Während in Frankreich die EM läuft basteln die österreichischen Klubs an ihren Teams für die kommende Spielzeit. So tätigte der SK Rapid in der... Ein Supertalent mit körperlichen Schwächen: Was darf sich Rapid von Malicsek erwarten?

SK Rapid Wien - Wappen mit Farben_abseits.atWährend in Frankreich die EM läuft basteln die österreichischen Klubs an ihren Teams für die kommende Spielzeit. So tätigte der SK Rapid in der vorigen Woche einen äußerst interessanten Transfer. Philipp Malicsek wechselt nämlich von Admira Wacker Mödling nach Wien-Hütteldorf. abseits.at geht der Frage nach, welche Rolle der Teenager beim Rekordmeister spielen könnte.

Man habe Malicsek, so Rapid-Sportdirektor Andreas Müller, schon über einen längeren Zeitraum beobachtet und freue sich über einen mehr als vielversprechenden Spieler für die Sechserposition. Auch wenn er für die grün-weißen Ambitionen kurzfristig wohl noch nicht geschaffen ist, so kann man sich durchaus viel von ihm erwarten.

Unscheinbarer Stratege

Es gibt einige andere Teenager, die in Malicseks Alter schon für mehr Furore gesorgt haben – auch in Österreich. Seit rund eineinhalb Jahren sieht man ihn regelmäßig auf den Rasen der höchsten Spielklasse. Nachdem es so schien, als hätte er sich im Frühjahr 2015 einen Stammplatz erarbeitet, kam er im Herbst bei der Admira nur sporadisch zum Einsatz. Erst gegen Ende der Saison sah man ihn wieder öfter gegen den Ball treten.

Es kann daher durchaus der Eindruck entstehen, dass über das Talent Malicseks bereits mehr geschrieben und geredet wurde, als er es überhaupt bestätigen konnte. Dass sein Spielstil zudem ein eher unscheinbarer ist, führt gerade bei oberflächlicher Betrachtung dazu, dass man attestiert, Rapid sei mit diesem Transfer keine wirkliche Kampfansage an Red Bull Salzburg gelungen ist. Sieht man sich die Spielweise des Nachwuchsteamspielers genauer an, so erkennt man, dass er gerade im strategischen Bereich ein großes Talent ist.

Überlegte Bewegungen

Obwohl Malicsek bei der Admira spielte und diese gerade heuer einen spielerischen Fortschritt machte, dementsprechend mehr Ballbesitz hatte, ist die Anzahl seiner gespielten Pässe im Ligavergleich nur unterdurchschnittlich. Der Taktgeber im Mittelfeld und primäre Einfädler aus der Tiefe bei den Südstädtern ist nämlich Daniel Toth. Auch dessen Passspiel ist spektakulärer als jenes des Neo-Rapidlers. Malicseks Aktionen bestechen vor allem dadurch, dass sie ungemein überlegt wirken.

Malicsek bewegt sich meist nicht besonders schnell über den Platz, sondern trabt oft. Er ist aber dennoch ständig in Bewegung und ist daher meist direkt anspielbar, wenn sein Team den Ball hat, bzw. positioniert sich in der Defensive so, dass er eine potenzielle Gefahrensituation sofort entschärfen kann. In den entscheidenden Momenten kommt dann seine außergewöhnliche Handlungsschnelligkeit zum Tragen. Es scheint dann oft so als er wäre seinem Gegenspieler im Denkprozess einige Schritte voraus.

Ein Beispiel, das diese Stärke Malicseks demonstriert, ist die Entstehung des 2:0 in der 29. Runde gegen Mattersburg. Die Admira spielte im Mittelfeld einen Fehlpass, Malicsek eroberte den Ball im Gegenpressing sofort wieder. Dabei schien er schon vom Gegenspieler überspielt, fuhr aber äußerst schnell den Fuß aus und ermöglichte so das Tor. Ein anderes Beispiel, das seine Eleganz und Spielintelligenz untermauert, ist das 1:0 gegen Ried in der 31. Runde der Saison 2014/2015, als er auf engem Raum sein Sichtfeld drehte und den Treffer einleitete.

Defizite in der Physis

So tolle Anlagen Malicsek im strategischen und taktischen Bereich auch hat, ein großes und sicherlich nicht wegdiskutierbares Manko ist seine Physis. Bei einer Körpergröße von 1,78m bringt er lediglich 68kg auf die Waage. Nun kann man durchaus damit argumentieren, dass man durch eine intelligente Zweikampfführung und passendes Positionsspiel derartige Probleme minimieren kann, die Leistungsdaten Malicseks lassen diesen Schluss jedenfalls nicht zu.

Während Malicsek bei den technischen bzw. offensiven Kategorien im Vergleich mit anderen defensiven Mittelfeldspielern der Liga gut bis sehr gut abschneidet, sind seine Balleroberungszahlen stark ausbaufähig: 1,4 Tackles und 1,3 abgefangene Bälle pro 90 Minuten. Selbst wenn man sie den Werten seiner Teamkollegen gegenüberstellt um eine noch bessere Basis zu bekommen, wird dieser Eindruck nicht verbessert. So kommt Toth, der ebenfalls ein Leichtgewicht ist, beispielsweise auf 6,3 Balleroberungen pro 90 Minuten und sticht Malicsek auch bei den klärenden Aktionen aus (1,2 vs. 0,7).

Ist Malicsek Büskens-kompatibel?

Gerade aufgrund dieses Punktes war es durchaus überraschend, dass Rapid so kurz nach der Trennung von Zoran Barisic den Wechsel Malicseks bekanntgab. Zur Spielweise der letzten drei Jahren würde der elegante und ruhige Stil des Youngsters durchaus gut passen. Neo-Coach Mike Büskens stand bei seinen bisherigen Stationen hingegen vielmehr für einen Fußball, der stark von Physis und Einsatz geprägt war.

Sechsertypen, auf die der 48-jährige Deutsche in Fürth, Düsseldorf und auf Schalke setzte, sind eher Arbeiter und „Grasfresser“. Stephan Fürstner, Milorad Pekovic, Andreas Lambertz, Oliver Fink oder Jermaine Jones seien hier als Beispiele genannt. Dass Rapid mit Malicsek also die wichtige Stelle, die der Abgang von Thanos Petsos aufriss, kurzfristig nachbesetzen wird ist zu bezweifeln. Als interne Nachbesetzung wäre vielmehr Srdjan Grahovac realistisch. Der Vertrag mit dem Bosnier wurde erst kürzlich ja verlängert.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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