Seit dem Ausstieg von Frank Stronach kämpft der SC Wiener Neustadt ums sportliche und wirtschaftliche Überleben. Jahr für Jahr beweisen die niederösterreichischen Stehaufmännchen vielen... Die Minimalisten auf dem Scheideweg: Wie geht’s mit dem SC Wiener Neustadt weiter?

SC Wiener NeustadtSeit dem Ausstieg von Frank Stronach kämpft der SC Wiener Neustadt ums sportliche und wirtschaftliche Überleben. Jahr für Jahr beweisen die niederösterreichischen Stehaufmännchen vielen selbsternannten Experten das Gegenteil von dem was diese vor der Saison prognostiziert haben. Doch wohin führt der Weg der blau-weißen Überlebenskünstler? Eine Bestandsaufnahme sowie ein Ausblick für das Jahr 2015.

Eines muss man dem SC Wiener Neustadt lassen: Wie man trotz offensichtlich vernichtender Umstände überlebt weiß man dort. Die Protagonisten, vom Zeugwart bis zum Präsidenten, die dort am Werk sind könnten wohl sogar Bear Grylls noch den einen oder anderen Tipp geben. Doch wie lange kann das noch gut gehen?

Selbstironie als Mittel zum Zweck

„Trotz allem SC“ wurde vor Saisonbeginn als neues Credo beim südlicheren der zwei niederösterreichischen Bundesligisten ausgerufen. Bisher hatte man, zum Leidwesen der wenigen treuen Anhänger, mehr als genug Gelegenheiten dies unter Beweis zu stellen. Überzeugende Leistungen, wie bei den beiden Heimsiegen über Altach und den WAC (jeweils 2:0), wechselten sich mit schauderhaften Darbietungen wie beim 1:5 daheim gegen Rapid oder einem 0:6 auswärts bei Ried ab. Dass man Stehaufmännchenqualitäten hat ist jedoch fast schon ein alter Hut und auch das macht gewissermaßen den speziellen Charme dieses Vereins aus. Will man dies aus einem negativen Blickwinkel betrachten könnte man auch sagen, dass es das Trainerteam nicht schafft einen Funken Konstanz in die Leistungen des Teams zu bringen. Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen.

Die ewige Leier vom Fixabsteiger

Wie jedes Jahr stempelten Experten in ihren Prognosen den SCWN auch heuer wieder als Fixabsteiger ab. Anders als in den Jahren zuvor ist jedoch, dass die Liga ausgeglichen ist, wie schon lange nicht – mit Ausnahme der Blau-Weißen. Ob dies nun für die Qualität der Bundesliga spricht oder nicht sei dahingestellt. Von den zehn Bundesligisten sind auf dem Papier nur die Neustädter klar schwächer. Positiv: Ganz so eklatant wie zu Saisonbeginn ist dies, trotz Platzierung am Tabellenende, mittlerweile nicht mehr. Dies liegt vor allem an den (und hier trifft der Begriff „Verstärkung“ den Nagel auf den Kopf) während der Herbstsaison geholten Neuzugängen. Auch wenn ein Conor O´Brien den abgewanderten Jürgen Säumel (noch) nicht ersetzen kann, so verlieh er der Mittelfeldzentrale des SC doch einiges an Stabilität.

Zum Namen Stefan Maierhofer braucht man wohl nicht viele Worte zu verlieren – so ein Spieler kann wohl jedem Verein in Österreich weiterhelfen, den Niederösterreichern natürlich besonders. Der vom Kapfenberger SV schon in der Sommerübertrittszeit geholte Osman Ali wusste, wenn er von seinen Mitspielern denn richtig eingesetzt wurde, ebenfalls zu überzeugen. Mit seiner Schnelligkeit und präzisen Flanken war er an vielen Toren des SCWN direkt oder indirekt beteiligt. Insgesamt fehlt aber auch ihm die Konstanz in seinen Leistungen – ein Spiegelbild dessen, was die Mannschaft in der abgelaufenen Herbstsaison gezeigt hat. Mit Ausnahme von Adam Susac, der in den einzigen beiden Bewerbsspielen kaum überzeugen konnte, haben die Verantwortlichen auf dem Spielersektor also einiges richtig gemacht.

Keine Akzeptanz in heimischen Gefilden

Der Verein mit dem mit Abstand geringsten Budget tut alles um auch bei der Bevölkerung Anklang und Akzeptanz zu finden – bisher jedoch ohne Erfolg. Dies wirft natürlich die Frage auf was die Verantwortlichen falsch machen. Viel vorzuwerfen haben sie sich nicht. Angefangen von einer „Kids-Tour“, mit der man die Jüngsten in der Stadt für den Verein begeistern will, bis hin zu Gratistickets und Freibier in Form diverser Aktionen versucht man (fast) alles, was man sich vorstellen kann. Die Resonanz ist mager. Dies zu ändern wird letztendlich nur mit sportlichem Erfolg möglich sein. Ist dieser gegeben, sieht man dass das Neustädter Publikum durchwegs begeisterungsfähig ist, wie etwa in der vergangen Frühjahrssaison, als man drei Siege en suite feiern konnte. Damals lockte etwa das Heimspiel gegen Sturm Graz 4.500 Zuseher in Stadion. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation im Frühjahr entwickelt, ging doch aufgrund der sportlichen Misere mehr oder weniger gezwungenermaßen mit Heimo Pfeifenberger die große Gallionsfigur von Bord.

Das liebe Geld

Woher nehmen wenn nicht stehlen? Sponsoren sind zwar auf der Webseite des SC Wiener Neustadt viele zu finden, zahlungswütige dürften aber kaum darunter sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Jahr für Jahr das Budget reduziert werden muss. Laut diversen Medienberichten kann man bis spätestens 2016 noch von den Magna-Reserven zähren, danach muss man sich vollkommen selbstständig über Wasser halten. Auch wenn die Verantwortlichen aus einem Scherbenhaufen (den Frank Stronach ja bekanntlich gerne hinterlässt) einen soliden Bundesligaverein aus dem Boden stampften – diese Hürde zu nehmen bedarf einem Wunder.

Auf der zweiten Seite lest ihr über den geplanten Stadionneubau. Außerdem ziehen wir ein Fazit und wagen einen Ausblick!

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René Mersol

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