Wie üblich liefen die Telefone in den europäischen Ligen gegen Ende Jänner wieder einmal heiß. Auch in Österreich hatte der Transfermarkt in dieser Übertrittszeit... Ein Wandervogel sitzt zwischen den Stühlen – die Transferzeit im Überblick

Wie üblich liefen die Telefone in den europäischen Ligen gegen Ende Jänner wieder einmal heiß. Auch in Österreich hatte der Transfermarkt in dieser Übertrittszeit einiges zu bieten. abseits.at gibt einen Überblick über die lukrativsten, sinnvollsten und kuriosesten Transfers in diesem Winter

Großer Aderlass bei der Austria

Während andere von Kaderreduktion und besinnlicher Ruhe im Jänner sprechen, ging es bei der Austria im Jänner drunter und drüber. Zunächst reiste Goalgetter Nacer Barazite überraschend aus dem Trainingslager der Violetten in der Türkei ab, um mit dem AS Monaco, Nachzügler in der französischen Ligue 2, über einen Wechsel zu verhandeln. Einige Tage später gab es die Vollzugsmeldung, Barazite sprach der Austria artig noch ein paar Komplimente aus und verschwand an die Cote d´Azur. Die Violetten hatten allerdings auch etwas von dem Deal: geschätzte 4,5 Millionen Euro sollen laut Medienberichten im Zuge des Wechsel den Besitzer gewechselt haben, davon gingen rund 1,5 Millionen an Barazites ursprünglichen Klub Arsenal. Bleiben immer noch drei Millionen Euro für die Veilchen übrig – kein schlechtes Geschäft, wenn man bedenkt, dass die Austria Barazite damals praktisch zum Nulltarif nach Favoriten lotste. Die Kehrseite der Medaille: der gefährlichste Mann der violetten Offensive war nicht mehr länger verfügbar. Es brauchte also Ersatz – doch bevor man den präsentieren konnte, flatterte schon das nächste Angebot ins Haus. Das Fax mit dem offiziellen Angebot für Zlatko Junuzovic kam aus dem Norden Deutschlands. Werder Bremen, das sich mit Junuzovic ohnehin bereits über einen Wechsel im Sommer einig war, wollte den Spielmacher schon jetzt im Winter verpflichten. Rund 500.000 Euro soll den Werderanern der frühzeitige Standortwechsel des 23-Jährigen wert gewesen sein. Wer jetzt glaubt, die Austria hätte mit vollen Taschen groß eingekauft, der irrt. Als Ersatz für Junuzovic und Barazite wurden Tomas Simkovic, der im Sommer sowieso als Ersatz für „Juno“ eingeplant gewesen war, und Roman Kienast von Sturm verpflichtet. Auch auf die Verletzung von Pascal Grünwald reagierte Thomas Parits spät, aber doch: Ivo Vastic wünschte sich seinen Landsmann – und bekam ihn. Der Kroate Ivan Kardum kam fünf vor zwölf noch von Osijek.

Ein Kabarett in Schwarz-Weiß

Wie bereits berichtet lotste die Austria Roman Kienast nach Wien. Da hieß es für den SK Sturm nachlegen. Die Grazer ließen sich jedoch lange Zeit, bevor sie endgültig einen Ersatz für den großgewachsenen Stürmer parat hatten. Kandidaten gab es viele – von Falk über Perstaller bis über einen schwedischen Testkandidaten. Die Wahl fiel letztendlich aber auf keinen von ihnen – aus verschiedensten Gründen. Falk traute man die Nachfolge von Kienast als Nr.1-Stürmer nicht zu, für Perstaller verlangten die Innsbrucker eindeutig zu viel Ablöse. So holte man den verlorenen Sohn Christoph Kröpfl heim und sicherte sich die Dienste des in Kapfenberg ausgemusterten Srdjan Pavlov. Trotzdem waren die Fans nicht wirklich zufrieden mit den Verpflichtungen. Am 31. Jänner um 15 Uhr dann großer Jubel bei den Schwarz-Weißen: Rubin Okotie wechselt leihweise bis zum Sommer zu Sturm! Ein sensationeller Coup, der den Verantwortlichen da gelungen war. Doch noch bevor so mancher uninteressierte Beobachter den Namen Rubin Okotie sagen konnte, wandelte sich die Situation auch schon wieder. St. Truiden, belgischer Klub und aktueller Arbeitgeber von Okotie, entschloss sich spontan doch dazu, den Österreicher behalten zu wollen. Verärgerung bei Sturm und Okoties Stammklub Nürnberg – doch noch war nicht aller Tage Abend. Kurz nach Mitternacht kam doch noch die erlösende Nachricht: Der Transfer ist durch. Nach dem Gerangel um Okotie bis zur letzten Minute darf sich Sturm nun über drei neue Stürmer freuen. Ob das Trio jedoch Roman Kienast ersetzen kann, wird sich zeigen. Okotie selbst zeigte sich nach dem endgültig feststehenden Wechsel erleichtert. Verständlich, denn stundenlang saß der Wandervogel zwischen den Stühlen und wusste nicht, wo es ihn diesmal hinverschlagen würde.

