Die Bilanz zum dritten Saisonviertel 2013/14 der österreichischen Bundesliga
Bundesliga 22.März.2014 Christian Ditz 0
Nach drei Vierteln der Meisterschaft ist es wieder Zeit, Bilanz zu ziehen. 135 Partien sind in der österreichischen Bundesliga absolviert, und wie zum Abschluss des ersten Saisonviertels und der Halbzeit werden wieder die Tabellenstände im Vergleich zu den Vorsaisonen untersucht. Salzburg wird überlegener Meister, es geht nur noch darum, welche Rekorde (für die Ewigkeit?) die Bullen noch aufstellen. Nach der Fabelsaison der Wiener Austria letztes Jahr haben die Salzburger alle Möglichkeiten, noch einen drauf zu setzen. Parallelen zu Deutschland letztes Jahr machen sich breit, als Bayern München die Fabelsaison von Borussia Dortmund ein Jahr zuvor nicht unerwidert ließ und jede Menge Rekorde knackte.
Weitere Fragen, die wir uns stellen: Ist die Abstiegsfrage schon entschieden? Wer kann für den Europacup planen? Analysiert wurden wieder die Heim-, Auswärts- und Gesamttabellenstände zur Saisonhälfte seit der Saison 2000/2001.
Der Blick aufs Ganze: weiterhin zu viele Remis, dazu Torrekorde auswärts und gesamt
40 Punkteteilungen bedeuten nach den Saisonen 11/12 und 07/08 die drittmeisten des Jahrtausends. Zum Vergleich das Vorjahr: hier gab es nach 27 Spieltagen nur 31 Remis, der drittniedrigste Wert. Entsprechend sind die 95 eingefahrenen Siege ebenfalls der drittschlechteste Wert in der Bilanz.
37 Auswärtssiege sind wie zur Halbzeit der viertbeste Wert in der Fremde, ein logischer, aber sich in Maßen haltender Abfall nach der letztjährigen Rekordsaison von 46 Auswärtserfolgen. Hauptsächlich aufgrund des treffsicheren Sturms von Tabellenführer Salzburg wurde mit unglaublichen 198 Auswärtstoren (1,47 pro Spiel) der Vorjahresrekord noch einmal um 19 Treffer erhöht. Auch in der Gesamtbilanz gibt es einen Torrekord zu verzeichnen: 457 Tore (3,39 pro Spiel) überbieten den bisherigen Spitzenwert von 435 Treffern aus der Saison 08/09 ebenfalls deutlich. Auch die Heimmannschaften hatten die passenden Schussstiefel an: 259 Heimtreffer (1,92 pro Spiel) markieren nach der Saison 08/09 mit 268 Toren den zweiten Platz.
Red Bull Salzburg auf Austria Wiens Spuren
Der überlegene Tabellenführer aus Salzburg stellt einen Rekord nach dem anderen auf und ist auch auf dem besten Weg, zum Saisonende neben dem Meistertitel noch weitere erst letztes Jahr aufgestellte Bestmarken auszulöschen. 21 Siege in 27 Spielen überbieten die Bestmarken der Austria aus dem Vorjahr und von Innsbruck aus der Fabelsaison 01/02 um einen Sieg, nur zwei Niederlagen wiederum egalisieren Salzburgs Spitzenwert aus 09/10 sowie den letztjährigen der Austria. Unfassbare 93 Tore und eine Tordifferenz von +70 pulverisieren regelrecht die bisherigen Bestmarken von Rapid 08/09 (69 Tore) und Innsbruck aus 01/02 (+43). Auch der Punkterekord aus dem Vorjahr wurde um zwei Zähler überboten und liegt nun bei 67. Zum Vergleich: nach 36 Runden liegt in diesem Jahrtausend der Torrekord, aufgestellt letzte Saison von den Salzburgern, bei lediglich 91 Toren, wurde also heuer bereits nach 27 Runden überboten. Auf Austria Wiens Rekord von 82 Punkten zu Saisonende fehlen nur noch 15 Zähler bei 27 zu Vergebenden. Auch die violetten Sieg- und Niederlagenrekorde (25 Siege, 4 Niederlagen) aus dem Vorjahr sind in Reichweite, das Rekordtorverhältnis von +53 wird ziemlich sicher überboten werden.
Weitere Rekorde der Mozartstädter gibt es von der Heimtabelle: 12 Siege und keine Niederlage egalisieren jeweils Bestmarken, 59 erzielte Treffer (4,21 pro Spiel), ein Torverhältnis von +49 und 38 Heimpunkte markieren neue Höchstleistungen. Beim Torverhältnis wird sogar der Uraltrekord von Innsbruck aus 01/02 mit +33 deutlich überboten. Die Rapid-Mannschaft 08/09 mit 39 Toren ist die Letzte, die nicht aus Salzburg kommt und nur annähernd an die obige Marke herankommt.
