Ein Torschützenkönig für das defensive Mittelfeld: Michal Ordos
Bundesliga 27.Juni.2011 Stefan Karger 0
Der 28-jährige Tscheche Michal Ordos unterschrieb für ein Jahr in Kapfenberg und soll in der kommenden Saison den Abgang von Milan Fukal kompensieren. Ein gewagtes Experiment, denn der ehemalige tschechische Torschützenkönig verfügt über keinerlei Erfahrung im defensiven Mittelfeld und fühlt sich im gegnerischen Strafraum am wohlsten.
Name: Michal Ordos Nationalität: Tschechien Geburtsdatum: 27.01.1983 Geburtsort: Znaim Hauptposition: Mittelstürmer Größe: 190cm Gewicht: 81kg Starker Fuß: rechts Momentaner Verein: Kapfenberger SV Bisherige Vereine: Sokol Troskotovice, SK Mikulov, Zeman Brno, 1.FC Slovacko, Mladá Boleslav, Bohemians 1905, Sigma Olmütz
Michal Ordos wurde am 27.01.1983 in Znaim geboren und spielte als Kind zunächst bei kleinen und eher unbekannten Vereinen. Interessant ist, dass Ordos als Jugendlicher alle drei Jahre den Verein wechselte. Mit sieben Jahren gaben ihn seine Eltern in den Nachwuchs von
Sokol Troskotovice. Danach wechselte er als Zehnjähriger zum SK Mikulov, bis er drei Jahre später bei Zeman Brno unterschrieb, wo er abermals drei Jahre blieb.
BESTER TORSCHÜTZE SEINER MANNSCHAFT – UND DAS ALS JOKER
Im Jahr 1999 wechselte der damals 16-jährige Mittelstürmer zum 1.FC Slovacko wo er vier Jahre lang im Nachwuchs, beziehungsweise bei der Amateurmannschaft tätig war, bevor er seinen ersten Profivertrag bei diesem Verein unterschrieb und mit 20 Jahren sein Debüt in der Kampfmannschaft gab. Michal Ordos war auf dem Papier zunächst nur Stürmer Nummer vier und kam meist nur zu Kurzeinsätzen, in denen er jedoch seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte.
Jan Nezmar und Milan Ivana waren im Sturm gesetzt, obwohl sie gerade in dieser Saison weit von ihrer Höchstform entfernt waren. Die beiden trafen zusammen lediglich sechs Mal und so bekam Ordos immer mehr Spielzeit, auch wenn er nach wie vor lediglich als Joker in die Partie kam. Michal Ordos kam meist statt Jan Nezmar in das Spiel und absolvierte 15 Partien, in denen er fünf Tore erzielen konnte. Es war schon ein wenig kurios, dass diese fünf Treffer Michal Ordos zum besten Torschützen seines Vereins machten, denn kein anderer Spieler traf in dieser Saison öfter für den 1. FC Slovacko. Dass der Verein nicht abstieg lag daran, dass sich die Abwehr – und Mittelfeldspieler ebenfalls fleißig in die Schützenliste eintrugen, wobei kein anderer Spieler mehr als vier Treffer erzielen konnte.
Michal Ordos rechnete sich nun die besten Chancen auf einen Platz in der Startaufstellung aus. Der 1. FC Slovacko verpflichtete jedoch den ungarischen Nationalspieler Thomas Sowunmi. Sowunmi wuchs die ersten neun Lebensjahre in Nigeria auf, bis seine Eltern in das Heimatland seiner Mutter übersiedelten. Im Jahr vor seinem Wechsel nach Tschechien schoss er sieben Meisterschaftstore für Ferencváros Budapest. Beim 1. FC Slovacko traf er in der Saison 2005/06 lediglich vier Mal, spielte aber hervorragend mit Milan Ivana zusammen, dem elf Treffer glückten. Ordos spielte im ersten Halbjahr nur zwei Mal von Beginn an und kam zehn Mal als Joker in die Partie. Ihm gelang kein einziger Treffer und da er mit seiner Situation unzufrieden war drängte er auf einen Wechsel.
