Doch woran kann das liegen? Einerseits wohl daran, dass viele der Spieler, die bei Rapid aus der zweiten Mannschaft hochgezogen werden, schlichtweg nicht gut... Entwicklungsklub Rapid: Von langen Vorlaufzeiten, Wertentwicklung und Nachwuchsscouting

Doch woran kann das liegen? Einerseits wohl daran, dass viele der Spieler, die bei Rapid aus der zweiten Mannschaft hochgezogen werden, schlichtweg nicht gut genug sind. Auch aktuell gibt es beim SK Rapid II, Drittletzter in der Regionalliga Ost, kaum Spieler, die etwas so Besonderes verkörpern, dass sie sich für automatisch für höhere Aufgaben aufdrängen.

Spieler wie Albin Gashi, Tamas Szanto, Peter Haring oder Armin Mujakic bringen zwar ausreichend Rüstzeug mit, dennoch setzt man nicht unbedingt auf Eigengewächse, sondern kauft recht häufig extern ausgebildete Kicker zu. Einen Pluspunkt, den sich Rapid gerne an seine Fahnen heftet, ist der, dass junge Spieler unter Barisic zu Einsätzen in der Kampfmannschaft kommen und Rapid dadurch interessant für talentierte Kicker aus ganz Österreich ist.

Für „Externe“ leichter als für Eigengewächse

Dies kann aber nur bedingt unterschrieben werden. Auf so manchen Zukauf trifft dies tatsächlich zu, aber für Eigenbauspieler ist es weiterhin sehr schwierig bzw. „mühsam“ sich bei Rapid beweisen zu dürfen. Die meisten der Spieler, die in Rapids Kampfmannschaft regelmäßige Chancen bekommen, sind – nach den heutigen Maßstäben des Weltfußballs – nämlich gar nicht mehr so jung und durchlaufen überlang die Knochenmühle Regionalliga, ehe sie endlich in der ersten Elf ran dürfen. Manche Leistungsträger, die jahrelang in der dritten Spielklasse aufliefen, bekommen schließlich praktisch gar keine Chance, wie es bei Kuleski, Denner, Bajrami, früher auch Sandic oder Jelenko der Fall war. Um eine Lösung dieses Problems zu finden, müssen wir uns in anderen europäischen Ländern umsehen.

Der Osten als Beispiel

Partizan Belgrad ist eine internationale Koryphäe auf dem Gebiet der Wertentwicklung.

Partizan Belgrad ist eine internationale Koryphäe auf dem Gebiet der Wertentwicklung.

Zunächst sollen die Topklubs in Serbien und Kroatien als Beispiel dienen. Teams wie Partizan Belgrad oder Dinamo Zagreb sind absolute Koryphäen auf dem Gebiet der Wertentwicklung junger Spieler. Aleksandar Mitrovic debütierte bei Partizan als 17-Jähriger, wurde auf Anhieb Stammspieler und man gestand ihm Gestaltungsspielraum zu. Ein knappes Jahr später wechselte er als Europa League erprobter Spieler und Mitglied des U21-Teams zu Anderlecht. Auch Lazar Markovic, heute beim FC Liverpool, war bereits mit 17 Stammspieler. Radosav Petrovic und Stefan Savic waren 19.

Ein Blick in Richtung Dinamo Zagreb zeigt ähnliches: Das Supertalent Alen Halilovic gehörte bereits im Alter von 16 Jahren zum Stamm und spielt heute bei Barcelona B. Fran Brodic, der erst vor kurzem zum FC Brügge wechselte, stand nur drei Monate nach seinem 16.Geburtstag im Aufgebot der Kampfmannschaft. Der Nationalspieler Sime Vrsaljko wurde mit 18 Stammspieler, Tin Jedvaj mit 17, Milan Badelj mit 19, Mateo Kovacic mit 17. Alle bisher genannten Spieler wechselten binnen kürzester Zeit um hohe Summen zu Top-Klubs, alle Beispiele fallen in denselben Zeitraum, den wir bei Rapid beleuchteten.

Frühe Chancen als Schlüssel

Diese Transfers wurden möglich gemacht, weil tatsächlich selbst ausgebildete Spieler, denen die Philosophie des Vereins bereits früh eingetrichtert wurde, vernünftige Chancen bekamen, sich zu beweisen. In sehr jungem Alter und mit großer Konsequenz und Kontinuität. Auch in Russland und der Ukraine wurde ein solches Konzept über viele Jahre erfolgreich umgesetzt. Bereits in sehr jungen Jahren wurden die Spieler ins kalte Wasser geworfen und wussten da schon, dass sie nicht viele Chancen bekommen würden. Merkbare Entwicklung im ersten Jahr auf nationalem Toplevel – oder „Chance verpasst“. Zahlreiche russische Talente finden sich in den Niederungen der ersten oder zweiten Liga wieder, weil sie ebendiese kurze, intensive Chance nicht nutzen konnten. Falls sie später doch noch bei kleineren Klubs auf sich aufmerksam machen, holt man sie halt doch wieder zurück. Ein System, das auch Dinamo Zagreb und Partizan Belgrad mit ihren zahlreichen, manchmal nicht ganz offiziellen, Satellitenklubs betreiben.

Anderlecht und die Wertentwicklung der Spieler in der Königsklasse

Anderlecht wirft junge Spieler in der CL ins Rennen, um sie "teurer" zu machen.

Anderlecht wirft junge Spieler in der CL ins Rennen, um sie „teurer“ zu machen.

Ein weiteres Beispiel für systematische Wertentwicklung junger Kicker ist aktuell der RSC Anderlecht, der gerade in der Champions League sehr junge Spieler forciert, um sie in der Königsklasse einer breiten Masse zu präsentieren und ihren Marktwert zu steigern. So sind Spieler wie Andy Kawaya (18), Torhüter Davy Roef (20) oder Leander Dendoncker (19) in der Liga gar kein so großes Thema und kamen relativ betrachtet häufiger in der Champions League zum Einsatz. Von den vielen anderen Youngstern wie Dennis Praet, Chancel Mbemba oder Supertalent Youri Tielemans ganz zu schweigen. In etwas geringerem Maße verfolgte auch Red Bull Salzburg in der bisherigen Saison ein solches Konzept (Laimer, Caleta-Car, Quaschner).

Zu lange Vorbereitungsphase auf die große, vielleicht einzige Chance

Bei keinem dieser bewährten Entwicklungsklubs – die allesamt gleichzeitig das Top-End ihrer Ligen darstellen – kommt es vor, dass talentierte Spieler, von denen man wirklich überzeugt ist, bei der zweiten Mannschaft spielen bis sie 20 oder 21 sind. Eine Fußballerkarriere ist ohnehin kurz, also werden die größten Talente schon sehr früh vor eine Feuerprobe gestellt und sei es nur, um mehr Beachtung größerer Klubs für sie zu lukrieren. Es liegt nicht nur an seinem großen Talent, dass Louis Schaub momentan die größte Beachtung im Rapid-Kader zukommt. Er ist einfach schon dabei seit er 17 Jahre alt ist. Genauso wie es früher bei Spielern wie Kavlak, Ivanschitz oder Wallner war.

Auf der letzten Seite unseres Artikels kümmern wir uns um das weiterhin bestehende, aber systematisch lösbare Problem des Nachwuchsscoutings.

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Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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