Die Qual der Wahl: Karl Daxbacher und das breite Angebot an St. Pöltner Flügelspielern
Bundesliga 22.Juli.2016 Alexander Semeliker 0
Mit der eindrucksvollen Ausbeute von 80 Punkten stieg der SKN St. Pölten in die tipico Bundesliga auf. Zudem erzielte man die meisten Tore und kassierte die wenigsten. Auch deshalb gehen sie nicht als Abstiegskandidat Nummer eins in die neue Saison. Trainer Karl Daxbacher hat nämlich vor allem auf den Flügeln sowohl quantitativ als auch qualitativ gutes Personal zur Verfügung.
Der Kader der Wölfe erlaubt Daxbacher defensiv als auch offensiv einige Möglichkeiten. Gerade als Aufsteiger kann die taktische Flexibilität ein entscheidender Punkt sein, wie beispielsweise der SCR Altach vor zwei Jahren zeigte. Insgesamt fünf Spieler dürfen sich realistische Chancen auf regelmäßige Einsatzzeiten auf den Außenbahnen der Niederösterreicher machen. Wir stellen sie kurz vor.
Manuel Hartl: Der Tororientierte
Die Offensive der St. Pöltner war wohl der entscheidende Faktor dafür, dass sie im Frühjahr den LASK an der Tabellenspitze noch abfingen. Es war allerdings weniger so, dass sie die Gegner regelmäßig vom Platz schossen, sondern vielmehr die Konstanz der Offensivspieler, die beeindruckte. Jeder von ihnen war immer für ein Tor gut – auch wenn sie mal nicht auffällig agierten. Manuel Hartl ist hierfür ein perfektes Beispiel.
Der 30-Jährige ist spielerisch kein auffälliger Flügelspieler, wie man anhand seiner Radargrafik erkennen kann. Er fokussiert sich hauptsächlich auf Aktionen in der Gefahrenzone, war daher in der letzten Saison an vielen Schüssen und Toren direkt beteiligt. Hartl ist ein sachlicher Arbeiter, mit dem vor allem dann zu rechnen ist, wenn St. Pölten das Spiel nicht machen wird bzw. auf Konter spielen wird. Pluspunkt für ihn: er kann auf beiden Seiten, als hängende Spitze und gegebenenfalls auch als Stürmer eingesetzt werden.
Daniel Schütz: Der Arbeiter
Ein ähnlicher Spielertyp wie Hartl ist Daniel Schütz, der heuer verpflichtet wurde. Auch er ist ein disziplinierter Arbeiter. Obwohl der 25-Jährige weder individuell, noch taktisch ein herausragender Spieler ist, war er in den letzten fünf Jahren Stammspieler in der Bundesliga. Passenderweise zunächst bei Wacker Innsbruck, dann beim SV Grödig – also Klubs, die gegen den Abstieg spielten und daher sehr reaktiv auftraten. Genau in einem solchen System funktioniert ein Spieler wie Schütz am besten.
Sieht man sich die Leistungsdaten aus der letzten Saison an, dann wird die oben erwähnte These bestätigt. Schütz ragt nirgends besonders heraus, schafft es aber durch eine disziplinierte Spielweise in keiner Kategorie nenneswert abzufallen. Er fokussiert sich auf jene Dinge, die er beherrscht. Gerade wenn sein Team mal unter Druck stehen sollte, könnte das nützlich sein – wenngleich er wohl niemand ist, der die Kohlen aus dem Feuer würde.
Christopher Drazan: Der Flankenläufer
Ein weiterer Neuzugang für die kommende Saison ist Christopher Drazan, der somit sein Comeback in der österreichischen Bundesliga feiert. Nachdem der Ex-Rapidler in Deutschland weder bei Kaiserslautern noch Erfurt überzeugen konnte, bearbeitete er die letzten beiden Jahre beim LASK die linke Offensivseite. Nachdem der 25-Jährige in der Vorbereitung verletzt war, dürfte er kurzfristig keine Option sein, allerdings ist er ein Spielertyp, der zu Daxbachers Philosophie durchaus passen dürfte.
