In nicht mal zwei Stunden wird es für den FC Red Bull Salzburg wieder ernst: Der slowakische Vizemeister, der FK Senica (trainiert von Ex-Rapid-Stürmer... Ex-Rapid-Stürmer setzt auf kontrollierte Offensive aus dem Mittelfeld – das ist das Team des FK Senica!

In nicht mal zwei Stunden wird es für den FC Red Bull Salzburg wieder ernst: Der slowakische Vizemeister, der FK Senica (trainiert von Ex-Rapid-Stürmer Stanislav Griga), ist zu Gast in der Bullen-Arena und nachdem wir vorgestern bereits den Verein als solchen vorstellten, schauen wir uns jetzt das Team des slowakischen Europa-League-Hoffnungsträgers genauer an. Hier die große abseits.at-Analyse über den FK Senica!

DER TORHÜTER

Der Einsertormann des FK Senica ist der ehemalige Tschechien- und Türkeilegionär Petr Bolek (27), der auf der Linie als guter Torhüter gilt, jedoch fußballerische Defizite aufweist. In Senica ist er jedoch seit gut 1 ½ Jahren die unumstrittene Nummer Eins. Ersatzkeeper Pavol Kamesch (36), der über sechs Jahre in Zypern spielte wird noch seinen Vertrag aussitzen und dann vermutlich seine Karriere beenden. Er spielt im Team von Senica nur noch eine Rolle, wenn Bolek ausfällt.

DIE ABWEHR

Der Abwehrchef der Slowaken ist der routinierte Ján Gajdosik (32), der einer Abwehr durch seine Ruhe und solides Kopfball- bzw. Zweikampfspiel Sicherheit geben kann, allerdings auch seine Problemchen hat. In erster Linie mit der Schnelligkeit, andererseits weil er erst mit 30 Jahren in die oberste Spielklasse wechselte, zuvor nur zweite oder dritte Liga spielte. Gut möglich, dass er dem Europacup nicht gewachsen ist. Er ist trotz seiner Chefrolle der Innenverteidiger, der mehr Fehler macht.

Weniger hingegen macht der junge Róbert Pillár (20), der eigentlich rechter Verteidiger ist, bei Senica allerdings innen spielt. Seit einem Jahr ist er in der Innenverteidigung der Slowaken gesetzt, absolvierte zudem bereits drei U21-Länderspiele und ein sehr kopfballstarker und auch schneller Innenverteidiger, der zudem torgefährlich ist. Ihm ist in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Auslandstransfer zuzutrauen, im Europacup wird er die Gelegenheit haben, sich für einen solchen zu empfehlen.

Der Rechtsverteidiger ist der Argentinier Nicolas Gorosito (22), der im Winter 2010 über Zweitligaklubs aus Argentinien in die Slowakei wechselte. Gorosito ist ein guter Techniker und körperlich mit seinen 188cm robust. Zudem kann er auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden. Er zeigt immer wieder große Offensivbemühungen, ist in letzter Instanz aber nicht immer effektiv. Der letzte Pass oder seine Flanken kommen nicht selten zu ungenau.

Der linke Verteidiger des FK Senica ist eigentlich Mittelfeldspieler, wurde aber über die letzten Jahre immer weiter zurückgezogen: Ales Urbánek (31) spielte für Sigma Olomouc und Sparta Prag im Mittelfeld, stand zudem kurz bei Spartak Moskau unter Vertrag und kam über Petrzalka, Slavia Prag und den 1.FC Slovácko nach Senica. Urbánek ist eine der Neuverpflichtungen, spielte bisher erst zwei Spiele für den slowakischen Vizemeister, ist auf der linken Abwehrposition gesetzt und zeigte in den ersten beiden Partien abgeklärte, trockene Leistungen. Im Gesamtpaket ist Urbánek der bessere der beiden Senica-Außenverteidiger.

