Bereits zu Magna-Zeiten wurde über einen Stadionneubau gesprochen – und nicht nur das. An der B54 wurde sogar ein Grundstück fix und fertig für... Die Minimalisten auf dem Scheideweg: Wie geht’s mit dem SC Wiener Neustadt weiter?

Bereits zu Magna-Zeiten wurde über einen Stadionneubau gesprochen – und nicht nur das. An der B54 wurde sogar ein Grundstück fix und fertig für ein neues Stadion vorbereitet. Zum Bau kam es nie, da sich Stronach mit Stadt und Land zerstritt und kurz darauf seinen Ausstieg bei den Niederösterreichern bekannt gab. In den letzten Monaten wurde das Thema wieder aktuell. Diesmal als sogenannte „Multifunktionale Sportanlage“ auf der viele Vereine der Stadt ihr neues Zuhause finden sollten. Zentraler Punkt dieses Plans war ein modular ausbaubares Stadion, das vor allem vom SC Wiener Neustadt genutzt werden soll. Weiters gibt es eine Zusage des ÖFB dort Nachwuchsländerspiele auszutragen.

Ein Neubau wäre im Falle eines Weiterbestehens des Vereins, vor allem in der höchsten Spielklasse, unabdingbar. Die derzeitige Heimstätte feiert heuer ihren 60. Geburtstag und wirkt auch auf den ersten Blick bereits relativ altersschwach. Noch genügt dies allerdings den Auflagen der Bundesliga. Mit der neu beschlossenen Regelung, die den Einbau einer Rasenheizung vorschreibt, ändert sich dies. Jedem der das Neustädter Stadion schon einmal von innen gesehen hat, ist klar, dass ein Einbau einer solchen Rasenheizung dort pure Geldverschwendung wäre.

Wohin führt der Weg?

„Dieser Weg wird kein leichter sein“ sang einst schon Xavier Naidoo. Mit einer gewaltigen Portion Ironie könnte man fast auf die Idee kommen, er habe diesen Song für den SCWN geschrieben. Neben der sportlich tristen Situation ist wie bereits erwähnt auch die wirtschaftliche mehr als unsicher. Sportlich ging es für die Niederösterreicher kurz vor der Winterpause wieder bergauf: Zwei Heimsiege gegen den WAC und Altach hauchten der Mannschaft wieder Leben ein. Symptomatisch für die Inkonstanz war das 0:6 zum Abschluss auswärts gegen Ried, was die Vorfreude auf die Frühjahrsaison spürbar trübte. Nichts desto trotz hat die Mannschaft mehrfach gezeigt wozu sie, wie der Slogan schon sagt, trotz allem fähig ist. Mit dem isländischen „Iceman“ Helgi Kolvidsson als neuen Trainer, der in der Vorbereitung seine neue Philosophie einbringen wird, will man das Schiff auf Kurs Klassenerhalt bringen. Das Startprogramm im neuen Kalenderjahr meint es mit den Blau-Weißen nicht gerade gut: Salzburg daheim, Sturm auswärts sowie die Austria wieder daheim. Der wohl letzte verbliebene Kontrahent gegen den Abstieg, die Admiraner aus der Südstadt, haben es dagegen zumindest etwas leichter: Zum Start Altach (A), danach Rapid (H) sowie Ried (A).

Was kann man also erwarten? In den verbleibenden 17 Runden wird es wohl sehr stark davon abhängen, wem der Start besser gelingt. Kann der SC in den ersten Runden wieder mit den Südstädtern gleichziehen, werden diese wohl etwas ins Schwitzen kommen, kann die Admira aber im selben Zeitraum auf sechs oder mehr Punkte davonziehen ist der Zug wohl beinahe abgefahren.

Und wirtschaftlich? Die laufende Saison ist ausfinanziert, die nächste scheint (zumindest im Falle des Klassenerhalts) ebenfalls gesichert. Was danach geschieht wäre zum jetzigen Zeitpunkt Kaffeesudleserei.

Fazit

Ein Überleben des Vereins bräuchte als Grundbedingung sehr wahrscheinlich den Klassenerhalt, gelingt dieser nicht ist ein rasantes Abrutschen in den Amateurfußball nicht ausgeschlossen. Ob der Klassenerhalt gelingt hängt allerdings von vielen Faktoren ab:

 

  • Kann Helgi Kolvidsson mit seiner neuen Philosophie das Ruder herum reißen?
  • Welche Transferaktivitäten wird es im Winter geben?
  • Bleibt Stefan Maierhofer?
  • Kann die Mannschaft endlich zu einem Mindestmaß an Konstanz finden?
  • Und nicht zuletzt: Der Faktor Glück!

 

Gelingt der Klassenerhalt, scheint auch die nächste Saison ausfinanziert, die Frage ist nur: mit welchem Budget? Neuerliche Einsparungen werden wohl nicht ausbleiben, eine erneute Reduktion des Budgets gilt als fast sicher. Das wirft natürlich die Frage auf: Welches Maß an Kader-Qualität kann man mit jenem reduzierten Budget erreichen? Ein ähnliches wie in den letzten Jahren wäre den Verantwortlichen rund um Günther Kreissl durchaus zuzutrauen, Garantie dafür ist dies jedoch gewiss keine.

Und: Nur mit einem Stadionneubau besteht auch die Chance sich zukünftig finanziell zu konsolidieren. Denn ein solcher bringt meist neue Sponsoren sowie höhere Zuschauerzahlen, was Beispiele wie Ried und St. Pölten beweisen, auch wenn es in Wiener Neustadt nicht in diesem Maß zu erwarten ist. Für ein finanzielles Überleben, auch wenn man dann stets den berühmten Tanz auf der Rasierklinge meistern müsste, könnte es dennoch reichen.

Sollte ein zukünftiges Weiterbestehen des Vereins nicht zustande kommen, wäre dies der brotlose Lohn für die harte Arbeit die von den Verantwortlichen in den letzten Jahren geleistet wurde. Wunder gibt es immer wieder, ob es solche auch in blau-weißer Ausführung gibt wird man sehen – wenn sie denn überhaupt eines benötigen. Denn die Moral von der Geschicht: Überleben kann man, oder nicht…

René Mersol, abseits.at

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