Dass der Testlauf des SK Rapid gegen den Celtic FC in Amstetten nicht unter Wettbewerbsbedingungen stattfand, war unübersehbar. Phasenweise sahen wir einen lauen Sommerkick... Die Erkenntnisse aus Rapids 1:1 gegen Celtic

_Goran Djuricin - SK Rapid

Dass der Testlauf des SK Rapid gegen den Celtic FC in Amstetten nicht unter Wettbewerbsbedingungen stattfand, war unübersehbar. Phasenweise sahen wir einen lauen Sommerkick ohne die große, dynamische Aufopferung, speziell im Aufbauspiel. Aber wir sahen einen überlegenen SK Rapid.

Celtic relaxed

Die Ausgangslagen vor dem Beginn der neuen Saison waren nicht zu übersehen. Celtic wurde einmal mehr schottischer Meister – mit 30 Punkten Vorsprung auf Aberdeen. Die Saison in der Premiership beginnt erst am 5.August, also zwei Wochen nach dem Saisonstart in Österreich. Celtic geht als Favorit in die neue Saison, kann relaxed an die lange Vorbereitungszeit herangehen.

Bei Rapid geht’s schon um mehr

Bei Rapid hingegen hat der Kampf um Kaderplätze bereits voll begonnen. Die Hütteldorfer gingen energischer zur Sache, schonten sich deutlich weniger als die Celtic-Kicker, die das Testspiel eher im Trabtempo abspulten. Dennoch endete das Spiel aus Sicht Rapids „nur“ 1:1. Der fehlende Nachdruck bzw. Unsicherheit und auch Pech vor dem gegnerischen Tor verwehrten Rapid eine frühe Vorentscheidung.

Die Erkenntnisse aus dem Rapid-Auftritt

Auch wenn eine Taktikanalyse eines solchen Testspiels keinen nachhaltigen Wert hat, gab es auf Seiten der Grün-Weißen doch einige Erkenntnisse, die ins Auge stachen.

– Am Aufbauspiel wird sich wohl nicht viel ändern. Zu häufig lässt sich Rapid auf die Seiten lenken, zu selten sucht man den Weg durch die Mitte. Eine mögliche steigende Entwicklungskurve von Maximilian Wöber im Laufe der Saison könnte hier Stück für Stück Abhilfe schaffen.

– An den Seiten war Neuzugang Boli Bolingoli die schillerndste Erscheinung. Er legt seine Rolle etwas höher an als Thomas Schrammel, punktet vor allem mit seiner Schnelligkeit. Spielerische oder defensive Rückschlüsse lässt die zweite Halbzeit des Testspiels kaum zu.

– Das zentrale Mittelfeld mit Schwab, Auer und Szántó wusste durchaus zu gefallen. Dennoch fehlt es an Tempo mit dem Ball. Auer ist zu unsicher, spielt zumeist den Sicherheitspass oder braucht zu lange in der Entscheidungsfindung für Pässe über längere Distanzen. Schwab ist noch nicht in Bestform, verschleppt das Spiel phasenweise zu lange. Hier müssen die Ideen klarer werden, die Ballbesitzzeiten kürzer. Mocinic könnte ebenso Abhilfe schaffen, wie der aktuell leicht angeschlagene Steffen Hofmann.

– An den Flügeln ist Rapid weiterhin „die Unvollendete“. Eren Keles überzeugte in der ersten Halbzeit durch seine Unbekümmertheit und ist durchaus eine Alternative für die eine oder andere Partie. Trotzdem fehlt ihm ein wenig das „Besondere“, das etwa einst mit Ümit Korkmaz einen anderen Spätzünder auszeichnete.

– Auf der anderen Seite fand Murg nach und nach in die Partie, hatte seine guten Momente aber eher auf zentraler Position bzw. in den Halbräumen. Er scheint noch immer zwischen zwei Stühlen zu stehen, findet seinen idealen Aktionsradius noch nicht.

– In der zweiten Halbzeit konnte Andreas Kuen mit seinem cleveren Laufspiel überzeugen. Koordinativ machte der junge Tiroler offensichtlich einen Schritt nach vorne. Am Ball ist er jedoch weiterhin sehr fehleranfällig und nicht konkret genug – das zeigte auch sein vergebener Sitzer, der das 2:0 bedeuten hätte müssen.

– Auf der anderen Seite spielte in der zweiten Halbzeit Matej Jelic als Rechtsaußen. Es wirkte fast wie Absicht, dass er gerade jetzt nicht auf seiner Lieblingsposition spielen darf, sondern eher ins kalte Wasser geworfen wird. Leider beweist er sein Können weiterhin nicht – er wirkte unkoordiniert, ideenlos und irgendwie hat man auch den Eindruck, dass ihn die aktuelle Lage nicht gerade selbstbewusst stimmt. 100% Einsatz für die dritte Chance in Grün-Weiß sähe anders aus.

– Je länger man Joelinton zusieht, desto klarer wird, dass er der beste Fußballer in Goran Djuricins Kader ist. Der Brasilianer wird, sofern er gesund bleibt, 2017/18 einen großen Schritt nach vorne machen. Das sah man bereits im Frühjahr und auch in der Vorbereitung bestätigt sich diese Prognose immer mehr. Technisch stark und immer mit guten Ideen, um Bälle zu sichern und zu verarbeiten. Im Gegensatz zu seinen Anfängen bei Rapid kann er Spielsituationen mittlerweile besser „weiterdenken“.

– In der zweiten Halbzeit durfte Philipp Prosenik ran – leider immer noch derselbe Prosenik wie vor seinem WAC-Leihspiel. Kopflos, viele leere Meter, zu träge. Er will laut eigenen Aussagen noch einmal durchstarten und alles probieren, um in die erste Mannschaft zurück zu kommen – nur leider wird’s qualitativ nicht reichen.

Je näher die Saison kommt, desto deutlicher wird werden, wie Rapid auf 80%, 90% und 100% aussehen wird. Das Testspiel gegen Celtic war eine 70%-Leistung gegen einen Gegner auf 50% Intensität.

Nichts zugelassen – aber im offensiven Verteidigen braucht es noch mehr Kompaktheit

Mannschaftlich betrachtet war es positiv, dass Rapid defensiv fast nichts zuließ. Der schlecht geführte Zweikampf von Manuel Thurnwald vor Celtics Elfmeter war die Ausnahme.

Offensiv gelang es, Celtic weit nach hinten zu drängen. Die Schotten bauten das Spiel sehr tief auf, was Rapids Feldpositionen geschuldet war. Dennoch könnte die Formation bei gegnerischem Aufbau noch kompakter und engmaschiger gestaltet werden, um den Spielaufbau weiter zu erschweren. Mit fortschreitender Fitness sollte das Überfallen des Gegners – gerade die schwächeren Teams der heimischen Bundesliga ohne große Stärken im Aufbau – in deren eigener Hälfte zu einem Trumpf für Rapid werden.

Neuer Stürmer wäre aus verschiedenen Gründen wichtig

Für höhere Effektivität im Angriff soll ein neuer Stürmer sorgen, der zwar noch nicht ante portas steht, dessen Transfer aber in Planung ist. Womöglich nicht mal um selbst den unersättlichen Torjäger zu geben, sondern auch um die anderen Rapid-Offensivkräfte effizienter und die gesamte Offensive unberechenbarer zu machen.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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