Eine kampfbetonte Partie, die keinen Sieger sah: Admira und Wacker Innsbruck trennen sich 1:1
Bundesliga 19.April.2012 Rene Maric 0
Bei einem Spiel zwischen Admira und Innsbruck erwartet man sich eine Partie auf Augenhöhe. Beide Mannschaften spielen relativ ähnlich nach vorne, agieren zwar mit unterschiedlichen Formationen, aber einer vergleichbaren Spielphilosophie. Pessimisten würden sagen, man könnte sich nun auf ein eintöniges Spiel vorbereiten, Optimisten würden einen spannenden Schlagabtausch zweier Mannschaften auf einem Niveau erwarten. Letztlich sollte keiner wirklich Recht behalten, denn die Partie sah zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten. Zu Beginn trafen die Innsbrucker und waren spielerisch überlegen, bis zur Halbzeit sank man aber langsam in der Leistung ab.
Nach dem Seitenwechsel war es dann die Admira, welche mehr Chancen hatte und per Elfmeter ausgleichen konnte. Das Unentschieden ist somit durchaus gerechtfertigt, da beide Mannschaften eine stärkere und eine schwächere Hälfte spielten. Dennoch muss man sagen, dass die Innsbrucker als Auswärtsmannschaft sehr gut spielten, sie hatten mehr Torchancen und mehr Ballbesitz. Mit einer anderen Marschroute nach dem Tor hätte man hier wohl auch die volle Punktzahl holen können. Stattdessen nahm man etwas Tempo aus der Partie, welche allerdings über die gesamte Spielzeit eine sehr kampfbetonte war. Insgesamt gab es über 59 Freistöße, 47 davon nach Fouls. Als Vergleich dazu: in der deutschen Bundesliga beträgt der Durchschnitt an Fouls in einem Spiel rund 40% weniger als es in dieser Partie der Fall war.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Die Platzherren spielten mit einem 4-4-2, in welchem auf den Außenbahnen in der Offensive zwei Spieler begannen, welche defensiv oftmals etwas lethargisch spielen. Mit Jezek und Sulimani hatte man nämlich eigentlich Spieler, die sich eher im Zentrum wohlfühlen und ihre Torgefahr ausleben, allerdings wollte man damit auch die eigene Abwehr entlasten. Mit defensivschwachen Spielern entlasten? Durchaus möglich, denn die Außenverteidiger können sich bei solchen Vordermännern getrost auf die Abwehr konzentrieren und müssen deutlich seltener nach vorne aufrücken. Man kann sich bereits im Vorfeld eines gegnerischen Konters eng aneinander positionieren und die Schnittstellen verschließen, während die Doppelsechs aufrückt und für die Ballverteilung von einem Flügel auf den anderen sorgte beziehungsweise diese unterstützt. Dies geschieht, indem man ein Pärchen bildet und gemeinsam Richtung Ball schiebt. Erhält einer den Ball, hat er in der Abwehr mehrere sichere Anspielstationen sowie seinen Nebenmann in der Nähe. Damit kann man einfacher und länger den Ball in den eigenen Reihen laufen lassen, im Idealfall kann dann einer der Außenverteidiger aus der engen Abwehr ausbrechen und in eine Lücke nach vorne stoßen. Diese Lücken werden durch die Ballzirkulation kreiert, da das Verschieben bei solchen horizontalen Pässen wohl das laufintensivste im Defensivspiel ist.
Hosiner und Sabitzer profitierten als Sturmduo ebenfalls davon, da sie sich durchgehend freilaufen konnten und zwei technisch starke Partner auf den jeweiligen Flügeln hatten. Diese konnten sie mit Lochpässen schicken oder eben eine sichere Option für Doppelpässe bieten. Nach hinten hatte man mit den zwei Sechsern ebenfalls zwei sichere Anspielstationen und war als Stürmer somit relativ auf einem einfachen Posten. Doch erst nach der Halbzeit spielte man in diesem System. Die Innsbrucker spielten nämlich etwas tiefer und auf Sicherheit bedacht, was deren offensiven Spieler in der Luft hingen ließ. Das hatte zur Folge, dass das Loch nach vorne bei der Admira nicht mehr zu groß war. Zudem spielte man nun mit einem 4-4-2 mit flacher Vier, die beiden Außenspieler zogen sich etwas zurück und konnten sich mehr ins Spiel einbinden.
Die Gäste aus Innsbruck traten mit einem 4-2-3-1 an, vorne hatte man mit Perstaller einen ungeheuer starken und laufintensiven Mittelstürmer relativ zu dieser Formation. Damit ist gemeint, dass er für einen einzigen Stürmer viel Raum coverte und sich überall in der offensiven Reihe wiederfand. Kein Wunder, dass er jener Spieler mit den meisten Torschüssen war und am meisten Betrieb machte. Unterstützt wurde Perstaller vom ebenfalls guten Wernitznig auf der linken Außenbahn, der entweder über seine Seite kam und dort für Gefahr sorgte oder sich bei einem Ball auf der rechten Seite sehr stark ins Zentrum bewegte. Beim ersten Tor konnte man erkennen, weshalb er so spielte: ein scharfer Ball in den Strafraum wurde vom gegnerischen Verteidiger nicht entschärft, Wernitznig war zur Stelle und hatte die Großchance. Er scheiterte zwar, konnte aber dann noch auflegen und sorgte mit seiner Vorlage somit für die Führung. Sein Gegenüber Bilgen versuchte zwar ähnlich zu spielen, ihm war diese Effektivität aber verwehrt und wie auch Schreter blieb er unauffällig.
