Ein Funken Hoffnung im Abstiegskampf: Wacker Innsbruck entführt drei Punkte aus Ried
Bundesliga 14.April.2014 Rene Maric 0
Beide Mannschaften brauchten in dieser Partie einen Sieg. Die SV Ried benötigte die drei Punkte, um noch eine kleine Chance auf Platz 3 zu bewahren, wo sich zurzeit die Wiener Austria befindet und die Grödiger ebenfalls mitmischen. Wacker hingegen wollte sich noch eine kleine Restchance auf den Klassenerhalt wahren. Dies gelang ihnen auch, da sie überraschend und etwas glücklich auswärts in Oberösterreich mit 2:1 gewannen. Die Chancenverwertung der Rieder in der ersten Halbzeit, sowie die Art wie sie ihre Chancen generierten, waren dabei die Hauptfaktoren, die diese Überraschung ermöglichten. Allerdings zeigten sich die Innsbrucker defensiv auch formverbessert.
Wacker spielt kompakt und versperrt die Mitte mit viel Aktivität
Gegen den Ball formierten sich die Innsbrucker in einem 4-4-2. Die beiden Stürmer agierten dabei eng am eigenen Mittelfeld, die Sechser rückten immer wieder heraus und auch die Innenverteidiger bewegten sich vereinzelt mannorientiert in den defensiven Zwischenlinienraum. Zentral waren die Gäste dadurch sehr kompakt, ließen nur wenige Zuspiele in die eigene Formation zu und konnten bei Pässen in das Mittelfeld mit viel Dynamik gegen den Ball arbeiten. Die Rieder zirkulierten den Ball darum sehr tief in der eigenen Hälfte und griffen vorwiegend über die Flügel an.
Die Innviertler lassen sich abdrängen
Über 60% Ballbesitz hatten die Hausherren, weil sie schlichtweg ihr ganz eigenes Spiel – das überfallartige Attackieren über die Seiten und Halbräume im Umschaltmoment – nicht aufziehen konnten. Wacker ließ ihnen im Aufbauspiel viel Raum, teilweise liefen sie nicht einmal die Innenverteidiger der Rieder an und ließen die Gastgeber mit der Abwehr bis nahe an die Mittellinie aufrücken. Erst dort pressten sie dann die gegnerischen Innenverteidiger.
Ried tat sich mit diesem vielen Raum und der gegnerischen Passivität im ersten Drittel schwer. Sie fanden kaum Passoptionen ins zentrale Mittelfeld und ließen stattdessen den Ball oft mit den Abwehrspielern zirkulieren, ohne nach vorne zu spielen. Darum entstand auch der hohe Anteil am Ballbesitz. Der Effekt wurde noch stärker, weil die Rieder immer einen Mittelfeldspieler nach hinten zwischen oder neben die Innenverteidiger abkippen ließen.
Meistens war dies Hinum, der sich zurückbewegte.
Wacker konterte dies aber mit gutem mannorientierten Verfolgen; wenn Hinum etwas zurückging, wurde er verfolgt, kippte er jedoch gänzlich in das Verteidigungsband zurück, dann zog sich sein Gegenspieler zurück und sicherte wieder das Innsbrucker Mittelfeld. Allerdings hatten die Rieder durchaus einige Chancen.
Chancenquantität statt Chancenqualität
Das Abkippen der Rieder wurde meistens so gehandhabt, dass sie im ersten Drittel den Ball sicher zirkulierten, die Außenverteidiger weit nach vorne schoben und es viele lange Bälle gab. Diese wurden diagonal nach vorne gespielt oder kamen über die Außenverteidiger und Flügelangriffe in die gegnerische Hälfte. Dort versuchten die Rieder mit schnellen Kombinationen durchzubrechen, aber sie hatten letztlich sehr viele Flanken, Distanzschüsse und Halbchancen, welche nur ansatzweise für Gefahr sorgten. Jedoch hatten sie deutlich mehr davon als die Innsbrucker; allerdings weniger gefährliche Abschlüsse pro Minute in Ballbesitz.
