Einst dauerverletzt, nun Leistungsträger: Daniel Toth ist Admiras Mittelfeld-Metronom
Bundesliga 23.April.2016 Alexander Semeliker 0
Am Dienstag schaffte Admira Wacker Mödling den Einzug ins Cupfinale, wo am 19. Mai Red Bull Salzburg als Gegner wartet. Der Traum vom Europacup ist zum Greifen nahe. Auch über Liga haben die Niederösterreicher noch die Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen. Trotz des Außenseiter-Images versuchen sie kreativ zu spielen.
Das Abstiegsgespenst, das viele zu Saisonbeginn in der Südstadt prophezeiten, spielt in Maria Enzersdorf schon lange keine Rolle mehr. Zu Beginn trotz guter Ergebnisse noch etwas wackelig, stabilisierte sich das Team von Ernst Baumeister und Oliver Lederer im Laufe der Saison. Eine wichtige Rolle spielt dabei Daniel Toth.
So viel Einsatzzeit wie noch nie
Der 28-jährige Burgenländer war bereits in der Saison 2007/2008 Stammspieler in der höchsten Spielklasse Österreichs – damals bei der SV Ried, für die er sogar international kickte. Nachdem er im Jahr darauf bei den Innviertlern kaum mehr zum Zug kam, wechselte er im Jänner 2009 in die Erste Liga zur Admira. Mit konstanten Leistungen trug er einen entscheidenden Teil zum Aufstieg und in weiterer Folge zur überraschenden Europacup-Qualifikation unter Didi Kühbauer bei. Gerade für die damalige Konterspielweise war Toth mit seinem guten Passspiel ein wichtiger Baustein.
Danach sah man den zentralen Mittelfeldspieler jedoch nur mehr sporadisch am grünen Rasen. Kleinere Blessuren, vor allem muskuläre Probleme, und insbesondere ein Muskelfaserriss sowie eine Hüftverletzung sorgten dafür, dass er zwischen Sommer 2012 und Sommer 2015 nur etwas mehr als 20% der möglichen Zeit in der Bundesliga aktiv dabei war. Zum Vergleich: in der laufenden Saison liegt seine relative Einsatzzeit bei über zwei Drittel. Schon jetzt steht fest, dass Toth mehr Minuten in einer Saison spielte als in seiner bisherigen Bundesligakarriere.
Strukturgeber aus der Tiefe
Bereits zu Saisonbeginn erwähnte abseits.at, dass Toth nach dem Abgang von Konstantin Kerschbaumer der neue Fixpunkt im Admira-Zentrum werden könnte, wenn er fit bleiben würde. Er verfügt über ein breitgefächertes Repertoire im Passspiel, kann sowohl die Bälle über lange Distanzen verteilen und das Spiel verlagern, als auch kleinräumig kombinieren. Im Verbund mit dem flexiblen Offensiv-Quartett, das vor allem vom explosiven und kleinräumigen Srdjan Spiridonovic sowie Einfädler Christoph Knasmüllner getragen wird, ist Erstgenanntes seine aktuelle Hauptkompetenz.
In erster Linie ist es nämlich er, der die Offensivspieler in gute Positionen bringt und die Angriffe schon früh in eine bestimmte Richtung leitet. Je nach Situation kann man von ihm unterschiedliche Passmuster erwarten. Oft gibt es einen Wechselpass, der die wendigen Flügelspieler in Eins-gegen-Eins-Situationen bringen soll bzw. die Tempovorstöße der Außenverteidiger initiieren soll. In anderen Situationen spielt er einen Pass durch die Schnittstelle auf Knasmüllner, der mit seiner herausragenden Technik dann über den ersten Ballkontakt Dynamik erzeugen kann. Manchmal marschiert er aber auch einfach selbst nach vorne und schließt aus der Distanz ab.
Ruhepol und Metronom
Ein wesentlicher Unterschied zum Spielstil der Admira in den letzten Saisonen ist, dass alles viel weniger hektisch und durchdachter wirkt, sie gleichzeitig aber auch überraschend dynamisch werden kann. Auch hier spielt Toth eine wichtige Rolle. Kerschbaumer ist ein klassischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler, der viel vertikal pendelt und mit Tempo offene Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld des Gegners attackiert. Das führte zu vielen durschlagenden Aktionen, aber auch zu einigen Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung.
Toth nimmt das Heft anders in die Hand, wie seine Radargrafik zeigt. Schließt man die Spieler der besonders ballbesitzdominanten Teams aus Salzburg und Wien aus, dann liegt er mit 52 Pässen pro 90 Minuten auf Platz drei. Vor allem aber zeigt sich, dass Toth ein überaus sicherer Passer ist, insbesondere in eigenen Hälfte. Für die defensive Stabilität unheimlich wichtig.Ein approximierter Passwinkel von 26,4° und 17,1% lange Bälle zeigen zudem, dass er sein Passspiel flexibel anpassen kann.
Auch in den offensiven Disziplinen kann Admiras Nummer Zehn gute Werte aufweisen. Es gibt zum Beispiel ligaweit nur wenige Mittelfeldakteure, die mehr Bälle als Toth erobern. In den „schmutzigen“ Kategorien schneidet der Stratege, dessen Vertrag übrigens im Sommer endet, hingegen schlechter ab. Das ist allerdings weniger ein Problem, weil die Admira in diesem Bereich mit Markus Lackner einen Spezialisten hat. Ein weiteres Indiz dafür, dass Baumeister und Lederer die Balance innerhalb des Teams gut gewählt haben.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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