Er soll Payer aus dem Rapid-Tor verdrängen: Das große Jan-Novota-Portrait!
Bundesliga 22.Juli.2011 Daniel Mandl 0
Helge Payer wird in den nächsten Wochen und Monaten – womöglich sogar über zwei Jahre lang – Konkurrenz im Kampf um den Platz im Rapid-Tor bekommen. Nicht etwa vom jungen Lukas Königshofer, der voraussichtlich nie dauerhaft im Kasten des Rekordmeisters stehen wird, sondern vom Slowaken Jan Novota, der von Dunajská Streda kommt und einen Vertrag über zwei Jahre plus Option in Hütteldorf erhält. Abseits.at hat sich über den slowakischen Schlussmann des SK Rapid erkundigt.
Name: Jan Novota Nationalität: Slowakisch Geburtsdatum: 29.November 1983 Alter: 27 Position: Torhüter Größe: 199cm Gewicht: 100kg Momentaner Verein: SK Rapid Wien Bisherige Vereine: Dunajská Streda, Panserraikos, FC Senec, VTJ Sturovo, FK Koba Senec, Slovan Galanta, OFC Matuskovo
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
Wie viele Torhüter ist auch der baumlange Slowake Jan Novota ein Spätzünder. Seine erste Partie als Profi bestritt er im Alter von 23 Jahren und sein erstes und einziges Kapital als Torhüter war sein Gardemaß von fast zwei Metern. Novota zeigte in seiner Zeit beim FC Senec, dass er an den Flanken dran ist, auf der Linie solide ist, hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch Probleme mit der Strafraumbeherrschung. Dies zeigte sich vor allem dadurch, dass er manchmal zu viel wollte, jeden Gegenspieler in „seinem“ Sechzehner wegräumen wollte und so schon mal den einen oder anderen Ball fallen ließ. Das änderte sich jedoch mit den Jahren und Novota ist jetzt etwas zurückhaltender, agiert überlegter. Fußballerisch/technisch galten die Qualitäten des Slowaken als ausbaufähig.
Aber seit seiner ersten Partie in der Saison 2006/07 hat sich einiges geändert. Novota wuchs zu einer Persönlichkeit heran und wurde Jahr für Jahr stärker. Im Sommer 2008 wurde er vom Aufsteiger Dunajská Streda als Einserkeeper verpflichtet und reifte in der Stadt nahe der ungarischen Grenze zu einem Leader und Motivator. In einem Team mit 13 Legionären war Novota stets eine wichtige Ansprechperson und auf dem Feld einer der lautesten Spieler und derjenige, der seinen Mitspielern in den Hintern trat, wenn der Einsatz mal nicht passte. Allerdings fiel Novota auch durch einige Zwiste mit dem Trainerteam auf, wurde als Spieler bekannt, der sich auflehnt, wenn ihm etwas nicht passt. Charakterlich polarisiert der Slowake, slowakische Fans jedoch beschreiben Novotas Charakter als durchwegs positiv und „gerecht“, bezeichnen den 27jährigen auch aufgrund seiner Führungsqualitäten als sehr starken Keeper. Auf sämtlichen Videos der slowakischen Liga sieht man Novota immer wieder mit seinem Vorderleuten schimpfen, wenn sie die Gegner zu leicht durch die Abwehrreihen spazieren lassen. Novota zeigte sich zudem stark in 1-gegen-1-Duellen und „schnell am Boden“.
In Wien war vom aufmüpfigen Novota noch nicht viel zu sehen. In der ersten Trainingswoche präsentierte er sich eher ruhig, unterhielt sich mit Tormanntrainer Raimund Hedl auf Englisch, versteht und spricht aber auch ein wenig Deutsch. Wie bereits seine kurze Zeit in Griechenland zeigte, braucht Novota eine Eingewöhnungsphase, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wenn er sich bei einem Verein zu Hause fühlt, ist er aber nicht nur ein wichtiger Spieler, sondern auch eine Persönlichkeit innerhalb des Teams.
KARRIERE
Die frühe Karriere des in Matúškovo geborenen Keepers verlief zunächst schleppend: Über den OFK Matúškovo, FC Slovan Galanta, FK Koba Senec und VTJ Sturovo, kam Novota zum FC Senec, 2005/06 ein semiprofessioneller, slowakischer Zweitligaklub. Mit Novota als Zweiergoalie (sporadische Einsätze) gelang der Aufstieg in die oberste Spielklasse und der Keeper konnte sich ab diesem Zeitpunkt mit großer Sicherheit seiner Profikarriere widmen. Ab März 2007 stand er fix im Tor des FC Senec – ab dem Start der Playoff-Runde der slowakischen Meisterschaft. Zuvor stand der zwei Jahre ältere und 7cm kleinere Jan Slovenciak im Tor, der später von Senec nach Belgien zu Excelsior Mouscron wechselte.