Alle 6,9 Minuten kam Ried auf einen Abschluss aus der sogenannten „Danger Zone“ (der Raum zentral und leicht seitlich vor dem Tor bis knapp hinter den Strafraum), bei Wacker dauerte es nur 5 Minuten. Wegen des höheren Ballbesitzes hatte Ried zwar in absoluten Zahlen einen Vorteil (8:7), doch Wacker griff schneller an. Zwar gab es nur einige Angriffe, aber was durchkam, wurde auch gefährlich.
Ried verhindert die meisten Chancen für Wacker, doch lässt einige andere Chancen zu
Die Innsbrucker spielten überaus direkt nach vorne. Oftmals gab es nach einer Balleroberung einen Querpass auf einen Spieler mit freiem Sichtfeld nach vorne, woraufhin sofort ein langer Ball in die Spitze folgte. Sehr viele davon fingen die Rieder zwar direkt ab, aber immer wieder kamen einzelne lange Bälle durch. Beim Führungstor der Innsbrucker, welches letztlich auch spielentscheidend war, da es ihnen auch taktisch in die Karten spielte, gab es nur zwei Pässe.
Der erste Pass war ein langer vertikaler Ball hinter die Abwehr der Rieder. Der Innsbrucker Stürmer dreht sich in den Gegner hinein und drängte den Rieder Verteidiger vom Ball weg. Mit einem Sprint erwischte er den Ball und spielte dann direkt in die Mitte, wo es dann zum erfolgreichen Abschluss kam. Zwei Pässe, ein paar Sekunden und Rieds Abwehr wurde ausgespielt. Diese langen Bälle hinter die Abwehr waren aber auch weitestgehend das Einzige, was Wacker erfolgreich spielte. Ried formierte sich defensiv eigentlich gut im 4-2-3-1/4-4-1-1, presste ebenfalls dynamisch und ließ kaum Kombinationen zu. Auch bei ihnen rückte der Sechser nach vorne.
Dennoch hatten sie wegen der Innsbrucker Spielweise kaum Balleroberungen für Kontern – und wenn sie diese hatten, spielten die Gäste sehr gut gegen diese Ballverluste.
Innsbruck mit Gegenpressing, um Konter abzuwürgen
Nach Ballverlusten gab es bei Wacker sofort Gegenpressing. Die Konterversuche der Rieder wurden dadurch teilweise sofort unterbrochen, weil sie nicht direkt kontern konnten. Stattdessen spielten sie wegen des Drucks meistens nach hinten oder zur Seite, wodurch die Abwehr der Innsbrucker sich wieder formieren konnte. Wegen dieses Mangels an direktem Spiel nach vorne im offensiven Umschaltmoment konnten die Rieder ihre schnellen Konter kaum spielen, die Dynamik ging verloren und Innsbruck stand mehr oder weniger stabil. Dieser Aspekt war im Verbund mit der tiefen und kompakten Spielweise der entscheidende Faktor für den Sieg der Innsbrucker. Ihre gute Strafraumverteidigung verhinderte noch mehr Chancen für Ried, wie diese Grafik zeigt:
Fazit
Alles in allem war es ein etwas glücklicher Sieg für die Innsbrucker, welche lange Zeit die schwächere Mannschaft waren. Ried hatte zwar viele Halbchancen, insbesondere nach vielen Flanken und Ecken (12 bzw. 7), konnte aber die Instabilität der Innsbrucker in Halbzeit Eins nicht ordentlich bespielen. Dazu kamen die vielen Fouls von Wacker (23), welche das Offensivspiel der Rieder unterbanden. Man ließ zwar trotzdem mehr gefährliche Chancen zu (alleine fünf aus einer zentralen Position innerhalb des Strafraums, Innsbruck selbst kam auf vier), doch dank der zweiten Halbzeit ist der Sieg womöglich sogar verdient.
René Maric, www.abseits.at
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