Wie Hartl und Schütz ist Drazan ein sehr geradliniger Spieler, der selten spektakuläre Dribblings zeigt, sondern mit seiner Athletik Durchbrüche erzwingt. Auch er ist kein besonders beschlagener und kleinräumiger Kombinationsspieler. Seine Stärke sind langatmige Antritte, die er oft mit Flanken abschließt. In der letzten Saison schlug beispielsweise nur ein Mittelfeldspieler pro 90 Minuten mehr Flanken als der dreimalige ÖFB-Teamspieler (4,3). Zudem war er der Spieler mit den meisten Torschussvorlagen. Gerade weil St. Pölten im Sturmzentrum mit einem körperlich robusten Aktuer spielen wird, könnte diese Kombination für Gefahr sorgen.
David Stec: Der Vielseitige
Einen Fixplatz in der Stammelf dürfte David Stec haben, war er doch letzte Saison der Spieler mit den fünftmeisten Einsatzminuten im Kader der St. Pöltner. Unklar ist lediglich, wo Daxbacher den 22-Jährigen einsetzen wird, denn er kann rechts sowohl offensiv als auch defensiv agieren. Die Vorbereitung und die erste Runde im ÖFB-Cup lassen darauf schließen, dass er zunächst als rechter Mittelfeldspieler eingeplant ist. Das macht durchaus Sinn.
Schon in der letzten Saison wurde Stec abwechselnd als Verteidiger und Mittelfeldspieler eingesetzt. Dementsprechend dominiert er mit seinen Balleroberungszahlen. Aber auch Scorerausbeute ist solide. Gerade zu Saisonbeginn, wo es für den SKN St. Pölten vor allem darum geht, stabil ins neue Bundesliga-Abenteuer zu starten, dürfte seine ausgeglichene Spielweise wichtig sein. Je nachdem in welche Richtung der weitere Saisonverlauf geht, dürfte Stec dann als offensiver Außenverteidiger oder defensiver Flügelspieler eingebunden werden.
Jeroen Lumu: Der Spektakuläre
Ein wichtiger Baustein beim Aufstieg war zweifellos Cheikhou Dieng, der allerdings so herausragte, dass er nach einem halben Jahr in Österreich bereits in die erste türkische Liga wechselte. Mit dem Abgang des Senegalesen entstand damit vor allem eine spielerische Lücke im Kader. Die vorgestellten Alternativen sind allesamt keine Spieler, die mit Einzelaktionen Tore, und in weiterer Folge Punkte, erzwingen können. Dementsprechend mussten die Verantwortlichen in dieser Hinsicht handeln. Sie verpflichteten Jeroen Lumu.
Der 21-Jährige kam mit der Empfehlung von fünf Toren und fünf Vorlagen vom FC Dordrecht aus der zweiten niederländischen Liga und ist ehemalige Nachwuchsteamspieler. Er ist ein sehr spektakulärer Flügelspieler, der über herausragende Fähigkeiten im Dribbling verfügt. Dank seiner Antrittsstärke und Koordination kann er die Art, wie er seine Gegner überspielt, in einem breiten Spektrum variieren. Damit behält er auch in dynamischen Aktionen die Kontrolle über den Ball und ist zudem ein starker Kombinationsspieler.
Auf den ersten Blick scheint der SKN St. Pölten mit Lumu also einen weiteren Coup gelandet zu haben. Große Fragezeichen stehen allerdings sowohl hinter seine Einstellung sowie hinter der Effizienz seines Spiels und seiner Athletik. Gelingt es Daxbacher und seinem Team den Niederländer passend zu einzugliedern, dann darf man sich umso mehr auf die Spiele der Niederösterreicher freuen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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