Der Herbst 2007 verlief für Novota etwas verkorkst: In der slowakischen Liga kam er nur zu vier Einsätzen, sah in seiner letzten Partie der Herbstsaison Gelb-Rot, nachdem er innerhalb von 14 Minuten zwei Fouls beging und mit einem den entscheidenden Elfmeter zur 2:3-Niederlage gegen Ruzomberok verschuldete. Im Gegenzug versenkte Novota dafür im slowakischen Cup einen entscheidenden Elfmeter im Elferschießen gegen die B-Elf von Ruzomberok…
Im Frühjahr war der 199cm große Goalie aber wieder gesetzt, spielte 14 Partien und kassierte dabei 21 Tore. Nach Ablauf seines Vertrages folgte der Wechsel zum Aufsteiger aus Dunajská Streda.
Novota war beim Aufsteiger mit den gelb-grünen Dressen von Beginn an gesetzt, spielte die gesamte Hinrunde durch und lieferte starke Leistungen. Immer wieder wurde er von slowakischen Journalisten und Experten in die Elf der Runde gewählt, galt zu diesem Zeitpunkt neben Zilina-Keeper Dusan Pernis als bester Keeper der Liga. Im November 2008 reiste schließlich sogar Dinamo-Zagreb-Manager Zoran Mamic nach Dunajská Streda, da sich der kroatische Topklub die Dienste des großen Slowaken sichern wollte. Der 28fache kroatische Teamtorhüter Tomislav Butina verletzte sich nämlich einige Wochen zuvor und der Zeitpunkt seiner Rückkehr stand in den Sternen, woraufhin sich Dinamo nach einem neuen Schlussmann umsah. Der Transfer zerschlug sich jedoch und Novota spielte die gesamte Saison 2008/09 für den Klub weiter. In 24 Spielen stand er auf dem Platz und etablierte sich dadurch nicht nur als Nummer Eins im Tor des Klubs, sondern wurde auch schnell Kapitän seines Teams.
2009/10 rettete sich das Team nur knapp vor dem Abstieg und Novota war weitestgehend „Einser“ seines Teams, machte 28 von 33 Ligaspielen mit. Von Oktober 2009 bis Mai 2010 konnte Dunajská Streda von 19 aufeinanderfolgenden Spielen nur eines gewinnen und Novota wurde für eines dieser 19 Spiele zum Amateurteam verbannt, weil er sich mit einem Mitglied des Klubvorstands anlegte. Da die Mannschaft aber hinter dem Keeper stand, kam er nach nur einem Spiel wieder zurück in die „Erste“. Das Verhältnis mit den Klubverantwortlichen war jedoch schon mal besser und so entschied sich der Slowake im Sommer 2010 für einen Wechsel nach Griechenland.
Bei Panserraikos, das später als Tabellenletzter in die zweite griechische Liga absteigen sollte, war er hinter dem Kroaten Velimir Radman, gleichauf mit dem Griechen Giorgos Valsamakis nur die Nummer Zwei, kam im ersten halben Jahr kein einziges Mal zum Spielen. Die Griechen, die vor der Abstiegssaison 13 Legionäre holten und gleich danach wieder sechs abgaben, hatten auf dem Papier vier Torhüter im Kader, wollten einen unzufriedenen Novota nicht weiter mitschleppen und lösten den Zweijahresvertrag bereits nach einem halben Jahr einvernehmlich auf. Novota kehrte zu Dunajská Streda zurück, wo er auf Anhieb wieder Einsergoalie war.
Das „Auffangbecken“ Dunajská Streda, wo mittlerweile fünf Afrikaner unter Vertrag stehen, rettete sich wieder knapp vor dem Abstieg und Novota zeigte erneut starke Leistungen, wurde aber von seinem Manager wegen Perspektivlosigkeit beim slowakischen Abstiegskandidaten einigen Klubs angeboten. Nach 15 Spielen im Frühjahr verließ Novota den Klub erneut ablösefrei und konnte beim Probetraining in Wien-Hütteldorf durchaus überzeugen, woraufhin er bei Rapid einen Vertrag bis 2013 mit Option auf Verlängerung erhielt. Die Visitenkarte des 100-Kilo-Torhüters liest sich zwar nicht großartig, aber mit Jan Novota zog Rapid einen starken Charakter an Land, der einen ausgezeichneten Kontrast zu Helge Payer darstellt – schon alleine wegen der Körpergröße. Wie einst bei Ladislav Maier ist der Novota-Transfer für Rapid kein finanzieller Beinbruch, dafür aber eine große Unbekannte. Beim Slowaken ist von einer Dauerkarte auf der Bank, bis zum absoluten Durchbruch alles drin. Da aber Peter Schöttel einen neuen Torhüter forderte, Novota den ebenfalls käuflichen Alternativen Raphael Wolf und Thomas Gebauer vorzog, wird er ihn nicht geholt haben, um ihn dauerhaft auf die Bank zu setzen. Somit ist zu erwarten, dass man Novota schon in den nächsten Monaten erstmals im Rapid-Tor bewundern darf.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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