Erstmals kombinationsstark und effizient: Rapid feiert 5:1-Erfolg fürs Selbstvertrauen
Bundesliga 19.September.2014 Daniel Mandl 0
Der SK Rapid konnte im Nachtragspiel am Mittwoch in Wiener Neustadt mit einem Befreiungsschlag aufwarten. Die Hütteldorfer holten nicht nur den ersten Auswärtssieg der neuen Saison, sondern setzten sich im sonst traditionell schweren Spiel in Wiener Neustadt klar und deutlich mit 5:1 durch. abseits.at analysiert die Hintergründe und wagt einen Ausblick auf das Spitzenspiel gegen den Wolfsberger AC.
In der ersten Halbzeit hatte man zwischenzeitlich den Eindruck, dass Rapid ein neuerliches „Helsinki-Syndrom“ im Weg stehen könnte. Nach dem Blitzstart und dem 1:0 durch Robert Beric, flachte die Partie nach und nach ab, bis Rapid den Ausgleich durch Herbert Rauter kassierte. Die Minuten danach erwiesen sich später jedoch als die einzige heiße Phase der Partie, denn in der zweiten Halbzeit spielte Rapid perfekt das aus, was die aktuelle Mannschaft am besten kann.
Technische Vorzüge
Wie schon mehrmals beschrieben, liegen die Vorzüge Rapids 2014/15 im technischen Bereich. Die Mannschaft ist durchaus im Stande ein gepflegtes Kurzpassspiel aufzuziehen und sich durch die gegnerischen Reihen zu kombinieren. Dies steht und fällt aber natürlich damit, wie sich der Gegner auf die Grün-Weißen einstellt. In der bisherigen Saison konnte man bereits mehrere, perfekt auf Rapid eingestellte Gegner beobachten. Dies war am Mittwoch freilich nicht der Fall, was mehrere Gründe hatte.
Neustadt will mitspielen und verkalkuliert sich in Raum und Zeit
Der Grundfehler der Wiener Neustädter Taktik war, dass der Abstiegskandidat mit Rapid mitspielen wollte und sein Pressing viel zu hoch anlegte. Da die Außenverteidiger Rapids erwartungsgemäß ebenfalls hoch spielten und die Abwehr der Neustädter als Ganze nicht weit genug herausrückte, ergaben sich für Rapid nicht nur enorme Räume im Zwischenlinienraum, sondern auch viel Platz und Zeit zur Pärchenbildung an den Flügeln.
Trotz unauffälliger Passquote: Rapid stressfrei
Das Grundproblem im gesamten Neustädter Spiel war aber noch viel mehr die fehlende technische Qualität, wodurch Rapid ebendiese Räume nützen konnte, ohne in unangenehme Umschaltsituationen nach Ballverlusten zu geraten. Obwohl Rapid maximal eine durchschnittliche Passgenauigkeit aufwies und vor allem in der ersten Halbzeit ohne Not zu viele Bälle im Mittelfeld verlor, wurden die Niederösterreicher nur selten gefährlich. Rapid stand stets hoch genug um schnell gegenzupressen, was durch die offensive Einfallslosigkeit Wiener Neustadts noch erleichtert wurde.
Ein Sieg fürs Selbstvertrauen – aber auch nicht viel mehr
Am Mittwochabend war ein qualitativer Klassenunterschied zu erkennen. Rapid präsentierte erstmals in dieser Saison seine technischen Fähigkeiten, gepaart mit Effizienz. Der Plan A von Zoran Barisic ging auf – auch weil der Plan A von Heimo Pfeifenberger nicht aufging und es spätestens nach dem 1:2 durch Louis Schaub für einen Plan B zu spät war (so die schwache Wiener-Neustadt-Elf überhaupt einen gehabt hätte). Für Rapid ist der Sieg ein wichtiger Schub fürs Selbstvertrauen vor den schweren Spielen gegen den WAC und Salzburg – repräsentativ für die weitere Saisontendenz ist er aber eben aufgrund des Klassenunterschieds und des Spielverlaufs in der zweiten Halbzeit nicht.
