der hohe Anteil der öffentlichen Hand bzw. der öffentlichen Unternehmen muss in den nächsten drei Jahren reduziert werden (in dieser Zeit sollen ein zusätzlicher Großsponsor bzw. fünf mittelgroße aus der privaten Wirtschaft gefunden werden).
Die Reduzierung wurde neuerdings auf fünf Jahre angesetzt und erklärtes Ziel ist es, die Sponsorenleistungen um 10% zu reduzieren. Die Frage die sich daraus ergibt, ist, inwieweit eine sportliche Weiterentwicklung möglich ist, wenn im Budget abwandernde landesnahe Unternehmen durch andere Sponsoren ersetzt werden müssen.
Stadionmanagement: „Widmung“ der Südtribüne für Kinder, Vereine; Offensive, um die Plätze nachhaltig zu füllen; Verbesserung des Ticketings, Überprüfung der Freikartenkontingente im Rahmen von Sponsorenverträgen; Verbesserung der Hospitality im VIP-Bereich.
Diese Forderung ist zwar immer noch aktuell, doch lautet sie anders. In der Forderung wird vermerkt, den Zugang zur Südtribüne für Kinder und Vereine zu günstigeren Konditionen anzubieten. Das grundsätzliche Problem ist, dass sich auf der Südtribüne der Gästesektor befindet – da man Toiletten für die Gästefans beim Bau vergessen hat und daher nicht, wie geplant im Südosteck ist. Auch die Finanzierung der zusätzlich entstehenden Kosten für das Sicherheitspersonal ist nicht geklärt.
Fanarbeit: Intensivierung der Fanarbeit unter „Fanarbeit Innsbruck – Sozialarbeit mit Fußballfans“ (jährliche Förderung sicherstellen).
Dieser Forderungspunkt ist sehr gut, doch leider wird nichts darüber angemerkt, wer genau die Förderung sicherstellen muss und wie die verschiedenen Parteien (insbesondere Stadt, Land und FC Wacker Innsbruck) beteiligt sind.
Charmeoffensive: „Charmeoffensive“ im Land, dazu Vereinsaktionen.
Dies ist, wie der erste Punkt, ein sehr schwammiger. Die Definition von „Charmeoffensive“ ist nicht geklärt und zweitens stellt sich die Frage, wer diese durchführen soll. Die zurzeit herrschende Mitarbeiterkapazität im Clubmanagment des FC Wacker Innsbruck, nämlich knapp fünf Personen, wird dies wohl nicht schaffen.
Fazit
Der Forderungskatalog, so wie er in der Zeitung abrufbar war, ist gut und schon. Doch im Endeffekt hätte man darauf auch verzichten können, da nur Schlagwörter und schwammige Definitionen herausgekommen sind. Klar ist aber für die meisten Mitglieder und Fans des FC Wacker Innsbruck, dass sich etwas innerhalb des Vereines etwas ändern muss. Ob dies am besten mittels Einmischungen von außen oder doch lieber intern geregelt werden sollte, ist eine Antwort, die sehr schwer zu beantworten ist. Zumindest der aktuelle Vorstand, der um diese Finanzspritze angesucht hat, war der Meinung, dass man Hilfe von außen braucht. Dass sich diese Hilfe als Bumerang für den nicht besonders beliebten Mitgliederverein erweisen kann, scheint nicht so wichtig zu sein. Scheinbar überwiegen doch die monetären Gründe für die jeweiligen Vorstandsmitglieder.
Im Grunde ist der Verein dort angekommen, wo er vor einigen Jahren schon war. Damals, noch unter Obmann Gerhard Stocker gab es dieselben Forderungen, diesmal aufgrund nicht eingelöster Versprechungen seitens der Politik, umgesetzt und geändert hat sich seit 2008 nichts. Die Situation ist unverändert. Deshalb gibt es auch kritische Stimmen innerhalb des Vereines, die einen Ausstieg aus dem professionellen Fußball befürworten und einen Hobbyverein FC Wacker Innsbruck begrüßen würden. Auch von einer Auflösung der Herrenabteilung und Weiterführung der Damenabteilung wird zwar geredet, der Rückhalt bei den Mitgliedern und Fans für die Damenabteilung ist aber nicht besonders ausgeprägt.
Alexander Riedling, abseits.at
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Alexander Riedling
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