[ Pressemeldung SK Rapid ]
Eine tieftraurige Nachricht hat den SK Rapid am heutigen Samstagmorgen erreicht. Unser langjähriger Funktionär und Ehrenpräsident Rudolf „Rudi“ Edlinger ist am 21. August nach schwerer Krankheit im 82. Lebensjahr verstorben. Auch wenn er nie ein Tor für Rapid erzielt oder eine grün-weiße Mannschaft als Trainer auf den Platz geschickt hat, ist Rudolf Edlinger eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der jüngeren Vereinsgeschichte des SK Rapid
Über 4.400 Tage, vom 22. Oktober 2001 bis 18. November 2013, war Rudi Edlinger Präsident des österreichischen Rekordmeisters und hat sich dabei zahlreiche Verdienste um den größten und populärsten Sportklub des Landes erworben!
Rudolf Edlinger wurde am 20. Februar 1940 in 9. Wiener Gemeindebezirk mitten in den 2. Weltkrieg hinein geboren und war dem SK Rapid seit jüngsten Jahren verbunden, war er doch bereits ab dem zarten Alter von sechs Jahren Stammgast auf der legendären Pfarrwiese. Selbst als er viel später in hohen und höchsten Ämtern als Politiker – unter anderem von 1997 bis 2000 als Bundesminister für Finanzen der Republik Österreich – tätig war, ließ er sich seinen Terminkalender stets so einteilen, dass er möglichst oft die Heimspiele seiner geliebten Rapid in Hütteldorf oder im Prater verfolgen konnte. 1986 kam er auf Bitten des legendären Anton Benya, später selbst Präsident und Ehrenpräsident beim SCR, ins Kuratorium des SK Rapid und übernahm dort in weiterer Folge auch den Vorsitz. Jener Anton Benya, verstorben im Jahr 2001, schrieb ein Jahr vor seinem Ableben über Rudi Edlinger: „Er ist ein echter Rapidler und Fußball ist auch für ihn die wichtigste Nebensache der Welt geworden.“
Am 22. Oktober 2001 wurde Rudolf Edlinger schließlich erstmals zum Präsidenten seines Herzensklubs gewählt, damals lag Rapid nach 16 Runden unter „Teamchef“ Lothar Matthäus auf Rang 7 der Tabelle und litt der Klub unter einem negativen Eigenkapital von über fünf Millionen Euro, wie Edlinger erst viele Jahre später bestätigen sollte. Von fast allen wurde er belächelt, als er bei seiner Antrittsrede ankündigte, dass „der Meisterteller in drei Jahren wieder dort sein wird, wo er hingehört – nämlich in Hütteldorf.“ Es sollte etwas mehr als drei Jahre dauern, aber im Mai 2005 feierte die Mannschaft, mittlerweile von Josef Hickersberger, den Edlinger im Sommer 2002 als neuen Cheftrainer präsentierte, betreut, schlussendlich den ersten von zwei Meistertiteln in der Amtszeit des gelernten Lithographen. Drei Jahre später sollte unter Peter Pacult die Wiederholung folgen und insgesamt qualifizierte sich die grün-weiße Auswahl in seiner Amtszeit gleich fünfmal für die Gruppenphase von UEFA-Bewerben (Champions-League 2005, Europa-League 2009, 2010, 2012, 2013).
In der „Ära Edlinger“ konnte der Zuschauerschnitt enorm verbessert werden und „explodierte“ förmlich. In Sachen Infrastruktur wurde nicht nur die Komplettüberdachung des Hanappi-Stadions und der Bau der Tiefgarage abgeschlossen (2002), sondern u.a. auch eine längst fällige Rasenheizung (2006) installiert, sowie ein moderner Fanshop (2010) und das Rapideum (2011) eröffnet. Zudem wurde eine zeitgemäße Geschäftsstelle (2007) bezogen. Im Sommer 2012 öffnete ein Trainingszentrum im Ernst-Happel-Stadion, in das über 3 Millionen Euro investiert wurden. Zudem bereiteten das Präsidium und Management des SK Rapid unter Führung von Edlinger die mitentscheidenden Grundlagen für den im Juli 2016 fertig gestellten Neubau eines Stadions am traditionellen Standort in Hütteldorf auf. Im Sommer 2003 gelang es zudem, dass Rudolf Edlinger und der langjährige General Manager Werner Kuhn nach dem völlig überraschenden Ausstieg der Bank Austria mit Wien Energie innerhalb weniger Wochen einen neuen Hauptsponsor, der noch heute an Bord ist, zur Zusammenarbeit gewinnen konnten! Unvergessen bleibt den Rapid-Fans auch das persönliche Engagement von Edlinger bei der Rückholung des Kapitäns der Meistersaison 2004/05, Steffen Hofmann, im Sommer 2006. Es sollte der einzige Transfer bleiben, bei dem er als Präsident selbst federführend tätig war, setzte und vertraute er doch stets auf die Kompetenzen der jeweiligen sportlichen Leitung.