NEUER VEREIN – WIEDER NUR WECHSELSPIELER
In der Winterpause unterschrieb der kopfballstarke Stürmer bei Mladá Boleslav. Sein neuer Verein bekam seit 2002 finanzielle Unterstützung von ŠKODA und schaffte 2004 den Aufstieg in die höchste tschechische Spielklasse. Michal Ordos fand eine spielstarke Truppe vor, in der die Konkurrenz noch um einiges größer war, als bei seinem alten Verein. Der Klub sah Ordos als langfristiges Investment und der lange Stürmer musste sich wieder mit seiner Rolle als Joker abfinden. Mark Kulic und Jan Kysela waren im Sturm gesetzt und auch Einwechselspieler Radim Holub konnte im Angriff wesentlich mehr Akzente setzen. Mlada Boleslav erreichte in seiner ersten Saison in der Gambrinus Liga gleich den hervorragenden zweiten Platz. Die Freude von Ordos hielt sich trotzdem in Grenzen, da er nur zwei Mal von Beginn an spielte und ansonsten nur zu Kurzeinsätzen kam. In der kommenden Saison stand der Mittelstürmer überhaupt nur 169 Minuten auf dem Platz und wechselte anschließend nach Prag zu den Bohemians.
TORSCHÜTZENKÖNIG IN TSCHECHIEN
Bei den Bohemians, die seit einer Australientournee im Jahr 1927 ein Känguru im Wappen haben, konnte der hoch gewachsene Stürmer endlich Spielminuten sammeln. Ordos absolvierte insgesamt 24 Partien, wobei er 15 Mal in der Startaufstellung stand und drei Treffer erzielte. Bester Spieler seiner damaligen Mannschaft war Jan Morávek, dem der Sprung in die deutsche Bundesliga gelang.
Nach dieser Saison verpflichtete Sigma Olmütz Michal Ordos um umgerechnet 83.000 Euro und der Mittelstürmer blühte bei seinem neuen Verein richtig auf. In seiner ersten Saison schoss er in 27 Spielen neun Treffer, ein Jahr später wurde er zusammen mut Marek Kulic von Mladá Boleslav Torschützenkönig. Der ehemalige Austria-Stürmer David Lafata landete mit 11 Treffern auf Rang drei, holte sich aber vergangene Saison die Krone mit 19 Toren.
Gegen Ende der letzten Saison verlor Michal Ordos seinen Stammplatz und spielte nur selten über die gesamten 90 Minuten durch. Wenn er spielte, dann kam er bis auf eine Ausnahme immer als Stürmer zum Zug, lediglich gegen Slavia Prag spielte er in einem 4-2-3-1-System hinter der Solospitze im offensiven Mittelfeld.
FAZIT – SEINE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
Kapfenberg-Pressesprecher Markus Kubesch bestätigte auf Anfrage von abseits.at, dass Michal Ordos in der kommenden Saison im defensiven Mittelfeld spielen soll. Der gelernte Mittelstürmer soll den Abgang von Milan Fukal kompensieren, was zwar durchaus kreativ ist, aber auch gewagtes Unterfangen darstellt, da Michal Ordos auf dieser Position über keinerlei Erfahrung verfügt. Ordos ist ein klassischer Mittelstürmer, der in erster Linie von seiner starken Physis lebt. Er kann den Ball perfekt abdecken und den Ballbesitz sichern, bis seine Kollegen aus dem Mittelfeld aufrücken. Er verfügt über ein exzellentes Kopfballspiel und ist besonders bei Standardsituationen für die gegnerischen Verteidiger ein unangenehmer Gegenspieler. Trotz seiner Größe verfügt er über eine solide Technik und kann seine Mitspieler gut einsetzen. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Einstellung. Er arbeitet über die gesamten neunzig Minuten für seine Mitspieler und gibt immer hundert Prozent.
Scouts aus Tschechien gratulieren Kapfenberg zu diesem tollen Stürmer, verstehen aber nicht, weshalb er für das Mittelfeld geplant ist. Ordos wäre ein sehr guter Ersatz für Deni Alar, wird im defensiven Mittelfeld jedoch nur schwer die Erwartungen von Werner Gregoritsch erfüllen können.
Stefan Karger, abseits.at
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