Zoran „Zoki“ Barisic spielte dreieinhalb Jahre – von Juli 1993 bis Jänner 1997 – für Rapid. Als Trainer kennt er hingegen gar nichts anderes... Ein Jahr Rapid-Cheftrainer Zoki Barisic – Was bleibt? Was kommt?

Zoran Barisic (SK Rapid Wien)Zoran „Zoki“ Barisic spielte dreieinhalb Jahre – von Juli 1993 bis Jänner 1997 – für Rapid. Als Trainer kennt er hingegen gar nichts anderes als Grün-Weiß. Vor fast genau einem Jahr, am 17.04.2013, bekam der 43-Jährige die höchste Aufgabe des Trainersektors zugeteilt – jene des Cheftrainers. 50 Spiele später analyisert Pascal Günsberg für abseits.at Jahr Eins.

Im September 2006, ein Jahr nach seinem Karriereende beim SC Eisenstadt, wechselte der Wiener in die Trainerbranche. Er wurde Co-Trainer von Peter Pacult, holte mit diesem in 115 Spielen 2008 auch einen Meistertitel. Im Juni 2009 musste Barisic auf Pacults Wunsch diesen Job aufgeben und zurück in die dritte Reihe rücken. Als Individualtrainer kümmerte er sich zwei Jahre lang um Rapids U18 und hatte so schon einige von Rapids heutigen Kampfmannschaftsspielern unter seinen Fittichen. Ab April 2011 übernahm der langjährige Wacker Innsbruck-Spieler interimistisch den Cheftrainerposten der Kampfmannschaft und holte in zehn Spielen jedoch nur vier Siege, weshalb Peter Schöttel übernahm. Barisic rückte derweilen wieder eine Reihe zurück und wurde Cheftrainer der Rapid Amateure. Fast genau zwei Jahre nach seinem erstmaligen Kurzaufritt als Cheftrainer, wurde er wieder zur Kampfmannschaft befördert. Am 17.04.2013 folgte „Zoki“ Barisic Peter Schöttel nach und wurde auch über den Sommer hinaus mit einem Ein-Jahres-Vertrag ausgestattet. Die nun anstehende Verlängerung von diesem scheint nur mehr Formsache zu sein.

Mittelprächtige Bilanz, viele Serien

Nicht nur ein Jahr, sondern auch exakt 50 Spiele sind seitdem vergangen. 21 von diesen gewann Rapid, 13 Mal gingen die Grün-Weißen als Verlierer vom Platz und gar 16 Mal gab es keinen Sieger, was einem Punktschnitt von 1,58 Punkten pro Spiel entspricht. Auch für Serien wurden die Hütteldorfer bekannt. Zum heurigen Saisonstart blieb Rapid in den ersten sechs Meisterschafts- und internationalen Quali-Runden ungeschlagen, von Anfang Oktober bis Anfang Dezember wurde dies nochmals getoppt, als man in Folge in sieben Ligaspielen und vier Begegnungen der Europa League-Gruppenphase ungeschlagen blieb (fünf Siege, sechs Unentschieden)  – direkt im Anschluss waren jedoch drei Niederlagen in Serie die Folge. Die negativste Serie unter Barisic kam direkt nach der Besten. Am Weg zu einer neuen Positiv-Bestmarke ist Rapid momentan unterwegs: Sieben Spiele in Folge ungeschlagen, zudem ist Tormann Jan Novota seit 612 Minuten unbezwungen und stellte so einen neuen Klubrekord auf.

Steckenpferd junge Spieler

Der slowakische Torhüter machte in der Ära Barisic wohl den größten Sprung nach vorne und durchlebte eine nahezu unerwartete Leistungssteigerung. Von den 30 verschiedenen von Barisic eingesetzten Spielern ist Jan Novota der Dauerbrenner. Er, sowie Christopher Trimmel, absolvierten 49 der 50 Spiele. Auf Platz Drei liegt bereits Louis Schaub (19 Jahre, 46 Spiele), knapp dahinter der ein Jahr ältere Marcel Sabitzer mit 44 Spielen. Es gehört zur Philosophie des früheren Mittelfeldspielers junge Spieler einzubauen und heranwachsen zu lassen. Brian Behrendt feierte unter „Zoki“ im Juli 2013 sein Debüt, absolvierte inzwischen aber bereits gar 37 Pflichtspiele für Grün-Weiß. Auch Lukas Denner und Samuel Radlinger feierten ihre Bundesliga-Debüts,  noch mehr als Aushängeschilder für den grün-weißen Weg der jungen Generation gelten Lukas Grozurek, Dominik Starkl, der von einer Verletzung gestoppte Dominik Wydra und Mario Pavelic.