Dahinter trat man mit einer vergleichsweise breiten Viererkette an, Dakovic und Hauser sollten sich mit in die Offensive einklinken, während Bea und Kofler konservativ agierten. Dies tat auch das Duo vor ihnen, Svejnoha und Harding waren nicht wirklich dominante Spielfiguren und verteilten die Bälle zwar, rückten aber nur selten dynamisch genug mit auf, um gefährlich zu werden. Alles in allem war es ein einfaches System der Innsbrucker, was insbesondere nach der Halbzeit mit dem Versuch etwas an Tempo herauszunehmen, auffällig wurde.
Admiras breitere Aufstellung der Mittelfeldviererkette
Was auffiel, war wie die Admira diszipliniert in einer Linie spielte. Sie positionierten sich hinten mit einer engen Viererkette und davor mit einer breiten, während Hosiner sich davor in einer Halbposition bereits auf einen Ballgewinn vorbereitete. Das nennt man „Zocken“, so hat es beispielsweise Hyballa in seiner Zeit als Angestellter des DFB bezeichnet. Man positioniert sich noch während des gegnerischen Ballbesitzes so, dass man sofort im Umschaltmoment ideal für einen erfolgreichen Konter steht. Das machte in diesem Szenario (Ball auf der linken Seite) Hosiner, während Sabitzer sich entweder fallen ließ oder vorne im Zentrum den Gegner nach hinten drückte. Damit wollte er Raum für seine Mannschaft schaffen, welche dorthin aufrücken und den Ball spielen konnte.
Jezek schob auf den ballführenden Gegner, die Viererkette dahinter half ihm kollektiv dabei. Der Linksverteidiger Auer attackierte mit Jezek den Gegner oder übernahm den vorderen Spieler, die Viererkette rechts von Auer rückte sehr stark mit ein. Damit versperrte man die Schnittstellen für Lochpässe und stand vor dem Tor sicher. Auf der anderen Seite hatte man allerdings das Problem, dass Sulimani fast schon zu diszipliniert auf einer Linie mit den anderen agierte. Wernitznig hatte somit viel Raum und konnte auch deswegen das Tor vorbereiten. Trotzdem spielte man dennoch weiterhin mit diesem System. Der Grund war einfach: man konnte einen Wall vor der engen Viererkette aufbauen und der Raum, den Wernitznig hatte, konnte man aus dieser Position eigentlich nur mit sehr viel Glück bespielen. Bei dem Gegentor war es nämlich ein individueller Fehler des Innenverteidigers, der das taktische Konzept zum Scheitern brachte.
Ideal war die Formation auch deswegen, weil man viele Passwege schloss und den Gegner zwang, nach hinten zu spielen. Hier würde Hosiner attackieren oder Sabitzer in der Mitte warten. Währenddessen konnten die Viererketten auf die andere Seite verschieben und das Spiel begann von neuem. Problematisch war allerdings, dass diese Formation nicht kompakt genug war. Man rückte zwar auf, aber zwischen den zwei Ketten blieb viel Raum übrig. Hätten die Gäste mit einem dominanten hängenden Stürmer oder gar einer kreativen Zehn im Zentrum agiert, wäre man wohl aus den Angeln gehoben worden. Ein schneller Pass oder zwei gute Kombinationen würden ausreichen, um eine solche Formation zu zerspielen. Eine andere Option wäre ein laufintensiver Mittelstürmer gewesen und diesen gab es, er sorgte schließlich für die meisten gefährlichen Aktionen.
Julius Perstaller
Der Mittelstürmer der Innsbrucker war es, der diese Räume noch am ehesten nutzte. Diese Räume zwischen den Linien nutzte er aus, holte sich Bälle und suchte danach den Abschluss. Ansonsten lief er sich durchgehend frei und versuchte, seine Mannschaft zu animieren. Sie sollten nach vorne kommen und er würde sich als Anspielstation anbieten, im weiteren Spielverlauf wich er sogar sehr oft auf die Flügel aus. Dort versuchte er die numerische Unterzahl, welche bei solchen Systemen bisweilen entsteht, zu beseitigen. Im linken Bild erkennt man, wie Perstaller dynamisch zum Einwurf ging und zwei Mann ihm nur unzureichend folgten. Er konnte den Ball zwischen den beiden annehmen und mit einer eleganten Drehung hatte er viel Raum vor sich. Ein Torschuss war die Konsequenz, die zwei freistehenden Innenverteidiger konnten ihn nicht mehr davon abbringen.
Allerdings musste man sich hier die Frage stellen, wieso die beiden so entfernt wegstehen und niemanden decken. Im Normalfall müsste ihm einer folgen und der andere den Raum dazwischen absichern, hier stehen beide zu nahe beieinander. Dadurch entsteht eine Lücke, die Julius Perstaller durchaus für eine gute Torchance nutzen konnte und mit etwas Pech ist der Schuss sogar im Tor. Ein relativ billiges Tor, würde man wohl als Laie sagen, es wäre aber lediglich eine enorme taktische Schwäche, die der Gegner einfach ausnutzen kann. Ein Spieler wie Perstaller ohnehin.
René Maric, abseits.at
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