Ein ungarischer Elferkiller für Red Bull Salzburg: Das ist der neue Torhüter Péter Gulácsi!
Bundesliga 10.Juni.2013 Daniel Mandl 0
Red Bull Salzburg wurde vergangene Woche erstmals auf dem Transfermarkt aktiv. Mit dem Torhüter Péter Gulácsi kommt der langjährige Keeper der ungarischen Juniorenauswahlen für vier Jahre in die Mozartstadt. In seiner jungen Karriere hat der 23-Jährige bereits einiges gelernt und gilt einstellungstechnisch nicht umsonst als gefestigter Profi, der allerdings noch mehr Matchpraxis braucht. Wir liefern ein Portrait über den ersten Neuen an der Salzach.
Gulácsi war gerade 17 Jahre alt, als er vom Amateurteam von MTK Budapest nach Liverpool wechselte. Vorerst leihweise, doch nach einem Jahr entschieden sich die Reds den Ungarn fix zu verpflichten. Nach einem halben Jahr bei den Liverpool Reserves verlieh man Gulácsi zu Hereford United, in die dritthöchste englische Spielklasse. Bei den Westengländern wurde der damals 18-jährige Keeper sofort zur Nummer Eins und bestritt in der zweiten Hälfte der Saison 2008/09 18 Ligaspiele.
Dritter bei der U20-WM 2009
Zur selben Zeit war Gulácsi bereits die klare Nummer Eins im ungarischen U19-Nationalteam. In der Sommerpause reiste der Liverpool-Torhüter mit der U20-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Ägypten, wo die Ungarn den dritten Platz holen konnten. Nach einer machbaren Gruppe mit Honduras, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten, schaltete Ungarn Tschechien und Italien aus, ehe man im Halbfinale am späteren Weltmeister Ghana scheiterte. Das Spiel um Platz Drei gewann man gegen Costa Rica im Elfmeterschießen – und zwar mit 2:0, weil Gulácsi im Shoot-Out vier Elfer hielt!
Elfmeterkiller Gulácsi
Damit sind wir schon bei der größten Stärke des 191cm großen Ungarn angekommen: Gulácsi ist ein echter Elferkiller! Bei besagter U20-WM hielt er insgesamt sieben Elfmeter – vier im Elferschießen gegen Costa Rica, drei im Elferschießen gegen Tschechien. Auch für Hereford konnte er zu diesem Zeitpunkt bereits einen Elfer entschärfen. Nachdem er im Anschluss an die U20-WM einige Monate in der Reservemannschaft Liverpools kickte, wechselte Gulácsi im April 2010 leihweise zu Tranmere, wo er bis Sommer 2011 blieb – und weitere vier Elfmeter hielt…
Gulácsis Spiel bekommt ein Gesicht
Im Frühling 2009/10 und in der Saison 2010/11 kam Gulácsi bei den Tranmere Rovers, ebenfalls in Englands dritthöchster Spielklasse, auf 19 Pflichtspieleinsätze. Währenddessen stieg er auch ins ungarische U21-Team auf. Mittlerweile konnten die englischen Beobachter Gulácsi besser einschätzen – in seinen ersten Kampfmannschaftseinsätzen im englischen Fußball sah man hauptsächlich einen körperlich „weiten“ Keeper, der optisch ein wenig Prinz William ähnelte. Nach einigen Spielen erkannte man aber auch Gulácsis geradlinige Spielweise, die sich speziell auf den Fünfmeterraum konzentriert.
Kein hochmoderner Keeper, aber grundsätzlich sicher
Der Ungar ist kein klassischer mitspielender Torhüter, sondern eher ein Keeper alter Schule. Er ist kein „Handballkeeper“, der sich mit allem was er hat in den Gegner wirft, sondern ein bedächtiger Schlussmann, der eher versucht die nächsten Schritte seines Gegenspielers vorauszuahnen. Auf der Linie ist Gulacsi vor allem deshalb stark, weil er trotz seiner recht stolzen Körpergröße sehr schnell „nach unten“ kommt und sich im Eins-gegen-Eins sehr breit macht. Eigentlich ist der ungarische Torhüter auch bei Flanken gut, allerdings fehlt es ihm noch eindeutig an Matchpraxis im „Erwachsenenbereich“.
