In den letzten 2 ½ Jahren wechselten zahlreiche Kicker aus der österreichischen Liga ins Ausland – und ihre Spur verlief sich zum Teil sehr... Exporte und Weltenbummler (3) – Die neuen Klubs der tipp3 Bundesliga Kicker der letzten Jahre

In den letzten 2 ½ Jahren wechselten zahlreiche Kicker aus der österreichischen Liga ins Ausland – und ihre Spur verlief sich zum Teil sehr schnell. Die meisten Medien verzichten nach dem Transfer auf weiterführende Informationen zum Verbleib der Spieler. Wir nehmen die Exporte und Reisenden der letzten 2 ½ Jahre unter die Lupe und werfen unseren Blick dabei speziell an den heimischen Top-Transfers Junuzovic, Baumgartlinger, Janko & Co. vorbei.

Zypern statt Burgenland

In Ansätzen bewies der Kroate Ivan Parlov beim SV Mattersburg, dass er ein technisch guter Fußballer ist. Dennoch konnte sich der 28-Jährige zentrale Mittelfeldspieler nie richtig gegen Manuel Seidl durchsetzen und so wechselte er nach einer kurzen Zeit der Vereinslosigkeit nach Zypern zu Apollon Limassol, das 2006 noch zyprischer Meister wurde und danach immer zwischen den Rängen 4 und 6 pendelte. In einem Team mit 15 Legionären spielte sich Parlov Anfang November in die Stammelf des aktuellen Tabellenvierten und erzielte auch schon zwei Tore für sein neues Team.

Heimkehr mit 35

In der Saison 2009/10 war der Ungar Robert Waltner Top-Torjäger des SV Mattersburg. Der Mittelstürmer konnte im Burgenland nach seinem Wechsel von Zalaegerszeg zum SVM überzeugen, wurde aber bereits eine Saison später wieder weitgehend aus der ersten Elf verdrängt. In der vergangenen Saison stand Waltner länger im Aufgebot des Mattersburger Amateurteams als in der Kampfmannschaft und so folgte im Sommer 2012 die Rückkehr nach Ungarn. Der 184cm große Angreifer steht nun bei Kaposvár in Südungarn unter Vertrag, wo er bisher aber erst viermal zum Einsatz kam und erst einen Treffer erzielte. Die Karriere des ehemaligen Goalgetters dürfte langsam zu Ende gehen…

Nach sieben Jahren wieder in der Slowakei

Über den FC Stadlau wechselte Innenverteidiger Peter Chrappan  im Sommer 2009 zum SV Mattersburg und etablierte sich eher unerwartet bereits nach einem halben Jahr in der Stammelf der Burgenländer. Nach einer durchwachsenen Saison 2010/11 folgte der Wechsel nach Aserbaidschan zu Inter Baku, wo Chrappan mit Ex-Sturm-Legionär Ilia Kandelaki zusammenspielte. Seit Beginn der neuen Saison kickt der 191cm große Abwehrspieler in seiner slowakischen Heimat für Banská Bystrica, wo er sich heuer voraussichtlich mit allen Mitteln gegen einen drohenden Abstieg stemmen muss.

Der obligatorische Wechsel in die Türkei

Im Jahr 2006 war der damals 21-jährige Flügelflitzer Cem Atan noch eine der heißesten Aktien am österreichischen Transfermarkt. Disziplinäre Probleme und ein mittlerweile fast legendärer, weil unappetitlicher Discobesuch stellten den heute 27-Jährigen aber aufs Abstellgleis und nach Beendigung seines Mattersburg-Engagements im Sommer 2010 folgten zahlreiche Transfers: Zunächst ging es ein halbes – und erfolgloses – Jahr zu Genclerbirligi in die Türkei, danach ein halbes Jahr zum LASK, wo Atan noch mehr enttäuschte. Auch in Hartberg, wo er 2011/12 unter Vertrag stand, stach er nie heraus. Zu Beginn der neuen Saison wechselte Atan in die Türkei zu Pursaklarspor. Beim drittklassigen Vorortklub aus Ankara ist Atan gesetzt und spielt derzeit um den Aufstieg in die zweite türkische Liga.

Zum dritten Mal nach Alajuela

Seine auffälligste Zeit in Österreich hatte der 34-jährige Offensivmann Froylan Ledezma 2006 beim SCR Altach. Danach kickte der 16-fache Teamspieler aus Costa Rica mit Unterbrechungen drei Jahre lang bei der Admira. Ebenso wie seine Engagements beim FC Augsburg, in Griechenland, Bolivien und Paraguay, war auch Ledezmas Admira-Zeit kaum von Erfolg gekrönt und so entschied er sich im vergangenen Winter für eine Rückkehr zu seinem Stammklub Alajuelense, bei dem er nun schon zum dritten Mal unter Vertrag steht. Letzte Saison traf Ledezma einmal in vier Spielen, in der neuen Saison nimmt er jedoch zumeist auf der Tribüne Platz.

