Dare Vrsic streifte beim Auswärtserfolg gegen den Wolfsberger AC erstmals in der tipp3 Bundesliga das Trikot der Wiener Austria über. Der 27-jährige Slowene ist... Durchschnittlich, aber mit Luft nach oben: Welche Rolle spielt Dare Vrsic mittelfristig im Stöger-Konzept?

Dare Vrsic streifte beim Auswärtserfolg gegen den Wolfsberger AC erstmals in der tipp3 Bundesliga das Trikot der Wiener Austria über. Der 27-jährige Slowene ist die große neue Hoffnung für das offensive Kreativspiel der Veilchen, doch seinen Platz in der Mannschaft hat er aus verschiedenen Gründen noch nicht gefunden.

Letzte Saison erzielte Vrsic 27 Pflichtspieltore für Olimpija Ljubljana, wurde mit 22 Ligatoren slowenischer Torschützenkönig. Auch die Austria schockte er im Europacup mit zwei Toren, die seinem damaligen Arbeitgeber später aber nichts brachten – Ljubljana schied aus. Vrsic bestach stets mit toller Schusstechnik, gutem Passspiel und starken Standardsituationen. Bei Olimpija kam er hauptsächlich auf der offensiv-zentralen Mittelfeldposition in einem 4-4-2 zum Einsatz. Seltener praktizierte das Team ein 4-3-3- oder ein 4-2-3-1-System. Nur in Ausnahmefällen spielte Vrsic im rechten Mittelfeld, sehr selten auch im linken Mittelfeld.

Kein Platz für Vrsic an den violetten Flügeln

In Wolfsberg lief die Austria in einem etatmäßigen 4-3-3 auf, in dem Jun und Gorgon die Flügeln beackern sollten. Dies taten sie durchaus erfolgreich: Jun erzielte das entscheidende 1:0 und Gorgon zählte zu den besten Spielern auf dem Platz. Angesichts dessen, dass Trainer Peter Stöger auch noch Simkovic und Stankovic auf der Bank hat, könnte man seine Entscheidungssituation auf diesen Positionen als Luxusproblem bezeichnen. Vrsic könnte ebenfalls auf diesen Positionen zum Einsatz kommen, bekam aber zumindest im Auswärtsspiel beim WAC eine andere Rolle aufgetragen. Mit den an diesem Tag schwachen Defensivspielern Mader und Holland spielte er hinter der Offensivdreierreihe der Austria.

Flügel bedächtiger, Vrsic offensiver – back to 4-2-3-1?

Es bleibt abzuwarten, wie die Austria in Heimspielen agiert. Das zuletzt gezeigte 4-3-3 ist in der Zentrale stabil, allerdings durch Diagonalpässe und schnelle Seitenwechsel in die Tiefe anfällig auf Konter. In Heimspielen wäre dasselbe System, nur mit Vrsic auf einer deutlich offensiveren Position denkbar. Dies käme dann aufgrund der Höhe von Vrsics Spiel weniger einem 4-2-1-3-System gleich, wie es etwa in den Niederlanden von einigen Teams gespielt wird, sondern wieder dem typischen 4-2-3-1, wie man es auch aus heimischen Gefilden bestens kennt.

Durchschnittliche Pass- und Zweikampfwerte

Dem Spiel des Dare Vrsic würde eine etwas offensivere Position bei bedächtigerem Spiel seiner Nebenakteure am Flügel entgegenkommen. Gegen Wolfsberg hatte Vrsic 59 Ballkontakte und brachte 85% seiner Pässe an den Mann (29:5). Dies sind für einen Kreativspieler auf einer etwas fremden Position und angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Auswärtsspiel handelte, durchschnittliche Werte. Selbiges gilt für seine Zweikampfbilanz: 55% der Duelle Mann gegen Mann konnte der Slowene für sich entscheiden (5:4).

Wenig überraschend: Liendl und Vrsic mit selber Statistik

Damit ähneln seine statistischen Werte allesamt denen von Wolfsberg-Regisseur Michael Liendl, sind prozentuell-tendenziell beinahe ident. Auch die Torschussstatistiken der beiden Mittelfeldspieler sind dieselben (4 Torschüsse, 1 Torschuss-Assist). Diese Tatsachen sind grundsätzlich keine Überraschung: Vrsic ist definitiv der komplettere Fußballer als Michael Liendl, spielte dafür für das Auswärtsteam und auf einer etwas tieferen Position. Es ist ihm daher zu verdenken, dass er den Kreativspieler des Heimteams statistisch nicht in den Schatten stellen konnte.

Für und Wider eines offensiveren Vrsic

Allerdings war das Passspiel Vrsics von einfachen Zuspielen geprägt – der Grund dafür ist, dass seine Feldposition oft zu weit hinter der Spitze lag. Dies wiederum ist auf das 4-3-3 zurückzuführen. In einem 4-2-3-1 hätte Vrsic aktiver am Offensivspiel teilnehmen können. Das wiederum hätte drei Resultate zur Folge gehabt:

  • Roland Linz wäre mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit 13 Ballkontakten auf der 9er-Position verhungert, sondern wäre stärker ins Spiel eingebunden gewesen.
  • Vrsic hätte auf einer etwas offensiveren Position ein markantes Loch in der zentralen Offensive stopfen und mehr Key Passes spielen können. Stattdessen suchte er eher Zuspiele in die Breite, weil die weiten Pässe oft zu schwierig/riskant gewesen wären.
  • Die Austria wäre bei Wolfsberger Kontern noch anfälliger geworden.

Vrsic ein „fluider 8er“ oder ein „klassischer 10er“?

Die erste Partie beim Aufsteiger ist natürlich eine Roulette-Situation. Kaum jemand konnte wissen, wo der WAC steht und wie sich neue Spieler wie Polverino oder Liendl im Team einordnen würden. Daher war die „Sicherheitsvariante“ mit Vrsic auf einer tieferen Position legitim – aber wie seine beteiligungstechnischen Statistiken zeigen, hat er seine Position damit noch lange nicht gefunden. Statt eines „fluiden 8ers“ könnte Vrsic auch als mehr oder weniger „klassischer 10er“ in einem leicht veränderten System auflaufen, was auf das gesamte Spiel der Austria offensiv positive Auswirkungen hätte – und defensiv unklare. Die nächsten Spiele werden zeigen, „was“ Dare Vrsic wirklich ist und welche Rolle er im mittel- bis langfristig noch nicht ganz aufgedeckten Konzept von Peter Stöger spielen wird.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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