Praxisbedingte Probleme in der Strafraumbeherrschung – und ohne Vorwarnung!
Diese mangelnde Erfahrung dürfte der Grund dafür sein, warum Gulácsi einige Situationen immer wieder falsch einschätzte und Sicherheit in der Strafraumbeherrschung vermissen ließ. Speziell während seiner Zeit bei Hull City wunderte man sich immer wieder über so manche Szene, in der der Ungar an einer Flanke vorbeisegelte – vor allem, weil man nicht selten in der nächsten Szene sah, dass er es ja doch kann. Gulácsi ist kein Torhüter, der sich leicht verunsichern lässt, aber der eine oder andere Schnitzer, speziell bei hohen Bällen, ist immer wieder mal dabei. Gulácsis Fehler zeichnen sich normalerweise nur selten ab. Er kann eine tolle Partie spielen und in der letzten Minute unglücklich danebengreifen oder an einer Flanke vorbeisegeln.
Letztes Ligaspiel an Silvester 2011
Für Hull City absolvierte er 15 Spiele in der zweiten englischen Liga – sein letztes Spiel für Hull am 31.12.2011 war auch zugleich sein bisher letztes Spiel als Keeper in einer Profi-Klubmannschaft. Gulácsi musste nach 42 Minuten verletzt raus und wurde in weiterer Folge nicht mehr an unterklassige Klubs verliehen. Das Frühjahr 2012 verbrachte er bei den Liverpool Reserves – ebenso die gesamte Spielzeit 2012/13.
Vom FC Liverpool „mitgeschleift“
In der vergangenen Saison kam Gulácsi nur auf enttäuschende 13 Spiele für die Reservemannschaft des FC Liverpool. Der Spanier „Pepe“ Reina ist nun bereits seit acht Jahren der klare Einserkeeper in Liverpool und die beiden Konkurrenten Gulácsis hießen zuletzt Brad Jones und Danny Ward. Der 31-jährige Australier Jones galt als Nummer Zwei, leistete sich aber nicht selten haarsträubende Schnitzer. Danny Ward war zunächst an Wrexham verliehen und danach knapp hinter Gulácsi die Nummer Vier. Der Ungar pendelte zwischen der Premier-League-Bank, dem Reserve-Tor und auch der Reserve-Bank. Da es mit dem 17-jährigen Uruguayer Franco Iváñez einen fünften Keeper gibt, dem man Spielpraxis zukommen lassen wollte, wurde auch im Reserve-Team immer wieder rotiert.
Großes Potential, aber zu wenige Spiele auf Toplevel
Eine weitere Leihe für die Saison 2012/13 hätte Gulácsi sicher weitergeholfen, so war die vergangene Saison jedoch ein verlorenes Jahr für den heute 23-Jährigen. Das Potential ein starker Torhüter zu werden hat Gulácsi zweifelsohne – einzig an der Spielpraxis haperte es Zeit seiner Karriere. Andererseits ist er mit 23 in einem Alter, in dem auch viele spätere Toptorhüter noch keinen festen Boden unter den Füßen hatten. Von der U17 bis zur U21 trug Gulácsi 57-mal die ungarischen Junioren-Teamtrikots – diese Statistik kommt nicht von ungefähr. Nun benötigt der Torhüter Spiele auf Toplevel, um in die Spur zu finden. Das Potential dafür hat er – aber man muss Geduld mit Gulácsi haben, wenn er nicht sofort in die Spur findet, sondern ein paar Spiele zur Eingewöhnung braucht.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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