Schaub mit „besonderer“ Partie
Allerdings sind drei wichtige Personalien zu beleuchten, deren Leistungen Hoffnung für die nächsten Wochen und Monate geben. Allen voran sei Louis Schaub erwähnt, der seine ersten beiden Saisontreffer erzielte und einen Assist beisteuerte. Der 19-Jährige glänzte durch seine hohe Spritzigkeit und seine cleveren, inversen Dribblings von der rechten Seite zur Mitte, die häufig für Gefahr sorgen konnten. Der junge Kreativspieler gab dem Spiel Rapids endlich wieder etwas „Besonderes“, auf das sich Gegner schwer einstellen können und bestrafte sich zu Beginn der Rapid-Viertelstunde dennoch selbst mit einem dummen Foul, für das er Gelb-Rot sah. Die Top-Leistung Schaubs wurde durch den Ausschluss ein wenig getrübt, auch wenn ein wenig Übermotivation in einer Mannschaft ohne viele Typen nicht zwangsläufig schaden muss.
Beric vom linken Flügel in Kobrastellung
Robert Beric präsentierte sich in Wiener Neustadt als Strafraumkobra und schraubte mit seinen Saisontreffern drei und vier seine Torquote nach oben. Beric schaffte es, zahlreiche Bälle gut abzudecken, zu behaupten und weiter zu verarbeiten. Wenn es drauf ankam stand er dort, wo er stehen musste und durfte sich so über zwei Abstaubertore freuen. Die starke Leistung des Slowenen war ebenfalls den großen Räumen geschuldet, die Wiener Neustadt den Hütteldorfern gab. Seinen Brennpunkt hatte Beric nämlich dennoch nicht im Strafraum, sondern auf einer eher tiefen Position am linken Flügel. Allerdings antizipierten seine Gegenspieler die Laufwege des 23-Jährigen nicht und so konnte er sich seelenruhig seinen Platz im Strafraum suchen, während seine Kollegen seine Ablagen weiter verarbeiteten und sich in Richtung gegnerisches Tor kombinierten.
Hochenergischer Kapitän
Last but not least sei Steffen Hofmann genannt, der das Gegentor zum 1:1 mit einem Fehlpass einleitete und sich danach selbst wieder in die Partie hievte. Auch der Rapid-Kapitän wirkte spritzig wie schon lange nicht und überzeugte vor allem durch sein präzises und intelligentes Pressingverhalten. Rapid profitierte von einem intelligent nach vorne verteidigenden Hofmann, weil Wiener Neustadt schwere Probleme im Aufbauspiel hatte und Hofmann gewonnene Bälle nicht nur gut sichern, sondern auch vorausschauend weiterverteilen konnte. Die Mär vom nicht ganz fitten Steffen Hofmann sollte nach seiner höchstenergischen Leistung, auch noch gegen Ende der zweiten Halbzeit, auch Geschichte sein. Der 34-Jährige kann natürlich noch Fußballspielen und Kämpfen bis zum Umfallen, nur hängt mittlerweile vieles von seiner Tagesverfassung und vor allem von der Spielfreude/Spielintelligenz und Dynamik seiner Mitspieler ab. All dies passte am Mittwoch.
Außenseiter Wolfsberg wird zumachen
Das Spiel gegen den Wolfsberger AC am Samstagnachmittag wird völlig anders ablaufen. Auch wenn Zoran Barisic im Interview nach dem Neustadt-Spiel versuchte, dem WAC die Favoritenrolle zuzuschieben, heißt der Favorit Rapid. Und (nicht nur) deswegen wird Wolfsberg so spielen, wie man gegen einen Favoriten spielt. Der Kärntner Tabellenführer wird sehr tief und aggressiv verteidigen, zwei engmaschige Viererketten aufbauen und den Zwischenlinienraum konsequenter schließen bzw. enger halten, als es der SC Wiener Neustadt tat. Rapids Kombinationsspiel funktionierte diese Woche erstmals so richtig, aber die Räume vom Mittwoch werden sich am Samstag wesentlich seltener ergeben.
Schaub und Wernitznig müssen zuschauen
Das logische, grob umrissene Rezept: Nicht alles in die Waagschale werfen, den WAC locken und mit mannschaftlich geschlossenem, höchst dynamischem Pressing zuschlagen, anstatt sich mit zu viel Ballbesitz körperlich und mental müde zu spielen. Louis Schaubs Fehlen wird den SK Rapid schmerzen, jedoch sollte sich dies mit dem Ausfall des Wolfsberger Schlüsselspielers Christopher Wernitznig ausgleichen. Der sah nach einem Foul im Schlager gegen Salzburg an Jonatan Soriano Rot und wurde für drei Spiele gesperrt.
Heatmaps by Opta
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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