Wie sein Leben in Kindestagen so ist auch sein Leben als Fußballer eine Reise, die Rubin Okotie von Wien nach Nürnberg ins belgische Sint-Truiden... Die Rückkehr des Diamanten: Rubin Okotie beim SK Sturm

Wie sein Leben in Kindestagen so ist auch sein Leben als Fußballer eine Reise, die Rubin Okotie von Wien nach Nürnberg ins belgische Sint-Truiden und wieder zurück nach Österreich geführt hat. Der stürmische Rohdiamant von einst ist nun einer von Sturm.

Fragt man Rubin Rafael Okotie nach seiner Herkunft, dann tut sich dieser mit seiner Antwort schwer. Seine Mutter stammt aus Klagenfurt, sein Vater aus Nigeria, geboren ist Okotie 1988 aber im pakistanischen Karatschi. Im Interview mit dem ballesterer und dem FairPlay-Jugendmagazin meint der geborene Pakistani im Mai 2009 keinerlei Verbindung zu seinem Geburtsland zu haben, das Land auch nie mehr bereist zu haben. In frühen Kindestagen folgt der Umzug nach Barcelona, in seinem vierten Lebensjahr zieht es die Familie nach Wien. Bald lassen sich Okoties Eltern scheiden, seitdem pflegt er keinen Kontakt mehr zu seinem Vater und dessen Heimatland Nigeria, zu seiner Großmutter in Kärnten aber sehr wohl.

Rapid und seine Mannschaft

Fußballerisch beginnt sein Leben bei der Wiener Viktoria in Meidling. Mit zehn Jahren heuert Okotie bei einem Wiener Großklub an, nicht aber bei der Austria: „Ich war als Jugendlicher kurz bei Rapid und habe eine schöne Zeit gehabt und viel gelernt“, sagt Okotie während seiner Zeit bei der Austria im Interview, bezeichnet augenblicklich aber die Austria als „meine Mannschaft“. Mit seiner Mannschaft wird der Mittelstürmer durchaus erfolgreich. Der Schüler der Stronach-Akademie glänzt bei den Amateuren in der Ersten Liga mit starken Auftritten und spielt sich zum Rohdiamanten der Wiener Austria. Die Liga wählt ihn 2008 zum „Young Star des Jahres“. Und So lässt der Sprung in die Kampfmannschaft nicht mehr lang auf sich warten, 2008 schießt Okotie sein erstes Bundesligator gegen Red Bull Salzburg. Seinen ersten Titel holt der „Young Star“ in der anschließenden Saison als er im Cupfinale gegen die Admira das Führungstor erzielt. In dieser Saison ist Rubin als Stammspieler bereits ein geschliffener Diamant und erzielt 14 Tore in der Bundesliga, so auch sein erstes im Europacup.

Mit Hoffer, Prödl und Co.

Apropos, auf internationaler Ebene macht Okotie 2007 auch bei der U-20-WM in Kanada auf sich aufmerksam. Unter seinen Teamkollegen befinden sich heute durchaus erfolgreiche Legionäre wie Jimmy Hoffer, Sebastian Prödl, Veli Kavlak oder Zlatko Junuzovic. Die von Paul Gludovatz trainierte, heute namhafte Mannschaft belegt nach starken Leistungen den ebenso starken vierten Platz. Später darf sich der zweifache WM-Torschütze dann auch viermal das Hemd des A-Nationalteams überstreifen. Okotie scheint eine aussichtsreiche Karriere bevorzustehen. Denn im Herbst 2009 hat der technisch versierte und trickreiche Mittelstürmer wesentlichen Anteil am Erreichen der Europa-League-Gruppenphase. Im dramatischen Play-Off-Rückspiel im Horr-Stadion gegen Novi Sad schießt Okotie das entscheidende 4:2 in der 93. Minute ins leere Tor. Doch kurz danach versetzt ihm ein Knorpelschaden im Knie einen Karriereknick, bis zum April 2010 muss der talentierte Austrianer seine Verletzung auskurieren.

Glanzlos in Nürnberg und Sint-Truiden

So ist es umso erstaunlicher, dass er im darauf folgenden Sommer zum deutschen Bundesligisten 1. FC Nürnberg wechselt. Weniger glanzvoll als sein Transfer gestaltet sich sein Abschied. Bei der Feier zum eindrucksvollen Saisonfinish und der zweiten Tabellenplatzierung wird er von einigen Austria-Fans lautstark ausgepfiffen. Der Grund dafür: Er soll eine kräftige Gehaltserhöhung gefordert haben, der die Austria nicht Schritt halten konnte. Der vereinseigen ausgebildete Akademiker verlässt die Austria einfach ablösefrei. Auch seine Zeit in Nürnberg gestaltet sich nicht unbedingt glanzvoll. Nur selten gelangt Okotie zu Spielpraxis, viermal spielt er in der deutschen Bundesliga, häufiger jedoch für die Amateure des „Glubbs“. So wird er im Sommer 2011 nach Sint-Truiden zur Königlichen Fußballvereinigung in die erste belgische Jupiler-League verliehen. In mageren neun Einsätzen gelingt dem wendigen Mittelstürmer lediglich ein Tor.

Zurück in Österreich

So kehrt Rubin Okotie im vergangenen Jänner unmittelbar vor Ende der winterlichen Transferzeit nach Österreich zurück. Okotie landet aber nicht bei seiner Mannschaft von einst, seine neue Station heißt SK Sturm. Der Vertrag in Nürnberg bleibt bis zum Sommer 2013 aufrecht, ein Jahr davor endet die Leihe an Sturm. An frühere Zeiten bei der Wiener Austria hat der Diamant von einst noch nicht anschließen können, es wird seine Zeit brauchen bis sich Okotie in Graz akklimatisiert hat. Auch sein Eigentor im Heimspiel gegen Wiener Neustadt wird die Akklimatisierung des selbstbewussten Dribblers nicht gefördert haben. Vielleicht macht er das am kommenden Samstag wieder gut, denn da gastiert Sturm dort wo Okoties anfänglich so erfolgreiche Profikarriere begonnen hat, bei der Austria in Wien.

Bei Sturm ist Okotie in der Spitze gefordert. Obwohl Sturm mit Darko Bodul einen der Führenden der Torschützenliste stellen, herrscht Torflaute. Lediglich zwei Tore konnte der SK Sturm in der laufenden Frühjahrssaison erzielen und Durchschlagskraft – eine Tugend, die Okotie vor allem aufgrund seiner guten Technik und dem Gespür für den Überraschungsmoment verkörpert – ist momentan gefragter denn je. Noch dazu gilt es für den jungen Angreifer langsam aber sicher die Visitenkarte aufzufetten – er wäre nicht der erste Fußballer, der nach einer starken Zeit als Youngster im „noch besseren“ Fußballeralter abstürzt, weil er die Zeichen der Zeit zu spät erkannte.

Emanuel Van den Nest, abseits.at

Emanuel Van den Nest

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