Expected-Goal-Werte zum 15. Spieltag 2019/20
Bundesliga 27.November.2019 Stefan Karger
Wir lassen nach jedem Spieltag die jeweilige Bundesliga-Runde in einer kompakten Form Revue passieren, wobei wir den Schwerpunkt auf die Expected-Goal-Statistiken legen. Alle Daten stammen von Wyscout S.p.a.
WAC dominiert Mattersburg nach Belieben
Der Struber-Abgang schien die WAC-Mannschaft nicht groß zu beschäftigen, denn die Kärntner weisen im Auswärtsspiel gegen Mattersburg fantastische Statistiken auf. Aus Sicht der Burgenländer lauten die Expected-Goal-Werte 0.4:2.87! Die Hausherren hatten über die gesamten 90 Minuten nur fünf Schussversuche, von denen nur ein einziger aufs gegnerische Tor ging. Der WAC schoss insgesamt 21 Mal aufs gegnerische Tor, wobei zehn Versuche für Torhüter Markus Kuster gefährlich wurden. Der WAC schraubte damit seine xG-Werte in dieser Saison auf 2.25:1.22 nach oben und demonstrierte wieder einmal eindrucksvoll, dass das Team nicht zufällig auf dem dritten Tabellenplatz steht. Beeindruckend ist zudem, dass Stammspieler wie Michael Liendl, Marcel Ritzmaier und Mario Leitgeb in der gesamten Saison keinerlei Verschnaufpausen benötigen und im jeden Ligaspiel an ihre Grenzen gehen können. Im Westen Wiens wird man mit ein wenig Neid auf die Verletztenliste der Wolfsberger schauen.
Überraschende Zahlen in Salzburg
Das 2:2-Unentschieden zwischen dem Serienmeister aus Salzburg und dem SKN St. Pölten war sicherlich die Überraschung des 15. Spieltags! Auch die Expected-Goal-Werte sind ein wenig überraschend, denn aus der Sicht der Salzburger lauten diese 4.11:2.08. Die Salzburger erreichten damit ihren zweithöchsten xG-Wert in dieser Bundesliga-Saison – lediglich beim 7:2-Sieg gegen Hartberg kam Jesse Marschs Truppe auf einen xG-Wert von 5.62. Die Hausherren blieben mit den beiden erzielten Treffern also recht deutlich hinter der Erwartung zurück und ließen außerdem zu viele Chancen zu. Wer hätte gedacht, dass die Niederösterreicher auswärts auf fast den gleichen xG-Wert kommen, wie der WAC im Heimspiel eine Runde davor. Selbst wenn man bedenkt, dass der (zurecht) verhängte Elfmeter den Wert der Gästemannschaft um 0.76 Punkte in die Höhe katapultiert, ist ein xG-Wert von 2.08 auswärts gegen die Salzburger aller Ehren wert. Der SK Rapid kam bei der knappen 2:3-Niederlage vor vier Runden beispielsweise nur auf einen Wert von 0.61. Salzburg muss sich in jedem Fall in der Defensive ein wenig stabilisieren, insbesondere bei den weiteren internationalen Aufgaben. Die Mozartstädter dürfen aber auch nicht die heimische Meisterschaft auf die leichte Schulter nehmen, denn der LASK leistet sich kaum Ausrutscher und liegt nur einen Punkt hinter Salzburg.
LASK tut sich schwer, lässt aber wenig zu
Der LASK konnte sich den 2:0-Auswätssieg gegen die WSG Tirol erst in der Schlussphase sichern. Die Hausherren standen in der Defensive äußerst kompakt und die Oberösterreicher konnten erst in der 79. Minute aus der optischen Überlegenheit Kapital schlagen, als Michorl mit dem ersten Treffer der Partie seine Mannschaft auf die Gewinnerstraße brachte. Aus Sicht der Tiroler lauten die xG-Werte 0.52:1.21. Auffällig, aber mittlerweile keinesfalls überraschend ist, dass der LASK wieder einmal sehr wenig zuließ. Nach 15 Runden kommen die Gegner des LASK in der Liga im Schnitt nur auf einen xG-Wert von 0.73, womit der LASK klar die defensivstärkste Mannschaft der Liga ist (Salzburgs Gegner haben einen Schnitt von 1.11).