Ruhe in Hütteldorf, Qualität in Salzburg

In Hütteldorf predigte Peter Schöttel sowieso schon Wochen vor Beginn der Übertrittszeit, dass Rapid keine Zugänge geplant habe und höchstens den einen oder anderen Spieler abgeben wird. Und siehe da – der Coach hielt Wort. Lediglich Christoph Saurer, der in Schöttels Plänen ohnehin keine Rolle mehr gespielt hatte, wechselte leihweise zum SC Wiener Neustadt, um dort das Erbe von Tomas Simkovic anzutreten. In Salzburg herrschte im Jänner ungewohnte Ruhe – eine Personalrochade gab es aber doch. Roman Wallner wechselte konzernintern zum deutschen Viertligisten Rasenball Leipzig, wo Peter Pacult das Trainerzepter schwingt. Möglich wurde dieser Wechsel aber erst durch eine spektakuläre Verpflichtung der Bullen. Jonathan Soriano, Stürmerstar von Barcelonas zweiter Mannschaft und Torschützenkönig der Segunda Division, wechselte an die Salzach. Der Goalgetter machte in den ersten beiden Testspielen auch gleich auf sich aufmerksam und erzielte jeweils einen Treffer.

Gut Ding braucht Weile – Salihi wartet ab

Das war also die Transferzeit im Winter 2011/2012 – noch nicht ganz. Denn Hamdi Salihi könnte Rapid theoretisch immer noch verlassen. Changchun zeigt seit Tagen Interesse am albanischen Nationalspieler. Doch Salihi geht derzeit von einem Verbleib bei Rapid aus. „Das Angebot der Chinesen passt noch nicht. Ich habe ihnen gesagt, was ich möchte, seitdem haben sie sich nicht mehr gemeldet“ so Salihi. Der Stürmer will sich den Verzicht auf eine ernsthafte sportliche Perspektive fürstlich entlohnen lassen. Denn er schätzt das angenehme Umfeld bei Rapid: „Mir gefällt es bei Rapid, Wien ist sehr schön.“ Peter Schöttel würde einen Wechsel Salihis begrüßen, da Rapid so noch eine gehörige Ablöse kassieren und sich der Kader verkleinern würde – was Schöttel als langfristiges Ziel ausgab. Da in China das Transferfenster aber noch bis Anfang März offen ist, könnte es noch zu einem verspäteten Wechsel kommen.

Das Schlusslicht rüstet auf

Der Kapfenberger SV stemmt sich gegen den Abstieg und versucht mit frischem Personal die sieben Punkte Rückstand auf den neunten Tabellenplatz aufzuholen. Neo-Coach Thomas von Heesen nutzte seine Kontakte und sorgte für einige nicht alltägliche  Transfers. Neben Routinier Sanel Kuljic stehen dem Deutschen zwei weitere Akteure im Sturm zur Verfügung: Der 29-jährige Nigerianer Haruna Babangida galt einst als eines der weltweit größten Talente und spielte in den Nachwuchs-Akademien von Ajax Amsterdem und dem FC Barcelona. Der 18-jährge Brasilianer Nathan Júnior wurde immerhin zweimal Torschützenkönig in der lettischen Liga. In der Defensive sollen die slowakischen Innenverteidiger Peter Struhar (28) und Michal Hanek Beton anrühren. Verstärkung bekommen sie vom erst 20-jährigen brasiliansichen Defensiv-Allrounder Gerson, der im Testspiel gegen FK Shinnik Yaroslavl mit einer guten Leistung zu gefallen wusste.

Archimedes, www.abseits.at

Archimedes

Schreibe einen Kommentar zu beppo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert