Expected-Goal-Werte zum 19. Spieltag 2019/20
Bundesliga 19.Februar.2020 Stefan Karger
Wir lassen nach jedem Spieltag die jeweilige Bundesliga-Runde in einer kompakten Form Revue passieren, wobei wir den Schwerpunkt auf die Expected-Goal-Statistiken legen. Alle Daten stammen von Wyscout S.p.a.
LASK übernimmt Tabellenführung
Der LASK-Auswärtssieg gegen RB Salzburg war diese Woche unsere Überraschung des Spieltags. Valerien Ismaels Mannschaft setzte sich nach einer beherzten Leistung mit 3:2 durch und gewann damit auch das zehnte Auswärtsspiel in dieser Saison! Während die Linzer ihre Serie ausbauen, wurde eine noch längere Serie beendet, denn RB Salzburg musste in der Meisterschaft nach 52 ungeschlagenen Heimspielen zum ersten Mal wieder als Verlierer vom Platz gehen. Das letzte Mal wurden die Salzburg-Anhänger bei einem Liga-Heimspiel im November 2016 Zeugen einer Niederlage, als ihr Verein mit 0:1 gegen die Admira verlor. Der LASK eroberte mit dem Sieg die Tabellenführung und setzte ein klares Zeichen, dass die Meisterschaft in diesem Jahr wohl nicht besonders frühzeitig entschieden wird.
Valerien Ismaels Mannschaft kam auf neun Schussversuche, von denen nur vier auf das gegnerische Tor gingen, womit die drei Treffer durchaus als effizient bezeichnet werden können. Die Salzburger kamen auf 14 Torschüsse, wobei die Hälfte der Versuche auf das Tor ging. RB Salzburg hatte mit 58% mehr Ballbesitz als der Gegner und mit 1,99:1,22 auch die besseren Expected-Goal-Werte! Während die Hausherren also beinahe exakt so oft trafen wie es das xG-Modell es erwartete, haben die Linzer über den Erwartungen agiert. Auffallend ist aber auch, dass die Salzburger von den 192 nach vorne gespielten Pässen nur 102 an den Mann brachten (53,13%). Im Normalfall kommen die Salzburger hier auf Werte zwischen 60 und 70 Prozent, mit Ausreißern nach oben, wie etwa beim 5:1-Sieg gegen die WSG Tirol, wo starke 79,2% der vertikalen Pässe ankamen. Dies zeigt, dass der LASK wieder einmal stark im Pressing agierte und dem Gegner in der Vorwärtsbewegung kaum offene Räume für Vertikalpässe anbot.
Altach verspielt Vorsprung gegen die Austria
Die Wiener Austria holte in Altach einen 0:2-Rückstand auf und trat nach den 90 Minuten immerhin mit einem Punkt im Gepäck die Heimreise an. Zu diesem Spiel verfassten wir bereits eine ausführliche Analyse sowie Spielerbewertungen. Die Vorarlberger liegen bei der Expected-Goal-Statistik in diesem Spiel mit 1,51:0,99 vorne. Es zieht sich bei der Mannschaft aus dem Ländle ein wenig wie ein roter Faden durch die Saison durch, dass man oftmals trotz der besseren xG-Werte nicht drei Punkte einfährt.
Feldhofer siegt bei WAC-Debüt
Der Wolfsberger AC gewann verdient gegen Hartberg mit 3:0, wobei alle Treffer in den zweiten 45 Minuten fielen. Ein Doppelschlag von Michael Novak und Shon Weissman in der 48. bzw. 49. Minute entschied die Partie rasch nach Wiederanpfiff. Weissman war auch in der 82. Minute für den Treffer zum 3:0-Endstand verantwortlich und steht nun bereits bei starken 19 Saisontoren! Der WAC schoss in dieser Saison in der Liga im Schnitt 16,7 Mal auf das gegnerische Tor – zum Frühjahrsauftakt gegen Hartberg zeigten sich die Spieler der Heimmannschaft in Schusslaune und feuerten 24 Versuche ab. Der Gegner versuchte sieben Mal mit einem Schuss sein Glück, brachte den Ball allerdings nur einmal aufs gegnerische Tor. Der WAC kam auf 65,6% Ballbesitz und es verwundert wohl niemanden, dass die Kärntner auch im Expected-Goal-Modell mit 1,83:0,77 vorne liegen.