Der erste Ersatzmann für die Position in der Innenverteidigung ist Ivan Hladik (18), der im letzten Meisterschaftsspiel bei Slovan Bratislava (2:3) auch zum Einsatz kam, weil Gajdosik nach 40 Minuten mit einer roten Karte vom Platz musste. Hladik ist 195cm groß, aber sehr schlank, hat noch keine perfekte Balance, ist aber ein kopfballstarker Turm, den man durchaus bringen kann. Allerdings – sofern möglich – nicht statt Gajdosik, da die Innenverteidigung sonst eindeutig zu unerfahren wäre und das Spiel von hinten heraus zu unordentlich werden könnte. Der vierte Innenverteidiger Martin Komárek (26) spielt in den Planungen von Trainer Stanislav Griga (der eine Saison für Rapid spielte) keine Rolle mehr. Sein Vertrag „rollt“ derzeit und der SV Grödig hat bereits Interesse am 189cm großen Tschechen geäußert. Auch Juraj Krizko (25), ebenfalls Innenverteidiger, wird keine Rolle mehr spielen.

Das einzige klassische Backup für die Außenverteidigerpositionen ist der Rechtsfuß Peter Petrán (30). Der offensiv schwache Abwehrspieler war Zeit seiner Karriere Ergänzungsspieler und wird es auch 2011/12 in Senica bleiben. Letzte Saison brachte er es nur auf vier Einsätze.

DAS MITTELFELD

Der FK Senica praktiziert entweder ein 4-4-2 (häufiger) oder ein 4-1-4-1 (seltener, aber eher gegen starke Gegner). Wenn das Team mit einem 4-1-4-1 aufläuft sind die beiden nominell offensiv-zentralen Mittelfeldspieler meist auch Spieler, die ihre Grundausrichtung eher defensiv anlegen. Der nominelle defensive Mittelfeldspieler spielt quasi einen Vorstopper, der in Rückwärtsbewegung fast zu einem dritten Innenverteidiger wird. Diesen Part übernimmt Tomás Strnad (30), der eigentlich ein linker Verteidiger ist, aber bei Senica auf der defensiven Mittelfeldposition um Einsatz kommt. Er gilt als knallharter Zweikämpfer, der in jedes Duell, auch in der Luft, mit sehr viel Power reingeht. Er wäre ein unangenehmer direkter Gegenspieler, dem man jedoch mit Schnelligkeit und hohem Tempo in Ballbesitz zusetzen kann.

Wie bereits beschrieben sind auch die anderen beiden zentralen Mittelfeldspieler keine besonders offensiven Kicker, sondern solche, die die offensiv starken Flügelspieler in Szene setzen sollen und die Mitte durch zahlreiche gewonnene Zweikämpfe ordnen sollen. Einer von ihnen ist Tomás Kóna (27). Er ist technisch gut, hat das Auge für seine Mitspieler und räumt auch defensiv einiges ab. Im März debütierte er im slowakischen Nationalteam, für das er sich nicht etwa von Sparta Prag aus empfahl, wo er drei Jahre lang spielte, sondern eben über Senica. Er ist die technische Schaltstelle im Mittelfeld der Slowaken und zudem ein nicht ungefährlicher Distanzschütze.

Neben ihm spielt mit dem Südafrikaner Bridget Motha (25) eine totale Unbekannte. Er kam erst vor zwei Monaten aus Kapstadt und hat in Senica seine erste Europastation, nachdem er bis vor 1 ½ Jahren nur „College Soccer“ in Pretoria spielte. Motha hat seine Stärken auch eher im defensiven bzw. läuferischen Bereich, legt während eines Spiels wohl von allen Senica-Akteuren die meisten Meter zurück. Die Senica-Fans können ihn spielerisch allerdings bisher auch schwer einschätzen.

