Im ersten Saisonduell hatte Rapid noch klar für sich entschieden, doch dieses Mal gewann Sturm eine mäßige Partie. Sie konnten damit eine gelungene Revanche... Drei Punkte dank solidem Defensivspiel und schwachem Gegner – Sturm besiegt Rapid 2:1

Im ersten Saisonduell hatte Rapid noch klar für sich entschieden, doch dieses Mal gewann Sturm eine mäßige Partie. Sie konnten damit eine gelungene Revanche feiern, was nach dem Cup-Aus auch bitter nötig war. Gleichzeitig verliert Rapid den Anschluss an die Spitze, obwohl sie in der Schlussphase noch die Chance auf den Ausgleich hatten.

Die Formationen

Rapid begann in einem 4-2-3-1 mit Terrence Boyd als flexiblem Mittelstürmer. Er zog sich bei Angriffen einige Male gerne aus der Bedrängniszone heraus und überließ Thomas Prager diese Rolle. Im Normalfall spielte dieser aber als hängende Spitze und Ballzirkulator, während Guido Burgstaller und Christopher Trimmel die Außenstürmerpositionen bekleideten. Dahinter bildeten Muhammed Ildiz und Stefan Kulovits die Doppelsechs, wobei ersterer hauptsächlich die spielgestalterischen Aufgaben übernehmen sollte. Die Viererkette bestand aus Thomas Schrammel auf links, Michael Schimpelsberger auf rechts und den Innenverteidigern Gerson und Mario Sonnleitner.

Sturm Graz hingegen begann mit ihrem Mischsystem aus 4-2-3-1 und 4-3-1-2. Diese Asymmetrie wurde durch Rubin Okotie hergestellt, welcher offensiv als zweiter Stürmer mit Richard Sukuta-Pasu das Sturmzentrum besetzte, sich aber defensiv und auch öfters im Aufbauspiel als rechter Außenspieler positionierte. Er füllte damit das Loch auf rechts, während der nominelle Halbspieler, Manuel Weber, sich stärker Richtung defensivem Zentrum orientieren konnte. Situativ bildete er dort mit Michael Madl eine Doppelsechs. Auf links lief Florian Kainz auf, Tobias Kainz begann als nominelle Nummer Zehn.

Sturm Graz stärker

In der Anfangsphase waren die Gastgeber die bessere Mannschaft. Offensiv konnten sie sich durch die beweglichen Stürmer und die aufrückenden Außenverteidiger ein paar Chancen erspielen, während Rapid die nötige Aggressivität gegen den Ball vermissen ließ.

Generell hatten die Grazer durch ihre Formation gewisse Vorteile. Sie konnten die gegnerischen Flügelstürmer durch Christian Klem und Andreas Hölzl unter Druck setzen, während die Viererkette von Rapid Probleme im Verschieben mit der Bewegung von Sukuta-Pasu und Okotie hatte. Hyballa versuchte, mit Okoties Läufen die Vieerkette Rapids eng zu ziehen und Räume auf den Seiten aufzumachen, was aber nur teilweise klappte. Dennoch wurden Löcher im Raum offen, wie beispielsweise beim zweiten Treffer.

Wie im Bild gut erkennbar muss Rapid in ihren weißen Trikots eine Flanke abwehren und schiebt enorm stark zum Ball, die meisten Spieler orientieren sich auch in den Strafraum. Das Problem hierbei ist, dass Sturm durch den offensiven Klem einen Spieler im Rückraum hatte, der dann abschloss und Kainz traf – es war die zweite Vorlage für Klem an diesem Tag. Seine erste Vorlage hatte er per Flanke auf Sukuta-Pasu geliefert.

Rapid kommt zurück

Zu Spielbeginn konnten sich die Rapidler kaum nach vorne arbeiten, aber nach der Führung für die Grazer erhöhten sie den Druck und kamen zu mehr Torchancen. In den ersten dreißig Spielminuten schossen sie nur ein einziges Mal auf den Kasten der Gastgeber, am Ende des Spiels konnten sie immerhin neun solcher Abschlüsse verbuchen.