Einstiger Kanada-Held als Stammspieler in Ungarn

Der 25-jährige Leobener Michael Stanislaw war bei der U20-WM in Kanada 2007 eine der weniger schillernden, aber dennoch wichtigen Figuren. Im Anschluss an das erfolgreiche Nachwuchsturnier, bei dem Österreich Vierter wurde, etablierte sich Stanislaw als Stammspieler beim SC Wiener Neustadt. Nach enttäuschenden drei Jahren als Ergänzungsspieler wurde der defensive Mittelfeldspieler in der Saison 2011/12 wieder zum Stammspieler, verließ den Verein zum Saisonende jedoch ablösefrei und wechselte zum ungarischen Aufsteiger Egri FC unweit der slowakischen Grenze. Mit nur elf Punkten aus 17 Spielen dürfte das Team aus Eger bereits jetzt als Absteiger feststehen (acht Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz). Stanislaw ist im Mittelfeld des kleinen ungarischen Vereins gesetzt und absolvierte heuer bereits 14 Spiele.

Solide Leistungen an der Schwarzmeerküste

Einer der erfolgreichen österreichischen „Legionärsexporte“ der letzten Jahre ist der slowenische Torhüter Saso Fornezzi. In Österreich spielte der heute 29-jährige Keeper für Kapfenberg, den GAK, die Wiener Austria und zuletzt Wiener Neustadt, wo er zu einem der besten Keeper der Liga avancierte. Im Sommer 2011 wechselte Fornezzi in die Türkei zu Orduspor, wo er ebenfalls auf Anhieb Stammtorhüter wurde und es weiterhin ist. Ordu ist derzeit Elfter, muss voraussichtlich gegen Abstieg spielen, hat aber den Vorteil weniger Gegentore für sich, was auch ein Verdienst des Slowenen ist. In den bisherigen 15 Ligaspielen musste Fornezzi nur 18-mal hinter sich greifen.

Ein bisschen Stehgeigen zum Ausklingen der Karriere

Er hat einfach nicht genug: Schon beim FC Wacker Innsbruck und in Wiener Neustadt galt der Tscheche Vaclav Kolousek als brillanter Techniker. In seiner Zeit bei Slovan Liberec und dem italienischen Klub Salernitana trickste sich der Spielmacher sogar kurzzeitig ins tschechische Nationalteam. Der filigrane Mittelfeldspieler, der vor etwa zehn Jahren an Leukämie erkrankte und vollständig geheilt wurde, wechselte im Sommer 2011 zu Zbrojovka Brno in die zweite tschechische Liga und wagte im Sommer 2012 sogar noch den Sprung in Tschechiens höchste Spielklasse, wo er aktuell bei Vysocina Jihlava eine treibende Kraft und Führungsperson ist. Im Oktober erlitt Kolousek, mittlerweile 36 Jahre alt, einen Muskelbündelriss, von dem er sich noch immer erholt.

In den Osten, möglichst weit

Von 2008 bis 2010 erzielte der mazedonische Stürmer Mensur Kurtisi (26) neun Ligatore für den SC Wiener Neustadt. Sein weiterer Weg führte ihn in fußballexotische Gefilde: 2010/11 kickte Kurtisi, der es immerhin auf zwei Länderspiele für Mazedonien brachte, in Saudi-Arabien für Al-Taawon, wo er vier Tore in 13 Spielen erzielte. Kurz darauf machte Kurtisi noch einen kleinen Abstecher in die Vereinigten Arabischen Emirate zu Al-Shabaab, wo er in seinem ersten Spiel einen Hattrick erzielte. 2011/12 ging es erstmals zum Brötchenverdienen in seine Heimat: Beim FK Shkendija 79 aus Tetovo traf er fünfmal in 14 Spielen. Kurze Zeit später wechselte er nach Zentralasien zum kasachischen Klub Tobol Qostanai und fast in den Iran zu Perspolis, was jedoch nicht zustande kam. Mittlerweile kehrte der Mazedonier wieder zu Shkendija zurück.

Nettes Detail am Rande: Kurtisi besitzt auch einen österreichischen Reisepass und beim Transkribieren seines Namens kam es zu einem Fehler, wegen dem sein eigentlicher Name all die Jahre falsch ausgesprochen wurde. Eigentlich heißt der 26-jährige Offensivmann, der im Rapid-Nachwuchs spielte, Mensur Kurtischi…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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