Im linken Mittelfeld ist mit Ján Kalabiska (24) eine Neuverpflichtung aus Tschechien gesetzt. Der Flügelspieler, der gerne bis zur Grundlinie geht, aber auch hie und da selbst den Abschluss sucht, kam aus Brünn, ist torgefährlich und technisch solide. Gleich bei seinem Debüt traf er für den FK Senica. Dennoch ist Kalabiska kein Spieler vor dem man Angst haben muss, wenn man konsequent gegen ihn verteidigt.

Ein heißer Kandidat für die rechte Seite ist Juraj Piroska (24), der bei Senica in den letzten zwei Jahren vom Angreifer zu einem klassischen rechten Flügel umgelernt wurde. In den letzten beiden Saisonen erzielte er 13 Tore für seinen Klub und zeigte als Stammkraft im rechten Mittelfeld sehr dynamische Leistungen. Piroska fällt durch seine Schnelligkeit und seinen Zug aufs Tor auf, auch wenn er im Abschluss teilweise Aufholbedarf hat. Im März debütierte er ebenso wie Kóna im Nationalteam, für das er bisher zwei Partien absolvierte. Der zweite Kandidat für die Position des rechten Mittelfeldspielers ist der Holländer Stef Wijlaars (22), der vor etwa einem Jahr aus Den Bosch kam und ein eher defensiv ausgerichteter Rechtsfuß ist, der bisher über den Status als Ergänzungsspieler nicht hinaus kam. Er wird eher auf der Bank Platz nehmen, Piroska ist in der Teamhierarchie doch ein gutes Stück über ihm anzusiedeln.

Der Ersatzmann für die linke Seite ist der routinierte Martin Durica (30), der bereits fünf Länderspiele für die Slowakei absolvierte (allerdings zwischen 2003 und 2004) und sehr erfolgreich für den MSK Zilina spielte. Seit einem Jahr kickt er nun in Senica, hat aber immer wieder Probleme mit Fitness und Verletzungen. Er ist der klassische Einwechselspieler, wenn Trainer Stanislav Griga ein Ergebnis absichern will. Er nimmt offensiv kein großes Risiko und spielt auch auf Halbpositionen solide.

Weitere Alternativen für das zentrale Mittelfeld:
• Luis Fernando Furtado de Oliveira, genannt Bolinha (20). Er kam im Sommer 2010 als einer von zwei Brasilianern nach Senica – im Grunde konnten sich beide nicht durchsetzen, aber Bolinha noch mehr als Kaká, der heuer keine Rolle mehr spielen wird. Bolinha ist ein typischer brasilianischer Mittelfeldspieler, technisch gut, wendig, mit Zug zum Tor und einem guten linken Fuß – aber sehr zweikampfschwach und oft leichtfüßig.
Petr Síma (28) kam leihweise aus Budweis, wo er über drei Jahre Stammspieler für den SK Ceske Budejovice war. Er machte allerdings nur die halbe Vorbereitung mit und war daher noch in keinem Matchkader. Der 181cm große Mittelfeldspieler ist ausschließlich im defensiven Bereich einzusetzen.
• Der wohl flexibelste Ersatzmann fürs defensive Mittelfeld ist Jiri Valenta (23), der ebenfalls leihweise aus Tschechien kam. Valenta spielte zuvor für den 1.FC Slovacko und den FK Jablonec, wurde aber nach Senica ebenfalls eher als Ergänzungsspieler geholt. Er ist derzeit körperlich weiter als Sima, spielerisch sollte aber Sima Vorteile gegenüber Valenta haben.

Übrigens: Zuletzt praktizierte Griga erstmals ein 4-2-3-1, in dem er Kóna und Motha als defensive Mittelfeldspieler aufbot und Piroska auf der Zehnerposition brachte. Die Flügeln hinter Solostürmer Kroupa beackerten Kalabiska links und Hosek, über den es später noch mehr Infos gibt, rechts.