Mattersburg schockt Sturm
Für den SK Sturm verlief das neue Kalenderjahr bisher mehr als durchwachsen. Nach der Cup-Niederlage gegen den LASK verlor man nun überraschend das Heimspiel gegen den SV Mattersburg mit 1:2, wobei sich Andreas Gruber auf der Seite der Gäste mit einem Doppelpack für beide Treffer verantwortlich zeigte. Den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielte der eingewechselte Jakob Jantscher mit einem sehenswerten Freistoß. Trainer Nestor El Maestro geriet bei den Fans in Kritik, da nach dem Rückstand einerseits wie so oft kein „Plan B“ zu erkennen war und zudem die Wechsel nur schwer nachvollziehbar waren. Jantscher wurde nach 26 Minuten für den jungen Tobias Koch eingewechselt, obwohl Christoph Leitgeb in der Mittelfeldzentrale wesentlich schwächer agierte und mit einem leichtfertigen Ballverlust auch einen Treffer verschuldete. In der 83. Minute, als die Sturm-Mannschaft verzweifelt dem Ausgleich nachlief, kam schließlich Thomas Schrammel auf der linken Abwehrseite für den jungen Vincent Trummer ins Spiel.
Die Expected-Goal-Werte sind recht ausgeglichen, wobei der SK Sturm mit 2,04:1,88 knapp die Nase vorne hat. Die Hausherren hatten mehr Schussversuche, brachten allerdings weniger Versuche aufs gegnerische Tor als der Gegner. Der Ballbesitz war fast ausgeglichen, was den Sturm-Funktionären bei einem Heimspiel gegen den SV Mattersburg auch zu denken geben sollte. Ein Sturm-Fan meinte nach der Partie: „Gegen Mattersburg mit hohen Bällen zu agieren, ist im Prinzip wie das Einreichen einer Kündigung.“
Punkteteilung in der NV Arena
Der SKN St. Pölten und die Admira trennten sich am Sonntag mit einem 2:2-Unentschieden, wobei alle vier Treffer in der zweiten Halbzeit fielen. Die Hausherren gingen nach Toren von Hofbauer und Pak mit 2:0 in Führung, ehe Bakis in der 77. Minute und Kerschbaumer knapp vor dem Schlusspfiff jeweils einen Treffer für die Gäste beisteuerten und so die Punkteteilung besiegelten. Obwohl die Gastgeber den Sieg vor Augen hatten, war das Unentschieden keineswegs unverdient, da die Admira die besseren Chancen vorfand. Laut dem Expected-Goal-Modell von 0,61:1,77 kann sich der SKN St. Pölten glücklich schätzen diese Partie nicht verloren zu haben.
Rapid-Heimsieg bei Marek-Abschied
Nach 599 Heimspielen in Serie gab Andy Marek aus gesundheitlichen Gründen beim Spiel gegen die WSG Tirol seine Abschiedsvorstellung, die mit einem 2:0-Sieg für die Hausherren endete. Ullman sorgte mit einem Treffer in der ersten Minute für einen Blitzstart und Taxi Fountas nutzte einen haarsträubenden Fehler seines Landsmanns Thanos Petsos in der 41. Minute für einen weiteren Treffer aus. Während die gezeigte Leistung in der ersten Halbzeit zwischen gut und anständig eingestuft werden kann, erfolgte in den zweiten 45 Minuten ein unerklärlicher Rückfall, den auch Rapid-Kapitän Stefan Schwab in einem Interview nach dem Spiel kritisierte. Die Hütteldorfer können sich glücklich schätzen kein Tor kassiert zu haben, denn im Laufe der zweiten Halbzeit holten die Tiroler im Expected-Goal-Modell, das mit 1,38:1,30 ingesamt ausgeglichen ausfiel, enorm auf.
Die schwarze Linie steht für die xG-Werte des SK Rapid, die blaue Linie zeigt die xG-Werte der Gäste an. Wir sehen wie die WSG Tirol im Laufe der zweiten Halbzeit immer gefährlicher wurde, während von den Hausherren nicht mehr viel kam.
Stefan Karger
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