Im Topspiel der zehnten Bundesligarunde empfing der Tabellendritte, Red Bull Salzburg, den Vierten, Sturm Graz. Das Ziel der beiden Mannschaften war den Rückstand auf... Doppelpack von Mane sichert Salzburg drei Punkte – 3:2 gegen Sturm Graz

Im Topspiel der zehnten Bundesligarunde empfing der Tabellendritte, Red Bull Salzburg, den Vierten, Sturm Graz. Das Ziel der beiden Mannschaften war den Rückstand auf die beiden Wiener Vereine an der Tabellenspitze zu verkürzen. In einem abwechslungsreichen Sonntagsspiel gewannen die Gastgeber schließlich 3:2. Matchwinner war Neuzugang Sadio Mane, der jeweils kurz vor dem Ende der ersten und zweiten Halbzeit traf.

Kolportierte vier Millionen Euro überwies der amtierende österreichische Meister kurz vor Transferschluss in die dritte französische Liga an den FC Metz um den 20-jährigen Offensivspieler in die Mozartstadt zu lotsen. Ein weiterer Neuzugang, Valon Berisha, sorgte für den dritten Treffer der Salzburger. Für den SK Sturm Graz trafen Rubin Okotie und der eingewechselte Florian Kainz.

Flexible Salzburger

Die jüngste Entwicklung unter Cheftrainer Roger Schmidt zeigt, dass die Philosophie des Deutschen viel Bewegung und Positionsrochaden beinhaltet. Die Grundformation ist als 4-2-3-1 aufzufassen, wobei vor allem die Offensivspieler sehr flexibel agierten. Solostürmer Soriano versuchte sich immer wieder in Kombinationen einzubringen und wurde situativ von Mane, einem technisch starken Außenstürmer mit enormem Zug zum Tor, ergänzt. Eine ähnliche Pärchenbildung gab es schon beim 1:0-Auswärtssieg gegen Austria Wien. Berisha spielte trotz seines Tores relativ unauffällig, während Kampl einmal mehr ein Aktivposten war. Mal kam er vom Flügel, mal stieß er aus der Tiefe mit Tempo vor, mal fand man ihn auf der Zehnerposition. Auf der Doppelsechs waren die Aufgaben klar verteilt: Hinteregger hatte die destruktiven inne, Leitgeb agierte stark vertikal.

Sturm erneut mit Raute

Auch Schmidts Landsmann Peter Hyballa fordert von seinen Schützlingen eine flexible Spielanlage. Lange sah Hyballas präferierte Formation nach einem 4-2-1-3 als Abart des 4-3-3 aus, mittlerweile kristallisiert sich aber eine asymmetrische Rautenanordnung heraus. Madl agiert dabei als tiefster Spieler im Mittelfeld, wird von Weber und Kröpfl auf den Halbpositionen flankiert. Gegen Red Bull Salzburg verteidigte der ehemalige Wiener Neustädter aber im Abwehrzentrum, da Vujadinovic gesperrt fehlte. Auf die Sechserposition vor der Abwehr rückte Weber, Bukva rutschte zurück auf die Halbposition, während Szabics die Spitze der Raute bildete und Okotie als zweiter Stürmer neu in die Mannschaft kam. Der 25-Jährige wich, wie Soriano bei den Salzburgern, häufig auf die Seite aus, während sein Sturmpartner Sukuta-Pasu weitestgehend von Vorsah manngedeckt wurde.

Klare Sektionen

Beide Mannschaften versuchten mit Vertikalpässen das Mittelfeld schnell zu überbrücken, wodurch das Spiel sehr kurzweilig wirkte und es zu vielen Torchancen kam. Dabei kristallisierten sich auf beiden Seiten klare Sektionen heraus – Abwehr und Angriff. Sturm ließ den Bullen den Ball über, stand mit mindestens sieben Feldspielern – Viererkette plus defensive Dreierreihe – hinter dem Ball, während die beiden Stürmer stets vorne lauerten und Szabics als Verbindungsspieler agierte. Die Hausherren ließen sich dadurch aber nicht nennenswert herauslocken. Durch die hohe individuelle Klasse des Offensivquartetts reichte es in vielen Fällen aus, wenn nur Leitgeb aus dem nominellen Defensivverbund nach vor rückte. Hinter den Ball hatte Salzburg dadurch auch bei eigenem Ballbesitz immer mindestens fünf Spieler – und damit gegenüber Sturm die klare Majorität, wodurch von den Gästen nach Umschaltmomenten kaum Gefahr ausging. Die fließenderen Übergänge hatten dennoch die Schwarz-Weißen, wie zum Beispiel das erste Tor demonstrierte, als Kampl in der Defensive orientierungslos wirkte und Hölzl dadurch frei flanken konnte.