Zu wenige Torchancen in Hütteldorf
Nach der geschlagenen Präsidentenwahl wird in Hütteldorf hoffentlich wieder vermehrt der sportliche Aspekt im Mittelpunkt stehen. Mit dem 1:1-Unentschieden gegen Sturm können die Hausherren jedenfalls kaum zufrieden sein, zumal auch die xG-Werte bestätigen, dass im Weststadion nicht viel los war. Aus Sicht der Hütteldorfer lauten die Expected-Goal-Werte nämlich 0.47:0.76. Dies muss als Rückschritt angesehen werden, denn in den neun Bundesliga-Runden davor hatte der SK Rapid nur gegen die Salzburger einen negativen xG-Wert! Außerdem ist ein xG-Wert von 0.47 vor heimischem Publikum weit unter dem Anspruch, den der SK Rapid eigentlich haben sollte. Im Schnitt schießen die Hütteldorfer 14.13 Mal auf das gegnerische Tor, gegen Sturm sahen die Fans nur neun Schussversuche. Als Milderungsgrund kann man sicherlich die unheimliche Verletztungsserie beim SK Rapid anführen. Didi Kühbauer muss auf insgesamt neun Akteure verzichten, wobei drei der jüngsten Verletzungen im Spiel gegen die Grazer passierten. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison waren alle drei Wechsel der Grün-Weißen aufgrund von Verletzungen erzwungen.
Die Austria kommt nicht vom Fleck
Während der Stadtrivale aus dem Westen Wiens mit dem Punkt gegen Sturm noch halbwegs leben wird können, ist das torlose Unentschieden der Wiener Austria gegen die Admira einfach zu wenig. Die Veilchen haben nun acht Punkte Rückstand auf den sechsten Platz, der sich in den verbleibenden sieben Runden nur schwer aufholen wird lassen. Neben der angespannten finanziellen Lage ist der sportliche Ausblick bitter, denn die Expected-Goal-Werte über die gesamte Saison sprechen eine deutliche Sprache. Nach dem 0:0 in der Südstadt lauten die Werte nach 15 Runden 1.07:1.62 – die Austria ist mit dem siebten Platz also keinesfalls schlecht bedient aktuell (Altach liegt beispielsweise mit Werten von 1.27:1.46 auf Platz 10). Aus Sicht der Admira lauten die xG-Werte in der Partie gegen die Austria 1.34:1.00. Beide Teams schossen achtmal aufs gegnerische Tor, wobei jeweils drei Schüsse aufs Tor gingen. Auch der Ballbesitz ist fast komplett ausgeglichen – das Unentschieden ging alles in allem in Ordnung. Unser Austria-Experte Dalibor Babic analysierte diese Partie für uns und verfasste auch Spielerbewertungen.
Hartberger drehen Partie
Eine äußerst kuriose Partie vom Spielverlauf her gab es in Hartberg zu sehen. Altach ging durch Emir Karic nach sechs Minuten in Führung und spielte ab der 30. Minute mit einem Mann mehr da Rasswalder die gelb-rote Karte bekam. Die Hausherren drehten die Partie allerdings und gewannen nach Toren von Andreas Liehnhart und Bakary Nimaga mit 2:1. Die xG-Werte lauten aus der Sicht der Steirer 1.14:1.70. Es ist nicht das erste Mal, dass Altach trotz der besseren Expected-Goal-Werte als Verlierer vom Platz gehen muss. Altach hatte mit 20 Schussversuchen fast doppelt so viele wie die Hartberger.
Stefan Karger
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