Dies lag auch an den Wechseln von Trainer Peter Schöttel, der zwei Stürmer statt einem Mittelfeldspieler und einem Verteidiger brachte – es war letztlich auch der eingewechselte Debütant Dominik Stark, der den Treffer von Burgstaller mit einem guten Lochpass vorbereitete. Taktisch hatten die Grazer in dieser Situation ihren klassischen Fehler begangen – sie achteten beim Herausrücken nicht ausreichend auf die Abstände in der Kette, wodurch die Schnittstelle zu groß wurde und ein Pass in den Raum die logische Folge war.

Ansonsten spielten die Grazer defensiv überaus solide, was an mehreren Faktoren hing.

Die Gastgeber in der Abwehr

Interessant war, wie Sturm auf die Bewegungen von Boyd und Co. reagierte. Sie spielten mit Madl enorm eng vor der Abwehr und schoben die Innenverteidiger sowie den ballfernen Außenverteidiger eng zusammen. Dadurch hatten sie vier Spieler eng aneinander und eine große Kompaktheit in dieser Zone. Dazu kam die Defensivarbeit der anderen Mittelfeldspieler sowie Okotie oder gar Sukuta-Pasu, welche den Raum um diesen Viererblock sicherten.

Der ballnahe Außenverteidiger war schließlich jener Akteur, der die gegnerischen Flügel bedrängte und dabei von seinen Mittelfeldspielern unterstützt wurde. Theoretisch entsteht dadurch natürlich ein großes Loch zwischen den Außenspielern und den zentralen Akteuren, doch dies wurde von den Rapidlern nur unzureichend gespielt – erst beim schwachen Herausrücken beim 2:1 zeigten die Grazer die überaus einfache Verwundbarkeit einer solchen Anordnung.

Ansonsten hatte Rapid aber Probleme, weil sie nicht in diese Halbräume kamen. Wenn sie auf Außen gepresst wurden, suchten sie die Flanke, den Rückpass oder den Abschluss, wodurch Sturm dann wieder verschieben und diese Lücke zusperren konnte.

In dieser Situation sehen wir, was das Problem war – Burgstaller schloss ab, anstatt den Pass auf den Nebenmann zu spielen. Dieser hätte gleich zwei Spieler ins Loch schicken können oder eben selbst, aber aus besserer Position, abschließen können. Ein Schuss von Burgstaller war hierbei die schlechteste Idee von jenem, lediglich eine Flanke wäre wohl ähnlich harmlos gewesen.

Auch nach dem 2:1, wo Rapid letztlich Ball und Raum dominierte, wurden sie nur ansatzweise gefährlich. Sturm positionierte sich nun aufgrund der höheren Anzahl an offensiven Gegenspielern gezwungenermaßen breiter, behielt aber die formative Anordnung über weite Strecken bei. Rapid bespielte hierbei die Räume nur selten auf höchstem Niveau. In jener Situation wäre es abermals ein Querpass und dann ein schneller Lochpass, welcher für Probleme gesorgt hätte.

Rapids Stürmer bewegte sich hierbei sogar gut, er hätte entweder sich freigelaufen und dann eine gefährliche Flanke schlagen können, oder Raum für seinen Nebenmann aufgemacht. Letztlich war es aber eben jener Aspekt, der in diesem Spiel am meisten abging: Dynamik im Kombinationsspiel und in der Offensive.

Fazit

Kein berauschendes Spiel von beiden Seiten. Rapid hatte mehr vom Ball, während Sturm in der Anfangsphase die bessere Mannschaft war. Große Chancen konnten sich die beiden aber nicht erspielen, letztlich gab es auf beiden Seiten fünf Schüsse auf das gegnerische Tor, welche die Grazer etwas besser nutzten.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert