Mit einem souveränen 2:0-Heimsieg über den SV Mattersburg zog Rapid am Dienstagabend ins österreichische „Finalplayoff“ um einen Europacupplatz ein, wo nun der SK Sturm... Ein Hauch von Rapid…

Mit einem souveränen 2:0-Heimsieg über den SV Mattersburg zog Rapid am Dienstagabend ins österreichische „Finalplayoff“ um einen Europacupplatz ein, wo nun der SK Sturm Graz wartet. Die Art und Weise des grün-weißen Auftritts macht nicht nur Hoffnung, sondern auch Lust auf mehr!

Die erste halbe Stunde des Heimspiels gegen Mattersburg war das Beste, was Rapid in dieser Saison gespielt hat – ein spätes Highlight sozusagen. Abgesehen von richtig starken Individualleistungen funktionierte Rapid auch im Kollektiv. Die Kühbauer-Elf verkörperte über weite Strecken das, was man eigentlich immer von Rapid sehen möchte.

„Kapitänsreife“ Leistung von Schwab

Für diese deutliche Verbesserung gab es verschiedene Gründe – angefangen beim Herzstück einer jeden Mannschaft: Der Doppelsechs bzw. Doppelacht. Stefan Schwab steht bei den Fans seit längerer Zeit in der Kritik und seine Leistungen litten in der Vergangenheit immer wieder an der hohen Spielfrequenz. Gegen Mattersburg zeigte er aber eine äußerst beherzte Leistung, bei der schlichtweg alles passte: Zug nach vorne, Spielwitz, tolle Pässe und vor allem ein durchwegs hohes Tempo, ohne die sonst häufig markanten Leerläufe. So war Schwab auch im Gegenpressing ein zentraler Akteur für die Hütteldorfer und ein wichtiger Verbindungsmann zwischen Defensive und Offensive.

Grahovac wird immer wichtiger

Erleichtert wurde sein Leben vor allem durch die Top-Leistung seines Nebenmanns Srdjan Grahovac, der immer mehr zum umsichtigen Krieger im defensiven Mittelfeld avanciert. Der Bosnier präsentierte sich nicht nur gewohnt zweikampfstark, sondern reift auch immer mehr zum Architekten, dessen Passspiel nun – anders als in seiner ersten Zeit bei Rapid – mutiger und vor allem in der Tiefe strukturierter ist.

Starke erste Pressingreihe

Aber auch sämtliche Vorderleute trugen ihren Teil zum explosiven Spiel Rapids bei. Die Flügel Murg und Schobesberger gingen enorm energisch ins Pressing, hielten das Tempo hoch und packten vor allem ihre großen Qualitäten im Spiel ohne Ball bei eigenem Ballbesitz aus. Mit dem technisch beschlagenen und im Pressing abwartender agierenden Knasmüllner und dem schwer zu verteidigenden und zugleich gut ausweichenden Badji ergab sich ein Gespann, das dem Gegner vor allem in der ersten Viertelstunde jeden halbwegs strukturierten Aufbauversuch verunmöglichte.

Brillanter Müldür

Hinzu kamen außerdem Topleistungen der beiden Außenverteidiger: Bolingolis Offensivdrang stellte Mattersburg vor Probleme, aber Müldürs bisher beste Partie für Rapid hinterließ die Burgenländer vollkommen ratlos. Der junge Austro-Türke bereitete beide Treffer vor, zeigte sich technisch und läuferisch von seiner besten Seite und war am Ende wohl getrost als individuell bester Mann am Platz zu bezeichnen.

Extrem bissig im Pressing

Am Ende des Tages war dennoch das Team der Star: Rapid griff gemeinsam an, verteidigte gemeinsam und zog endlich ein mannschaftlich geschlossenes, extrem aggressives Pressing auf, das in dieser Form für jeden heimischen Gegner schwer zu umspielen wäre. Über einen 0:3- oder 0:4-Pausenrückstand hätte sich der SV Mattersburg nicht beschweren dürfen.

Zu wenige Tore…

Etwa eine Stunde lang hielt Rapid das hohe Tempo aufrecht, um in der letzten halben Stunde einen Gang zurückzuschalten. Konterchancen ergaben sich zwangsläufig, wurden aber zum Teil leichtfertig vergeben. Dies sollte der einzige Kritikpunkt am mannschaftlich engagierten Auftritt Rapids sein. Eine konstantere, gefestigtere Mannschaft hätte den Mattersburgern an diesem Tag einige Treffer mehr eingeschenkt.

…aber ausreichend Chancen

Kühbauer erklärte in der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass es ihm wichtiger sei, dass seine Mannschaft Torchancen kreieren kann. Damit hat der Coach absolut Recht, denn wenn der kämpferische Auftritt Rapids gegen Mattersburg die Basis für jedes Rapid-Spiel ist, kommen die zusätzlichen Tore ohnehin von alleine. So bleibt unterm Strich mal wieder die alte Frage, die man sich im Weststadion nach starken Spielen immer stellt: „Warum eigentlich nicht immer so giftig?“

Mit dieser Leistung klappt’s auch gegen Sturm

Es war definitiv ein Hauch von Rapid, der am Dienstagabend durch Wien-Hütteldorf wehte. Jetzt heißt es nachlegen. Im Heimspiel gegen den SK Sturm Graz geht es um eine gute Ausgangsposition für das allesentscheidende Rückspiel in Graz-Liebenau. Sturm wird Rapid definitiv mehr entgegensetzen als der SV Mattersburg, aber wenn Rapid dasselbe Pressing und Tempo aufziehen kann wie gegen die Burgenländer, sollte auch gegen den schwächelnden SK Sturm nichts schiefgehen.

Eine Unserie muss beendet werden

Die Statistik spricht allerdings für die Grazer, die sich zuletzt zu einem echten Angstgegner der Grün-Weißen mauserten. Seit nunmehr zwei Jahren konnte Rapid nicht mehr gegen Sturm gewinnen. Das 1:0 vom 21.Mai 2017 war der einzige Sieg über die Blackies im Weststadion und auch der einzige in den letzten elf direkten Duellen. In der laufenden Saison gab es zwei Remis: Ein 0:0 in Wien und ein 1:1 in Graz, was Rapid im Playoff um Europa für einen Startplatz reichen würde…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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