In den letzten Wochen wurde häufig über den SK Rapid berichtet: Fanprobleme, eine sportliche Talfahrt, zuletzt das Ausscheiden im ÖFB-Cup. Den Hütteldorfern gelang mit... Die Suche nach der „Mischung“ und Verletzungspech – die Leiden des SK Sturm Graz und von Red Bull Salzburg

In den letzten Wochen wurde häufig über den SK Rapid berichtet: Fanprobleme, eine sportliche Talfahrt, zuletzt das Ausscheiden im ÖFB-Cup. Den Hütteldorfern gelang mit dem 3:2-Sieg über Sturm Graz nun wieder ein Befreiungsschlag – wodurch man einen Blick auf andere unerwartete Problemkinder werfen kann.

Der große Titelfavorit aus Salzburg steht nach 13 Runden mit nur 20 Punkten da – zu Hause ist Salzburg zwar ebenso wie die Admira ungeschlagen, von sieben Heimspielen konnten die Roten Bullen allerdings nur zwei gewinnen. Die fünf Heimremis schlagen sich auf dem Punktekonto nieder. Zudem konnte die Elf von Ricardo Moniz erst 19 Treffer erzielen, was einen fast schon inakzeptablen Schnitt von 1,49 erzielten Toren pro Spiel ergibt. In den letzten fünf Ligaspielen konnte Salzburg keinen einzigen Sieg einfahren: Eine Statistik, wie es sie in der Ära Red Bull noch nicht gab!

Offensiv nicht variabel genug

Die Probleme der Salzburger liegen hauptsächlich in der Offensive, wie die Torstatistik verdeutlicht. Mit Maierhofer und Wallner kann Trainer Moniz aktuell nur auf zwei fitte Stürmer zurückgreifen. Alan ist rekonvaleszent, der Brasilianer Alex Rafael qualitativ keine Option. Die zahlreichen anderen „Stars“ im Team der Salzburger – etwa Zárate, Leonardo, Jantscher oder Svento – sind allesamt Mittelfeldspieler und zwar solche, die man nicht in besonders viele Spielformen einbauen kann. Nachdem die Liga im Sommer 2010 von den Qualitäten des Gonzalo Zárate schwärmte und im Sommer 2011 Leonardo de Vitor Santiago Rosen streute, kann man nun beruhigt feststellen, dass auch diese Kicker nur mit Wasser kochen. Die Gegner stellten sich auf die Tricksler und Künstler im Salzburger Spiel ein und bekommen diese so in den Griff. Die südamerikanischen Ballzauberer spielen eben immer „ihr Spiel“ runter – und das ist nicht immer variantenreich. Böse Zungen würden behaupten, dass sich so mancher Kicker mit Potential an das Niveau der österreichischen Liga anpasste.

Mittelfeld und Außenverteidiger nicht aktiv genug

Aber die Probleme beginnen schon weiter hinten. Das zentrale Mittelfeld der Salzburger ist im Vergleich zu den letzten Saisonen unkreativ, die Außenverteidiger offensiv nicht aktiv genug. Die Zeiten, in denen ein in Topform agierender Laszlo Bodnar Marc Janko eine Flanke nach der anderen mit beeindruckender Präzision auf den Kopf schlug, sodass dieser 39 Saisontore erzielen konnte, sind vorbei. Dabei würde gerade Stefan Maierhofer ein solches Konzept benötigen und wäre auch im Stande es in Tore umzumünzen, wie 23 Saisontore für Rapid 2008/09 bewiesen. Wichtige Spieler, die für kreative Momente sorgen können, sind aktuell verletzt: Christoph Leitgeb fehlt bereits seit fünf Wochen, David Mendes da Silva machte sein letztes Spiel im April und der Brasilianer Douglas da Silva, der als Innenverteidiger dafür bekannt ist, das Spiel als „defensiver Spielmacher“ aufbauen zu können, steht seit zehn Monaten in Salzburg unter Vertrag und machte aufgrund eines Kreuzbandrisses kein einziges Spiel für die Mozartstädter. Bei Red Bull Salzburg paaren sich aktuell also Verletzungspech, Probleme im Spielaufbau und zu viele vergebene Chancen, wie zuletzt beim 1:1 gegen die SV Ried.

