Tunesische Medien sind sich bereits einig: Das Defensivtalent Hatten Baratli steht kurz vor einem Wechsel zum SK Rapid Wien. So manche Onlinezeitung glaubt den... Die Sache mit nordafrikanischen Medien: Hatten Baratli zu Rapid?

Tunesische Medien sind sich bereits einig: Das Defensivtalent Hatten Baratli steht kurz vor einem Wechsel zum SK Rapid Wien. So manche Onlinezeitung glaubt den Deal zwischen CA Bizertin zu den Hütteldorfern schon in trockenen Tüchern zu wissen. Wie vorsichtig muss man mit Medienberichten dieser Art umgehen, wie groß stehen die Chancen, dass Rapid erstmals in der Vereinsgeschichte einen Tunesier unter Vertrag nimmt?

Fakt ist, dass der 20jährige Hatten Baratli, aktueller U21-Teamspieler Tunesiens, ein Vertragsangebot seines aktuellen Klubs CA Bizertin ausschlug. Der Verein versuchte dem flexiblen defensiven Mittelfeldspieler eine Vertragsverlängerung mit rund 130.000 Euro schmackhaft zu machen, stieß dabei jedoch bei Spieler und Berater auf taube Ohren. Baratli kann den Verein sofort verlassen.

DÜNN BESIEDELTE DEFENSIVPOSITION IM MITTELFELD

Plötzlich taucht in tunesischen Medien hartnäckig der SK Rapid auf. Baratli sei sich mit dem Klub einig, wechsle mit sofortiger Wirkung nach Wien. Rapids Bedarf an einem Spieler wie Baratli ist durchaus vorhanden: Der Rechtsfuß ist universell einsetzbar, nicht nur im defensiven Mittelfeld, sondern auch auf Halbpositionen im Mittelfeld und als rechter Außenverteidiger. Die Abgänge von Thomas Hinum (SV Ried), Yasin Pehlivan (Gaziantepspor) und Nachwuchshoffnung Konstantin Kerschbaumer (leihweise zur Vienna) wurden mit der Verpflichtung von Thomas Prager numerisch gesehen nicht aufgewogen. Zudem ist die Verletzungs- und Krankheitsanfälligkeit von Routinier Markus Heikkinen und Stefan Kulovits kein Geheimnis.

RAPIDS VORSICHT MIT NICHT-EUROPÄERN

Vor einem schwer einstufbaren Gerücht wie diesem ist dennoch große Vorsicht geboten. Baratli schlug in heimischen Gefilden ein Angebot aus, das Rapid für einen unbekannten Spieler nicht überbieten wird. Zudem ist Rapid als Klub bekannt, der mit Neuverpflichtungen aus fremden Kulturkreisen sehr vorsichtig umgeht, lange Akklimatisierungsphasen befürchtet. Der Brasilianer Fabiano floppte und vor ihm gab es seit dem Kanadier Ante Jazic, der den Verein vor nunmehr sieben Jahren verließ, keinen anderen Nicht-Europäer in der Kampfmannschaft des Rekordmeisters. Gegen eine Verpflichtung spricht auch die Vorgabe von Neo-Coach Schöttel den Kader verkleinern zu müssen. Dem gegenüber steht jedoch, dass Rapid für die vierte Kaderstelle für’s defensive Mittelfeld nicht aus dem eigenen Nachwuchs schöpfen kann. Zuvor erwähnter Kerschbaumer fällt als Alternative für 2011/12 ebenso weg, wie der an Wacker Innsbruck verliehene Muhammed Ildiz. Tunesische Medien sind dennoch sehr schnell im eigenständigen, voreiligen Transferieren von Spielern: Das 17jährige Talent Ahmed Sassi sollte bereits vor Monaten zum SC Freiburg oder der TSG 1899 Hoffenheim wechseln, spielt dennoch weiterhin für Esperance de Tunis. Nur eines von vielen Beispielen…

KÖRPERLICH STARK, DEFENSIV FLEXIBEL

Baratli ist in Tunesien als physisch starker Spieler bekannt, der schon im Alter von 18 Jahren in der Kampfmannschaft von CA Bizertin von sich reden machte. Er ist als technisch guter, zweikampfstarker, lästiger Spieler bekannt, der seine Defensivaufgaben solide löst und nach vorne wenig Risiko nimmt. Auch angesichts seiner regelmäßigen Einsätze im U21-Nationalteam gilt Baratli als eines der größten Defensivtalente im tunesischen Fußball und ein Tapetenwechsel, im Sinne eines Abgangs vom Mittelständler aus seinem Heimatort Bizerte, würde dem Talent sicher gut tun. Auf dem tunesischen Spielermarkt waren zuletzt übrigens vor allem die Deutschen und die Schweizer aktiv: 2008 wechselte der heutige FC-Zürich-Angreifer Amine Chermiti um 2,3 Millionen Euro zu Hertha BSC, zwei Jahre später holten die Young Boys Bern Abwehrspieler Ammar Jemal um eine Million Euro, während der FC Basel 900.000€ Ablöse für Fwayo Tembo bezahlte. All diese Spieler kickten zuvor allerdings nicht in Bizerte, sondern beim renommierten Klub Etoile Sportive du Sahel.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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