Dynamik, Geschwindigkeit und Rotation

Ältere Spieler haben es unter dem einfachen österreichischen Teamspieler schwerer, ein Lied davon kann Branko Boskovic singen. Auch Steffen Hofmann verlor während seiner Formschwankungen seinen Fixplatz, was sich die Vorgänger Barisics nicht trauten. Der 43-Jährige pflegt eine schnelle, dynamische Spielauslegung und ist ein Freund des raschen Umschaltspiels, was zumeist in einem 4-3-3-System klappen soll. Um dieser Dynamik gerecht zu werden, benötigt es oft junger Spieler. Oft, wenn Terrence Boyd, der unter Barisic in 37 Spielen 15 Tore erzielte und somit der Topscorer ist, nur auf der Bank sitzt, beginnt Rapid gar ohne wirkliche Sturmspitze. So stehen mit Sabitzer, Alar und Burgstaller zwar genügend Offensivspieler am Feld, die Position der Sperrspitze wird dennoch abwechselnd aufgeteilt. Defensiv agiert vor der Viererkette mit Petsos ein wahrer „Sechser“, neben ihm meist ein „Achter“, selten, aber doch auch ein weiterer „Sechser“. Die Außenverteidiger sind angehalten aufzurücken und ihren Vorderpart zu überlaufen, zeitgleich lässt sich bei Ballbesitz Petsos oft in die Abwehrreihe zurückfallen und bildet so mit den Innenverteidigern eine Dreierkette – frei nach dem Vorbild des FC Barcelona bzw. in Österreich Peter Stöger.

Probleme gegen die Nachzügler

Doch nicht alles, was Gold ist, glänzt auch. Anders als früher passten zuletzt zwar vermehrt die Ergebnisse, dafür weniger die spielerischen Leistungen. Der WAC und Wiener Neustadt wurden jeweils 3:0 besiegt, mit etwas Pech hätte dies auch in einem Unentschieden enden können, speziell gegen Erstere. Gegen die vermeintlich stärkeren Gegner wie Red Bull Salzburg (Bilanz: 1 Sieg, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen) oder die Wiener Austria (Bilanz: 3 Siege, 2 Unentschieden, keine Niederlage) tut sich die Barisic-Elf leichter als gegen die wohl Schwächeren. Der WAC wurde erst im fünften Anlauf erstmals besiegt, gegen Grödig benötigt es sonntags den bereits vierten Anlauf. Auch die Admira gilt mit einem Sieg, einem Unentschieden und zwei Niederlagen gegen sie nicht gerade als Lieblingsgegner für „Zoki“. Zwar setzt man sich gegen diese Klubs oft in der gegnerischen Hälfte fest, ein Rezept gegen den tiefstehenden Gegner ist dennoch nicht vorhanden und basiert mehr auf Glück. So werden diese Spiele oft zu einer eher langweiligen Gähnnummer.

Die Zukunft mit der Klausel

Der Weg Rapids scheint aber zu stimmen und so kommt es wenig verwunderlich, dass eine Verlängerung des Vertrags eine Frage der Zeit scheint. Laut einem Bericht der Kronen Zeitung wird in diesen neuen Vertrag auch eine bereits vom Erzrivalen bekannte Klausel eingebaut: Der Kontrakt soll sich automatisch um ein Jahr verlängern, wenn ein internationaler Startplatz erreicht wird. So erspart man sich zwar einen Vertragspoker oder öffentliche Diskussionen, doch, ob in einer Saison mit höchstwahrscheinlich fünf internationalen Startplätzen (vier über die Liga) dies alleine der Anspruch Rapids ist, sei dahingestellt. Zudem verschiebt sich der Fokus von den spielerischen Leistungen zunehmend auf die Ergebnisse. Spielt Rapid also künftig unter seinen Erwartungen, erreicht aber dennoch einen internationalen Startplatz, verlängert sich der Vertrag trotz der nicht zufriedenstellenden Leistungen. Ein Punkt, der bei der Austria beinahe den Kontrakt mit Ivica Vastic verlängert hätte. Seitdem verzichten die Violetten auf diese risikobehaftete Klausel. Rapid führt sie nun ein. Ein Experiment.

Pascal Günsberg, abseits.at

Pascal Günsberg

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