Dreimal auswärts

In den nächsten vier Ligapartien muss Salzburg dreimal auswärts antreten: Die Aufgaben in Mattersburg und Wien-Hütteldorf werden naturgemäß unangenehm, das Auswärtsspiel in Wiener Neustadt hingegen ist als notwendiger „Dreier“ anzusehen. Nach dem Rapid-Auswärtsspiel empfängt der Vizemeister außerdem den Kapfenberger SV in der Red Bull Arena.

Zu Hause hui, auswärts pfui

Eine weitere Mannschaft mit Problemen ist aktuell der SK Sturm Graz: Der Meister ist bisher als Team der Extreme zu bezeichnen. Zu Hause sind die Foda-Jungs noch ungeschlagen, gewannen vier von sechs Spielen. In der Fremde sind die Grazer allerdings noch sieglos: Drei Unentschieden und vier Niederlagen sind für den amtierenden Meister alles andere als befriedigend. Das zwischenzeitliche Hoch mit Siegen über Red Bull Salzburg und die Admira im Cup wurde gestern durch das 2:3 bei Rapid jäh gebremst. Sturm blieb dabei über eine Stunde ohne Torschuss, aus dem Mittelfeld rund um den körperlich schwachen Kainz, den ideenlosen Hölzl und den abmontierten Wolf kam gar nichts. Die beiden Tore gelangen Darko Bodul aus platzierten Weitschüssen, zu denen sich andere im Kader gar nicht hinreißen lassen würden. Auch eine 0:3-Pleite in Wien wäre leistungsgerecht gewesen.

Alle 4,3 Tage ein Spiel

Sturm nagt aktuell an der anstrengenden Saison: Das 2:3 in Wien war das 25.Pflichtspiel der Grazer seit 13.Juli – ergibt im Schnitt alle 4,3 Tage ein Spiel. Nur 10 dieser 25 Spiele wurden gewonnen. Obwohl der SK Sturm im Sommer kaum Spieler verlor (Mevoungo, Schildenfeld, Kienzl und Hassler) und mit fünf neuen Spielern (Säumel, Dudic, Popkhadze, Bodul und Koch) für die lange Saison nachrüstete, hat das Team von Franco Foda sogar für österreichische Verhältnisse ein Qualitätsproblem. So sind etwa die defensiven Außenpositionen mit Martin Ehrenreich und Giorgi Popkhadze – gestern in Hütteldorf der schwächste Mann am Platz – nur durchschnittlich besetzt. Auch die Innenverteidigung, in der sich Dudic, Burgstaller, Feldhofer und der junge Neuhold um zwei Plätze streiten, ist wackelig, lässt zu viel zu und hat seit Schildenfelds Abgang keine Lichtgestalt mehr vorzuweisen. Dudic konnte sich in der kurzen Zeit noch nicht zu einer solchen entwickeln, ist zudem keine nachhaltige Lösung: Der Serbe wird am Dienstag 32 Jahre alt.

Zu viele verschiedene Aufstellungen

Und wenn man hinten nicht bombensicher steht (34 Gegentore in 25 Pflichtspielen) wird es auch offensiv schwierig, frei von der Leber weg zu spielen. Überhaupt, wenn man zur intensivsten Zeit der Saison vom Verletzungsteufel heimgesucht wird: Zuletzt waren mit Gratzei, Kienast, Standfest und Feldhofer immer wieder Stützen verletzt. Vorjahres-Topscorer Roman Kienast, auf dem große Hoffnungen ruhten, kommt erst jetzt wieder langsam ins Team, braucht wieder einige Wochen um sich zu akklimatisieren. So schaffte es Sturm, ebenso wie Salzburg oder auch Rapid, in dieser Saison noch nie, einen echten Stamm zu finden, der einige Spiele hintereinander in derselben Konstellation auflaufen kann.

Richtungsweisender November

Aktuell steht Sturm Graz mit nur 17 Punkten auf Platz sechs der Tabelle – doch im November hat das Team die Chance einen entscheidenden Umschwung herbeizuführen: Der nächste Gegner in der Liga ist der Tabellenletzte aus Kapfenberg (heim), nach der Länderspielpause folgen Spiele gegen den Vorletzten Wiener Neustadt (auswärts) und die Admira (heim). Anfang Dezember geht’s zudem auswärts nach Innsbruck. Sturm hat daher von allen Teams, die Ambitionen auf die Topposition unserer Liga haben, in den kommenden etwa fünf Wochen das vermeintlich einfachste Programm. Wenn die Grazer die „Pflichtsiege“ einfahren können, ist die Krise abgewendet. Wenn allerdings im November etwas schief geht, könnte dies bereits richtungsweisenden Charakter haben.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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