Im November 2014 wurde Rudi Edlinger schließlich per Akklamation zum Ehrenpräsidenten des SK Rapid gewählt, mit seiner mehr als zwölfjährigen Amtszeit ist er der längst dienende Präsident der Klubgeschichte nach Josef Schwarzl (1946 – 1962). „Rudi Edlinger hat immer sein gesamtes Herzblut in seine Tätigkeit als Rapid-Präsident gesteckt und dabei nie seine Menschlichkeit verloren“, sagte sein Nachfolger Michael Krammer schon bei der Laudatio anlässlich der Ernennung von Edlinger zum Ehrenpräsidenten.
Der amtierende Präsident Martin Bruckner meint zum Ableben von Ehrenpräsident Rudolf Edlinger: „Rudi Edlinger hat eine Ära geprägt und war ein Präsident, der ein echtes Vorbild bleibt. Über die Jahre entwickelte sich zwischen uns ein freundschaftliches Verhältnis, er stand stets bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite ohne öffentlich die Arbeit seiner Nachfolger zu beurteilen. Ich habe auch seinen Rat sehr geschätzt und oft angenommen. Seine Verdienste rund um unseren Herzensverein sind nicht hoch genug einzuschätzen. Zudem war er ein glühender Anhänger, bis zuletzt war er, wann immer es sein gesundheitlicher Zustand zugelassen hat, bei den Heimspielen unserer Profimannschaft, aber auch bei der von ihm sehr geschätzten Auswahl des SK Rapid II. Auch bei unseren großen internationalen Nachwuchsturnieren für U9- und U15-Mannschaften, die ebenfalls in seiner Amtszeit ins Leben gerufen wurden, war er ein treuer Besucher. Meine persönliche Anteilnahme und jene des SK Rapid gilt der Familie von Rudi Edlinger, sowie allen Wegbegleitern. Wir werden unserem Ehrenpräsidenten stets ein ehrendes Andenken bewahren“, so Bruckner.
Geschockt von der Nachricht des Ablebens von Rudi Edlinger zeigten sich auch die beiden Geschäftsführer des SK Rapid. So sagt Christoph Peschek: „Rudi Edlinger war ein großer Rapidler und auch eine enorm große menschliche Persönlichkeit. In seine Ära fallen großartige sportliche Erfolge und wichtige infrastrukturelle Maßnahmen und Weichenstellungen. Ich bin noch heute sehr stolz, dass ich seit Beginn meiner Tätigkeiten für den SK Rapid im Jahr 2013 immer auf seine Unterstützung zählen konnte und überaus dankbar für zahlreiche interessante Gespräche und Anekdoten. Heute ist ein trauriger Tag für die gesamte Rapid-Familie, in Gedenken an Rudi werden wir selbstverständlich unser morgiges Heimspiel gegen Ried mit einer Trauerminute beginnen und mit Trauerflor antreten. Unser Klub verliert einen großen Rapidler, unsere Republik einen großen Menschen und Politiker.“
Pescheks Geschäftsführer-Kollege Zoran Barisic ergänzt: „Ich darf Rudi Edlinger als väterlichen Freund bezeichnen, der mich immer unglaublich unterstützt hat. Vorwiegend ihm habe ich zu verdanken, dass ich nach meiner Tätigkeit als Co-Trainer bei der Kampfmannschaft beim SK Rapid weiterarbeiten und viel lernen durfte. Seine Empathie und Menschlichkeit wird fehlen, ich werde immer die besten Erinnerungen an den Ehrenpräsidenten, an meinen Freund Rudi, in meinem Herzen tragen.“
Auch Ehrenkapitän und Rekordspieler Steffen Hofmann trauert um Rudi Edlinger: „Der Präsi, wie ich ihn gerne nannte, war ein einzigartiger Funktionär und vor allem Mensch. Er hat unseren Klub über mehr als ein Jahrzehnt wie ein echter Sir und Gentleman geführt, sich bei Erfolgen nie in den Vordergrund gestellt, in schwierigen Zeiten hingegen immer die Verantwortung in der Öffentlichkeit übernommen. Er persönlich war es, der mich nach meinem kurzen Gastspiel in München im Sommer 2006 zu unserem gemeinsamen Herzensklub zurückgeholt hat und ich durfte mit ihm eine weit über Rapid oder den Fußball hinausgehende Beziehung pflegen. Jedes Gespräch mit ihm war eine Bereicherung, er wurde für mich rasch zu einer Art Wiener Opa. Ich bin ihm für alles, was er für unseren Klub, aber auch mich persönlich getan hat, unendlich dankbar.“
Grün-Weiß trägt Schwarz, die Rapid-Familie trauert. Rudi Edlinger wird fehlen, bei seinem letzten Matchbesuch konnte er sich vor knapp zwei Wochen noch über einen 3:0-Heimsieg seiner Mannschaft gegen den Wolfsberger AC freuen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt der Familie unseres Ehrenpräsidenten.
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