Effizient und stabil: Mattersburg schlägt die Admira mit 3:0
Bundesliga 2.Dezember.2012 Rene Maric 1
Die Mattersburger empfingen mit der Admira eine ungemein umschaltstarke Mannschaft, die aber in den letzten Wochen ihre Effektivität verloren hatte. Trainer Dietmar Kühbauer stellte die einstige Überraschungsmannschaft um, würfelte nicht nur die Aufstellung durcheinander, sondern schraubte auch an der Formation und dem System. Die Mattersburger schienen gut vorbereitet und es entstand eine von langsamen Aktionen und unbespielten Räumen geprägte Partie.
Die Systemumstellung der Admira in der Theorie
Die Admira begann nicht in ihrem klassischen 4-4-2-System, sondern wollte mit einem 4-1-4-1 eine neue Komponente ins Spiel bringen. Mit Bernhard Schachner und Lukas Thürauer in der Mitte hatten sie einmal mehr eine offensive Paarung, die aber nach einigen schlechten Erfahrungen in dieser Saison stärker abgesichert werden sollte. Darum installierte Dietmar Kühbauer einen freien Sechser hinter diesen beiden, nämlich Kapitän Richard Windbichler, einen gelernten Innenverteidiger.
Das 4-1-4-1 hat gewisse Vorzüge und gewisse Nachteile gegenüber dem System mit zwei Viererkette und zwei Stürmern. Ein großer Punkt ist die mangelnde Präsenz im Pressing auf die gegnerischen Innenverteidiger, wodurch die Sechser auch unter dem höheren Druck durch den zusätzlichen Mann im Mittelfeld einen sicheren Pass spielen können. Zwar geht dieser in die defensiven statt die offensiven Halbräume, aber das Pressing mit folgendem Umschaltspiel der Admira wird effektiv umgangen.
Ein weiteres Problem ist auch, dass die Admira es gewohnt war, mit zwei klaren Spitzen zu agieren und diese bespielen zu können. Sie hatten dann zwei Referenzpunkte, welche gemeinsam kombinieren und den Ball halten konnte, wodurch die Sechser nicht nur einfachere Pässe anbringen, sondern auch effektiver nachrücken konnten. Mit nur einem Stürmer konnte dieser besser abgedeckt werden, was problematisch war. Das Umschaltspiel der Admira klappte kaum, was letztlich dafür verantwortlich war, dass sie in neunzig Minuten nicht einen einzigen Torschuss hatten.
Das Spiel der Mattersburger
Wirklich konstant Gefahr versprühten aber auch die Mattersburger nicht. Sie spielten einmal mehr in ihrem 4-4-2-System, in welchem Patrick Bürger mit Ilco Naumoski das Sturmduo bildete. Dabei bewegte sich Naumoski wie üblich etwas tiefer und interpretierte seine Position spielgestalterischer, während die Flügelstürmer für Flanken wie auch diagonale Laufwege verantwortlich waren. Thorsten Röcher und Alois Höller auf den Seiten sollten die gegnerischen Außenverteidiger offensiv ausschalten und defensiv fordern, was Höller mit immerhin zwei Vorlagen nach Flanken gelang.
Keine schlechte Ausbeute, möchte man meinen, drei Tore gegen die Admira. Allerdings war dabei ein Elfmeter dabei, zwei Mal die – taktisch durchaus richtige – Flanke auf den kopfballstarken Bürger, allerdings hatte Mattersburg im Endeffekt nur fünf Schüsse auf das Tor. Für die sehr lange Zeit in Überzahl ist das zu wenig, denn mit einem Mann mehr hätten sie die numerische Überzahl kombinatorisch ausspielen müssen. Dies geschah jedoch selten.
Kaum Verbindungen
Ein Problem war, dass der Offensivgang nur beschränkt ablief. Die Geschwindigkeit, Intensität und Spieleranzahl im offensiven Umschalten war nie am Maximum, was auch daran lag, dass man vermutlich großen Respekt vor den Gegenkontern der Admira hatte. Diese hätten die offene Formation attackieren und mit ihren Flügelstürmern schnell bespielen können, wovor man sich natürlich schützen wollte.
In dieser Grafik sehen wir, wie so etwas dann abläuft. Höller erhielt den Ball auf rechts von Naumoski und war auf sich alleine gestellt. Ein Rückpass wäre möglich gewesen, aber dann hätte die Admira unter Umständen Zugriff erhalten oder sich zumindest kompakt anordnen können.
Höller wurde auch nicht hinterlaufen oder ähnliches, wodurch er nicht eine Kombinationsmöglichkeit hatte. In gewisser Weise war es also ein Unterzahlangriff, welcher das Prinzip des Dreiecksspiels mit zwei Anspielstationen in jeder Situation ad absurdum führt. Höller zog dann in die Mitte, suchte den freien Raum und schloss aus der Distanz ungefährlich ab.
Dennoch gab es auch positive Aspekte bei den Mattersburgern.
Defensive
Sie ließen nicht nur dank der Überzahl in der zweiten Hälfte kaum Chancen zu, sondern waren auch im Spiel elf gegen elf stabil in der Abwehr. Dabei hatten sie im Normalfall ihre positionsorientierte Spielweise, übten diese aber weniger starr aus und verteidigten nach der Überzahl raumorientierter.
In dieser Grafik kann man schön erkennen, dass sie weit auf die Seite verschoben und die Mitte verwaisen ließen. Die Grundformation im 4-4-2 ist hier kaum erkennbar. Nach der Führung spielte man offensiver und defensiv versuchte das Mittelfeld die ballführenden Gegner schnell unter Druck zu setzen und abzudrängen. Lediglich die Abwehr agierte weiterhin konstant positionsgebunden und dadurch entstanden solche Gebilde wie hier, wo das Mittelfeld kollektiv extrem weit auf eine Seite verschob und auch die ballfernen Akteure weit einrückten.
Offensiv konzentrierten sie sich dann auf Konter, wo sie die wegen des Rückstands offensivere Orientierung der Außenverteidiger Admiras bespielen wollten. Extrem weite Räume waren somit offen, die sowohl für Läufe auf der Außenbahn als auch für Flanken aus dem Halbfeld hinter die verbliebenen Verteidiger bespielt werden konnten. Letztlich war dies aber kein spielentscheidender Faktor mehr – die Admira hatte das Spiel bereits zuvor wegen mangelnder Geschwindigkeit im Umschaltspiel, der sicheren Spielweise der Admira und der roten Karte mit Elfmeter verloren.
Fazit
Kein gutes Spiel von beiden Seiten, aber die Mattersburger waren etwas präsenter und konnten mit der Überzahl letztlich sämtliche Angriffe der Admira abwürgen. Sie konzentrierten sich auf eine defensivstabile Haltung und wurden letztlich dafür belohnt, indem sie mit relativ simplen Mitteln, einer effizienten Spielweise und Souveränität zu einem klaren Sieg kamen. Der Abwärtstrend der Admira geht nun weiter, die Mattersburger konnte ihrem zumindest kurzzeitig entgegenwirken.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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