Sturm bietet Räume zwischen Linien an

Hyballa will seinem Team eine ähnliche Pressingphilosophie wie jene seines Ex-Klubs Borussia Dortmund auferlegen – also den Gegner früh unter Druck setzen. Dies gelang jedoch, vor allem in der Anfangsphase, kaum. Hinter der defensiven Mittelfeldkette taten sich Räume auf, die die Bullen durchaus ansprechend anspielten. An und für sich kein Problem, wenn die eigenen Mittelfeldspieler sofort nach hinten pressen – wie es beispielsweise Österreich gegen Deutschland machte. Da dies aber nicht geschah konnte Salzburg durch die Mitte immer wieder für Gefahr sorgen. Ein Grund dafür war, dass sie diese Zone konsequent überluden – mit bis zu vier Spielern. Berisha und Soriano stellten die beiden Innenverteidiger zu, Kampl und Mane zogen von der Seite rein. Gegebenenfalls fand man auch Leitgeb, der meist mit den Ball in die gefährliche Zone beförderte, in diesem Spielfeldbereich. Dann war es in aller Regel Kampl, der mit dem Ball dorthin zog.

Seiten blieben oft verwaist

Wie eingangs erwähnt hatte der Slowene einen enorm großen Aktionsradius, war vorne praktisch überall zu finden – auch auf der „falschen“, linken Seite. Dort schuf Mane mit klugen Läufen von außen nach innen – dadurch zog er Hölzl vom Flügel weg – immer wieder Platz für seine Mitspieler, der aber oft nicht genutzt wurde, was in erster Linie an der konservativen Spielweise von Ulmer lag. Erst nachdem seine Mannschaft 0:1 in Rückstand geriet, setzte er öfter zu Vorstößen an und bereitete just das 1:1 vor. Nachdem noch vor der Halbzeit das 2:1 fiel, war Ulmer auch nach dem Seitenwechsel zunächst nach vorne hin inaktiv. Auf der rechten Seite gestaltete Klein sein Spiel regelmäßiger, kam aber vor allem nach der Sturm-Führung kaum durch, da sich Okotie gegen den Ball als linker Mittelfeldspieler eines breiten 4-5-1 aufstellte. Bei Sturm ist die fehlende Breite vor allem auf die Formation zu schieben, denn das 4-3-1-2 charakterisiert sich durch ein massives Zentrum.

Änderungen in der zweiten Halbzeit

Zum Wiederanpfiff stellten beide Trainer um. Schmidt brachte Nielsen, der wie im Spiel bei der Austria als verkappter Mittelstürmer im rechten offensiven Mittelfeld agierte. Kampl rutschte dafür nach links und Mane auf die Zehnerposition. Dort konnte sich der flinke Senegalese aufgrund von Platzmangel allerdings nicht so entfalten wie in der ersten Halbzeit. Hyballa erkannte, dass seinem Team auf den Seiten die Präsenz fehlte und stellte auf ein flaches 4-4-2 um. Szabics blieb in der Kabine, dafür kam mit Florian Kainz ein Flügelspieler. Für die Verbindungen nach vorne sollte nun Bukva sorgen, während Weber weiterhin absichernde Aufgaben übernahm, richtigen Zugriff auf das Spiel bekam man dadurch aber nicht. Später kamen auch noch Tobias Kainz (für Weber), Teigl (für Soriano), Bodul (für Okotie) und Maierhofer (für Kampl), entscheidenden Charakter sollte aber – neben der Tatsache, dass erstgenannter Kainz den Ausgleich erzielte – nur die Einwechslung von Letzterem haben. Bei Ulmers Freistoßflanke konzentrierten sich zwei Grazer auf den langen Maierhofer, wodurch sich Mane im Rücken davonschleichen und zum Siegestreffer einköpfen konnte.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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