Außerdem blieben die Salzburger sowohl im dritten Saisonviertel als auch im Kalenderjahr 2014 in der Meisterschaft makellos: neun Siege ohne Punkteverlust bei einem Torverhältnis von 40:7 zeugen ebenso von der unglaublichen Dominanz wie die sechs Siege ohne Punkteverlust bei 30:6 Toren im Frühjahr.
Will man ein Haar in der Suppe finden, dann höchstens Folgendes: auswärts gibt es derzeit keine neuen Rekorde der Bullen, obwohl 34 erzielte Tore der zweitbeste Wert nach jenen 36 der Austria aus dem Vorjahr sind, ebenso wie das Torverhältnis von +21 und die 29 geholten Auswärtspunkte.
Eine weitere Erkenntnis zum Torverhältnis: Salzburg ist das einzige Team mit einem positiven Torverhältnis in der Fremde, nur der FAK hat noch eines mit +/-0, der Rest ist negativ. Eine solche Konstellation gab es bisher erst dreimal: in der Saison 11/12 mit Rapid (+1) bzw. Innsbruck und Ried (je +/-0), 06/07 hatte Salzburg +8 und 00/01 Rapid +3 und Ried +/-0.
Blick in den Tabellenkeller
Am Ende der Tabelle befindet sich trotz Abzugs von fünf Punkten erstaunlicherweise nicht die Admira, sondern die in ihren Leistungen und Ergebnissen teils peinlichen, teils inferioren Innsbrucker. Zum fünften Mal ist das Schlusslicht auch in der Heim- und Auswärtstabelle Letzter, alle vier Vorgänger der Tiroler in dieser Kategorie stiegen ab: Kapfenberg, der LASK, Kärnten und die Admira. Im Vergleich zu den Negativ-Rekordhaltern haben die Innsbrucker durchaus passable Ergebnisse vorzuweisen, von neuen Minusrekorden sind sie teils sehr weit entfernt. In der aktuellen Tabelle kommen aber bereits analysierte Sachverhalte für Abstiegskandidaten massiv zum Tragen: eklatante Auswärtsschwäche, zu wenige Punkte daheim im Verhältnis zur direkten Konkurrenz und zu wenige erzielte Tore.
Prognosen Meister, Absteiger, Europacup
Salzburg ist de facto Meister, rechnerisch fehlt noch ein Punkt aus neun Spielen. Bei den Bullen geht es nun hauptsächlich um neue Rekorde und den Cupsieg, wo man im Viertelfinale zum WAC muss.
Auch die Abstiegsfrage scheint entschieden: mit neun Punkten Rückstand auf Platz neun kann sich ganz Tirol nur noch an das Wunder von Bregenz aus der Saison 02/03 klammern, als die Rieder trotz zwölf Punkten Vorsprung auf die letztplatzierten Vorarlberger noch absteigen mussten. Die Ausgangskonstellation war allerdings eine gänzlich andere als heuer: Bregenz hatte nur zwei Punkte Rückstand auf die neuntplatzierte Admira und drei auf den FC Kärnten. Ried war damals Fünfter in der Tabelle und schielte Richtung Europacup-Plätze, holte aber im Schlussviertel nur noch einen einzigen Punkt.
Abschließend der durchaus spannende Blick auf die zwei noch zu vergebenden Europacup-Plätze. Grödig, die Wiener Austria und Rapid trennt nur ein Punkt, Ried hat als Fünfter bereits vier Punkte Rückstand. 29 EC-Plätze neben dem Meistertitel wurden seit 2000 vergeben, 20 Mal (69%) standen Mannschaften schon nach 27 Spielen auf einem solchen Platz und verteidigten selbigen bis zum Saisonende. Mit zwei Ausnahmen wurden nie mehr als drei Punkte Rückstand aufgeholt, beide Male war Pasching der Leidtragende: 2002/03 holte Salzburg 8 Punkte auf, 2005/06 konnte der GAK 7 Punkte auf die Oberösterreicher gutmachen. Statistisch gesehen sind sowohl Ried als auch der WAC und Wiener Neustadt mit je sieben Punkten Rückstand aus dem Rennen, da mit Ausnahme von Salzburg aber in dieser Saison die einzige Konstante die konsequent inkonstanten Leistungen der Mannschaften sind, kann es auf den Plätzen zwei und drei durchaus noch zu einer Überraschung kommen.
Christian Ditz, abseits.at
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Christian Ditz
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