DER ANGRIFF

Nach dem Abgang von Ondrej Smetana muss sich die Speerspitze des FK Senica erst mal neu finden. Der erste Angreifer der Slowaken ist Karel Kroupa (31), der in einem 4-1-4-1 oder einem 4-2-3-1 als Solospitze agiert und in einem 4-4-2 ohnehin gesetzt ist. Kroupa ist der direkte Ersatz für Smetana und erzielte in der vergangenen Saison für Ruzomberok (erste Saisonhälfte) und den FC Zlín (zweite Saisonhälfte) elf Tore. In der Saison zuvor machte er 14 Tore für Zlín. In seinen ersten beiden Spielen für Senica fiel der tschechische Strafraumstürmer bereits ordentlich auf: In seinem ersten Spiel gegen Tatran Presov erzielte er sein erstes Tor, in seinem zweiten Spiel gegen Slovan Bratislava allerdings sein erstes Eigentor. Kroupa ist ein behäbiger, langsamer Stürmer, allerdings sehr durchschlagskräftig und stark im Abschluss. Er erzielte seine Tore nahezu ausschließlich von innerhalb des Strafraums.

Eigentlich ist auch der junge Petr Hosek (22) ein Angreifer, doch zuletzt kam er immer wieder als rechter Mittelfeldspieler zum Einsatz, wo Senica derzeit im Allgemeinen ein Überangebot hat. Für Senica absolvierte Hosek bisher 15 Spiele, in denen er vier Treffer erzielten konnte. Der junge Tscheche(übrigens einer von zehn im Kader des FK Senica) gilt als schneller, technisch guter Offensivspieler.

Ersatzmann im Angriff ist der Mittelstürmer Roland Stevko (28), der nach einem Leihgeschäft von Tatran Presov, wo er fast nicht zum Einsatz kam, zu Senica zurückkehrt. Der ehemalige Ruzomberok-Bomber (39 Tore in den Jahren 2002 bis Sommer 2005), erzielte seit Sommer 2005 insgesamt nur noch sieben Tore.

FORMATION & TAKTIK

Am Häufigsten spielt der FK Senica mit einem klassischen 4-4-2, zuletzt versuchte Trainer Griga, einerseits wegen des Überangebots im Mittelfeld, andererseits wegen seiner akuten Stürmerknappheit, das 4-2-3-1 zu forcieren. Aber gegen stärkere Gegner wird der Trainer der Slowaken eher an einem vorsichtigen System festhalten und somit ist es zu erwarten, dass er gegen Red Bull Salzburg mit einem 4-1-4-1 spielen lassen wird.

Dieses System wäre von defensiv soliden zentralen Mittelfeldspielern geprägt, auf den Seiten wird er auf Schnelligkeit setzen, wobei Hosek und Piroska sich um den Platz auf der rechten Seite streiten würden, Kalabiska links gesetzt ist und Kroupa als Solospitze zum Einsatz kommen wird. Die Abwehr steht, ist nahezu unumstößlich, sofern sich niemand verletzt.

Man darf gegen Red Bull Salzburg von der Aufstellung ausgehen, mit der Trainer Griga auch schon am 23.Juli bei der 2:3-Niederlage gegen Slovan Bratislava spielen ließ (Klick um die Grafik zu vergrößern):

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FAZIT

Senica ist eine für slowakische Verhältnisse solide Mannschaft – das allerdings zu einer Zeit, in der die slowakische Liga keine hohe Qualität aufweist. Das Mittelfeld ist dicht besetzt, jedoch vor allem zentral nicht sehr flexibel – es fehlt ein echter Chef, den momentan Kóna abgibt, der jedoch offensiv nicht stark genug ist. Der neue Stürmer Kroupa ist „abmontierbar“ und auch die Abwehr hat ihre Schwächen.

Der abseits.at-Tipp: Salzburg gewinnt beide Spiele gegen slowakischen Vizemeister. Zu Hause gibt’s einen 1:0-Sieg, auswärts nutzt man seine Räume um zu kontern und gewinnt 2:1.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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