Lukas Hinterseer wechselt zum FC Ingolstadt: Drei Fragen zum Transfer des ÖFB-Teamspielers
Bundesliga 9.Mai.2014 Alexander Semeliker 0
Die Saison 2013/2014 war für Lukas Hinterseer wohl so wechselhaft wie für keinen anderen österreichischen Kicker. Mit dem FC Wacker Innsbruck kämpfte er sportlich vergeblich um den Klassenerhalt. Andererseits schaffte der 23-Jährige den Sprung ins ÖFB-Team und wechselt nun im Sommer in die zweite deutsche Bundesliga. abseits.at stellt sich drei Fragen zu diesem Transfer.
Davon, dass der FC Wacker Innsbruck den Leistungsträger halten könnte, war ohnehin nicht auszugehen und spätestens nach seinem Debüt in der Nationalmannschaft gegen die USA im letzten November war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Wechsel über die Bühne gehen würde. Nachdem die Innsbrucker im Winter einem Transfer nicht zustimmten wechselt Hinterseer nun ablösefrei zum FC Ingolstadt.
Was erwartet Hinterseer in Ingolstadt?
Trainer bei den Oberbayern ist mit Ralph Hasenhüttl ebenfalls ein Österreicher. Der 46-Jährige übernahm Anfang Oktober das Traineramt, nachdem die „Schanzer“ unter Marco Kurz miserabel in die Saison gestartet sind. Aus den ersten neun Spielen holte man nur vier Punkte, sodass Hasenhüttl den Verein als Tabellenletzten übernahm, ihn aber schnell aus der Abstiegszone herausführte. Vor dem letzten Spieltag belegen die Ingolstädter Platz zwölf, würde man aber nur die Amtszeit von Hasenhüttel betrachten, wären sie sechs Plätze besser.
Dementsprechend euphorisch nimmt man die Planungen für die neue Saison in Angriff und hat neben Hinterseer bereits andere wichtige Personalentscheidungen getroffen. Die Verträge von Pascal Groß, Konstantin Engel und Ralph Gunesch – allesamt verlässliche Kräfte – wurden verlängert. Mit Benjamin Hübner, der beim VfR Aalen von Hasenhüttl betreut wurde, konnte man ablösefrei sich die Dienste eines guten Zweiligaverteidigers sichern. Ebenfalls fix ist der Transfer des australischen Teamstürmers Mathew Leckie, für den man die stattliche Ablösesumme von 750.000 Euro zahlte.
Neben dem bereits erwähnten stehen aktuell einige weitere Konkurrenten für die Angriffspositionen bereit. Insbesondere der bis 2015 von Schalke ausgeliehene Philipp Hofmann dürfte eine hohe Hürde darstellen – vorausgesetzt er bleibt. Der deutsche U21-Teamspieler, der ähnlich Attribute mitbringt wie Hinterseer, wurde nämlich bereits im Winter mit dem Hamburger SV in Verbindung gebracht.
Welcher Spielertyp ist Hinterseer?
Ein Grund für die damals für viele überraschende erste Einberufung von Hinterseer ins ÖFB-Team waren seine physischen Eigenschaften. Kein anderer Stürmer bestreitet mehr Zweikämpfe pro Spiel als der scheidende Wacker-Kapitän (29,2). Dass er sich damit auch in internationalen Spielen durchsetzen kann, sah man bei seinem Länderspieldebüt gegen die USA, als er Bälle im Zwischenlinienraum gut prallen ließ. Es wäre aber falsch ihn nur auf diese Eigenschaft zu beschränken.
In Sachen Ballbehandlung und –behauptung ist er zuverlässig und auch sein Abschluss ist alles andere als schlecht. Für seine 13 Saisontore benötigte er 64, was einer Chancenauswertung von 20% entspricht; wenngleich berücksichtigt werden muss, dass er viermal per Elfmeter traf. Sieht man sich seine restlichen Treffer an, fällt einem zudem sein Antizipations- und Stellungsspiel auf. Der Grad an individuellen Fehlern in der letzten Linie ist in der österreichischen Bundesliga durchaus groß, was Hinterseer gut ausnutzte.
Daneben ist seine Flexibilität im Positionsspiel herauszustreichen. Als Stoßstürmer agierte der 1,92m große Tiroler bei Wacker zwar kaum, dafür umso mehr als hängende Spitze bzw. im zentralen offensiven Mittelfeld. Dabei bespielte er aber weniger den Zehnerraum, sondern wich meist in die Halbräume aus, wie die beiden oben stehenden Heatmaps aus den vergangenen Spielen gegen Admira und Sturm zeigen. In der Rückrunde kam er zudem regelmäßig auch am Flügel zum Einsatz.
Wie passt Hinterseer ins System des FC Ingolstadt?
Diese Flexibilität könnte Hinterseer großer Trumpf sein, nicht nur weil Hasenhüttel die Grundordnung seines Teams immer wieder anpasst. So sah man den FCI in der laufenden Saison bereits ein einem flachen und Rauten-4-4-2, offensiven und defensiven 4-3-3 oder auch dem weit verbreiteten 4-2-3-1. Da die defensiven Positionen im Zentrum mit Alfredo Morales und Almog Cohen meist wenig kreativ besetzt sind, scheint Hinterseer in der Rolle davor hinsichtlich des Spielaufbaus wenig vielversprechend.
Mit Groß verfügt Ingolstadt zudem auf dieser Position über einen Akteur mit starkem Passspiel. Dass Hinterseer deshalb auf vermehrt auf den Flügeln zu finden sein wird, zumal Hasenhüttel offenbar gerne eigentlich zentrale Spieler dorthin zieht und diese mit starkem Zug zum Tor agieren. Mit Hinterseer und Leckie, der ebenfalls auf der Außenbahn spielen kann, könnte man so vermehrt Rochaden aufziehen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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